Hagen. .

Die Anforderungen an die Krankenpflegeschüler, die in Hagen aktuell die Schulbank drücken, werden in Zukunft weiter steigen. Vor allem der Ärztemangel in den Kliniken verlangt Pflege-Berufsstartern künftig noch mehr ab. Die EU-Kommission hält eine Abitur-Pflicht für künftige Krankenschwestern und Pfleger deshalb für sinnvoll. In Hagen hat ein Großteil aller Krankenpflegeschüler bereits mindestens das Fachabitur in der Tasche.

Eine Aufwertung des Berufes - auch in akademischer Richtung - hält man in den Ausbildungshäusern für wünschenswert. Rund 200 Bewerber gibt es jährlich für 25 Ausbildungsplätze an der Gesundheits - und Krankenpflegeschule am Katholischen Bildungszentrum. Die jungen Leute absolvieren den praktischen Ausbildungsteil im St. Josefs -, im St. Johannes - und im St. Marien-Hospital. „Wir begrüßen diesen Vorstoß“, sagt Schulleiterin Ricarda Richter-Kessler, „wir haben schon häufig die Erfahrung gemacht, dass Schüler, die die Fachoberschulreife haben, manchmal überfordert sind.“

Anforderungen werden unterschätzt

Nur 20 Prozent der Schüler des Katholischen Bildungszentrums haben die Fachoberschulreife, gängiger ausgedrückt: den Realschulabschluss. Der Rest hat Abitur oder Fachhochschulreife, ist also mindestens zwölf Jahre zur Schule gegangen. „Die Anforderungen werden von der Bevölkerung unterschätzt. Man braucht zum Beispiel auch ein fundiertes naturwissenschaftliches Wissen.“

Noch immer, so Richter-Kessler, sei die Pflege ein typischer Frauenberuf. Dafür sei er gut bezahlt, für die Anforderungen im Allgemeinen aber zu schlecht. Die Schulleiterin glaubt, dass die Abitur-Pflicht zunächst für Einbrüche sorgen, langfristig aber zu einer Aufwertung des Berufes führen könnte.

Wenig Stellenangebote

Die Abitur-Quote der Pflege-Azubis im Allgemeinen Krankenhaus (AKH) liegt bei etwa 50 Prozent. „Ich betrachte die Idee der EU-Kommission als Teil eines Prozesses“, sagt der stellvertretende Pflegedirektor Horst Kostka, „die Akademisierung muss kommen.“ Rund 100 Auszubildende arbeiten im AKH.

„In den 90er-Jahren gab es ja bereits einen hohen Zulauf in den Pflegestudiengängen“, sagt Kostka. Die gelebte Praxis sehe allerdings anders aus. „Es gibt ganz einfach zu wenig Stellenangebote in diesen Bereichen.“

Hoher Stressfaktor

Durchlässigkeit müsse laut Kostka zudem weiter gewährleistet bleiben. Das heißt: Auch die niedrigeren Schulabschlüsse - Hauptschule Typ A bis zum Realschulabschluss - müssten weiter den Zugang zum Pflegeberuf ermöglichen.

Aber: Parallel zum Akademisierungsgrad müsse sich auch das Gehalt der ausgebildeten, oder später vielleicht studierten Pflege-Mitarbeiter entwickeln.

„Wenn man es mal mit anderen Berufsgruppen vergleicht, dürfte das Gehalt schon wesentlich höher sein. Man darf dabei auch den psychischen Faktor nicht vergessen. Der hohe Stressfaktor lässt sich ja zum Beispiel an Krankmeldungen ablesen.“