Hagen. Tot und mit deutlichen Spuren massiver Gewalteinwirkung an Kopf und Hals, hat am Montagabend die Polizei eine 76-Jährige in ihrer Wohnung in Hagen aufgefunden. Möglicherweise wurde die Frau Opfer eines Raubmordes. Die Ermittlungen dauern an.
Ein kompletter Zug (40 Beamte) der zweiten Hundertschaft des Polizeipräsidiums Bochum durchstreifte am Dienstag die Straßen von Wehringhausen. Die Polizisten schauten in Häuserecken, überprüften den Inhalt von Mülltonnen und sprachen Passanten auf mögliche Entdeckungen an. Sie suchten eine Tatwaffe. Eine Mordwaffe. Die Waffe, mit der eine 76-jährige Frau umgebracht worden war.
Die aus Griechenland stammende Frau war am Montagabend tot in ihrer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in der Eugen-Richter-Straße 32 aufgefunden worden. Ihr Neffe hatte die Polizei um 20 Uhr alarmiert, weil er seit vergangenem Donnerstag nichts mehr von seiner Tante gehört hatte.
Weil die Wohnung verschlossen war und auf ihr Klingeln niemand reagierte, mussten sich die Beamten gewaltsam Zutritt verschaffen. In der Wohnung im dritten Stock fanden sie die getötete Frau in einem Jogginganzug tot neben ihrem Bett liegend, an Kopf und Hals wies sie deutliche Spuren massiver Gewalteinwirkung auf.
Opfer versuchte wohl, sich gegen die Attacken ihres Mörders zu wehren
Die Hagener Polizei setzte eine Mordkommission unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Ingo Schied ein, die nun zusammen mit Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer nach dem Täter sucht. Experten der Spurensicherung untersuchten den Tatort am Dienstag nach Fingerabdrücken und weiteren Hinweisen. Möglicherweise wurde die Frau Opfer eines Raubmordes.
Eine Untersuchung der Leiche ergab, dass sich das Verbrechen wahrscheinlich in der Nacht zum Montag ereignete. Der Körper des Opfers wies zahlreiche Verletzungen auf, die sowohl von Stich- als auch Schlagwaffen herrühren könnten. „Der Blutverlust war enorm“, schilderte Rahmer die Situation am Tatort. Einige Verletzungen deuteten darauf hin, dass sich die Frau gegen die Attacken ihres Mörders wehrte. Die Suche nach der Tatwaffe, die in der Hoffnung erfolgte, dass der Täter das Mordwerkzeug auf seiner Flucht weggeworfen haben könnte, blieb jedenfalls erfolglos.
Frau wollte Ende des Monats zurück in ihre griechische Heimat
Die Frau war Mieterin der Hagener Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (HGW) und lebte seit 30 Jahren sehr zurückgezogen in der Wohnung, in der ihr Leben nun ein tragisches Ende fand. Lange Zeit wohnte sie dort gemeinsam mit ihrer Schwester, die jedoch zwischenzeitlich verstorben war. Ende dieses Monats wollte die 76-Jährige in ihre griechische Heimat zurückkehren, den Mietvertrag hatte sie gekündigt, Regale und andere Einrichtungsgegenstände abgebaut. „Sie lebte sozusagen auf gepackten Koffern“, fasste Rahmer die Situation zusammen.
Nachbarn reagierten geschockt auf die Nachricht von dem Verbrechen. „Ich kannte die Frau zwar nicht, aber schrecklich ist so etwas trotzdem“, sagte Anwohner Karl-Heinz Koppitz (64). Jürgen Stiller (59) erklärte, die Frau und ihre Schwester seien „nette, alte Damen“ gewesen. Für ihn stellt das Tötungsdelikt den Höhepunkt einer Reihe bedenklicher Vorfälle dar: „In den letzten Monaten ist es hier herum schlimm zugegangen. Dauernd gibt es Randale, und ich habe auch schon Schüsse gehört.“