Hagen/Wetter.. Der Gideon-Bund hat am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Wetter kostenlose Bibeln verteilt. Problematisch ist, dass diese Gratis-Exemplare mit einer Bekenntnis-Einforderung versehen sind. Andere Schulen haben deswegen eine Verteilung verboten.

Der Leiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Wetter, Oberstudiendirektor Gerald Becker, hat buchstäblich im guten Glauben gehandelt: Ja, er habe dem Gideon-Bund erlaubt, im Religionsunterricht der sechsten Klasse kostenlos Bibeln anzubieten, erklärt er auf Anfrage unserer Zeitung. Doch jetzt ist sich der Pädagoge nicht mehr sicher, ob das wirklich eine so gute Idee war. Denn auf der letzten Seite der Gideon-Gratis-Gabe steht über zwei Freifeldern für „Name“ und „Datum“: „Ich bekenne, dass ich ein Sünder bin, und glaube, dass der Herr Jesus Christus für meine Sünden am Kreuz gestorben und zu meiner Rechtfertigung auferstanden ist. Ich nehme ihn jetzt an und bekenne ihn als meinen persönlichen Erretter.“

Von dieser Bekenntnis-Einforderung habe er bislang nichts gewusst, sagt Schuldirektor Becker: „Da muss ich wohl jetzt mal Kontakt mit den Gideons aufnehmen und nachfragen.“ Der Oberstudiendirektor war davon ausgegangen, lediglich kostenlose Bibelexemplare ohne Missionsoffensive für seine Schüler zu bekommen.

Dr. Rita Köhler, kommissarische Leiterin des Märkischen Gymnasiums in Iserlohn, ist deutlich distanzierter: „Laut Schulgesetz § 2 (Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule) dürfen die Schülerinnen und Schüler nicht einseitig beeinflusst werden. Das heißt für uns in der Umsetzung: Politische oder religiöse Schriften dürfen nicht verteilt werden. Das steht so explizit nicht im Schulgesetz und der Allgemeinen Dienstordnung. In meiner Vorbereitung auf das Eignungsfeststellungsverfahren hat mein Coach mich zufällig mit genau solch einem Fall (Verteilung von Gideon-Bibeln) konfrontiert, so dass ich meine Vorgehensweise überprüfen konnte. Daher meine Gewissheit, mit einem Verbot der Verteilung richtig zu handeln.“

"Zeugnisbibeln etwas problematisch"

Der Superintendent des Kirchenkreises Hagen, Bernd Becker, findet das Engagement des Gideon-Bundes „im Grunde genommen gut“. Die sogenannten „Zeugnisbibeln“, also jene Ausgaben, in denen der Besitzer sein persönliches Bekenntnis mit Datum und Unterschrift eintragen soll, nennt er jedoch „etwas problematisch“: „Wir wollen den Kindern doch nicht drohen und ihnen Angst machen. Im Konfirmandenunterricht und im Kindergottesdienst wollen wir im Gegenteil die jungen Menschen stärken, damit sie erhobenen Hauptes durchs Leben gehen. Ich fände es schade, wie man das beim Gideon-Bund anders macht.“ Und auf noch etwas weist der Superintendent kritisch hin: „Die Gideon-Bibeln sind keine richtigen Bibel, denn sie enthalten nur das Neue Testament mit den Psalmen und Sprüchen. Für uns aber gehört zur Bibel unbedingt auch das Alte Testament, denn sonst fehlen einfach die Wurzeln.“

Die Geschäftsstelle der deutschen Sektion des Gideon-Bundes in Wetzlar reagiert derweil sehr reserviert. Man gebe grundsätzlich keine Auskünfte am Telefon, heißt es lediglich. Auf der Gideon-Internetseite ist zu lesen: „Wir sind keine Religionsgemeinschaft und schon gar keine Sekte, sondern eine berufsorientierte Vereinigung von evangelischen Geschäftsleuten, die mit Zustimmung und Unterstützung der Kirchen ehrenamtlich tätig sind, um Bibeln weiterzugeben.“

"Uns ist alles willkommen, was das Wort Gottes unter die Leute bringt."

Die westfälische Oberkirchenrätin Doris Damke, Vizepräsidentin der von Cansteinschen Bibelanstalt und Mitglied im Verwaltungsrat der Deutschen Bibelgesellschaft, bemerkt zu den Gideon-Bibeln: „Uns ist alles willkommen, was das Wort Gottes unter die Leute bringt. Der Gideon-Bund macht ein Angebot, das mit anderen bibelmissionarischen Aktionen und Initiativen gut zusammenwirkt.“