Hagen. . Pudelmütze im Sommer, dazu eine Spielzeugpistole - die Ausrüstung, mit der ein Bankräuber zur Tat schritt, war alles andere als professionell. 2370 Euro erbeutete er bei seiner Tat. Nun musste sich der Mann vor Gericht verantworten. Und fand dort einen Richter, der Milde walten ließ.
Der Räuber, der am 8. August 2012 die Sparkasse in Boele überfiel: Noch dümmer geht’s nimmer. „Seine Vorgehensweise war alles andere als professionell“, drückte es Vorsitzender Richter Marcus Teich vornehmer aus, verhängte gestern mit seiner Kammer milde vier Jahre Haft gegen Diego M.-N. (33).
Der Mann soll aber zunächst in einer Entziehungsanstalt untergebracht werden, um von verschiedenen Süchten loszukommen. „Wir hoffen für Sie, dass das zum Erfolg führt“, merkte Richter Teich an, „und dass Sie nach durchgestandener Therapie auf Bewährung entlassen werden können.“
Scheine auf der Flucht verloren
Am Tattag hatte Diego M.-N. um 15.38 Uhr die Sparkassenfiliale an der Denkmalstraße betreten – mit Pudelmütze und Schal (im Hochsommer) und mit Sonnenbrille (zur Tarnung) stellte er sich brav wie jeder andere Kunde am Kassenschalter an. Dabei wurde er gebeten, die Brille abzusetzen.
Der Räuber tat’s artig und blinzelte dann direkt in die Überwachungskamera. An der Kasse täuschte er zunächst vor, 100 Euro wechseln zu wollen. Doch dann zückte er eine schwarze Spielzeugpistole, die täuschend echt aussah, und hielt sie dem Kassierer entgegen.
„Geld raus, sofort Geld. Ich will das Geld haben, beeil dich!“, wurde der Mann in der Kassenbox angeherrscht. Der reichte dem Räuber 2370 Euro unter der Panzerglasscheibe durch. Diego M.-N. stopfte die Beute in eine Tüte und verließ hastig das Geldinstitut.
Auf seiner Flucht verlor er zuerst ein paar Scheine und dann qualmte es heftig aus der Tüte. Der Sparkassen-Mann hatte ihm nämlich ein Sicherheitspäckchen untergemogelt.
Schwere räuberische Erpressung
Am Tag vor der Tat, so der Angeklagte, hätte er einen Riesenstreit mit der Freundin gehabt. „Es war aus, ich sollte ausziehen.“ In der Nacht habe er sich dann mit Drogen eingedeckt und morgens hätte er die Pistole eingesteckt, „vom Sohn meiner Freundin.“ „Also ein Spielzeugding“, ergänzte Richter Teich.
Zur Tatzeit, so Diego M.-N. in seinem umfassenden Geständnis, habe er einen regelrechten Rauschgift-Mix intus gehabt: drei Gramm Kokain, ein Gramm Heroin, vier Aufputsch-Pillen und eine Dreiviertelliterflasche Wodka.
„Hintergrund der Tat“, so stellte die Kammer im Urteil fest, „war die Drogenabhängigkeit des Angeklagten.“ Die Verurteilung erfolgte wegen schwerer räuberischer Erpressung. Sowohl der Angeklagte, als auch sein Verteidiger Jürgen Klenk zeigten sich zufrieden über das moderate Strafmaß.
Während des Prozesses hatte die offensichtlich zugedröhnte Freundin des Brasilianers mit hysterischem Zwischenruf die Verhandlung gestört: „Er ist voll der Gute.“