Hagen-Boelerheide. . Die Grundschule in Boelerheide, an der 265 Schüler von 19 Lehrern unterrichtet werden, hat ein indiskretes Problem. Die WC-Räume von Jungen und Mädchen dünsten üble Gerüche aus, die den Schulalltag zeitweise zur Farce machen. Mittlerweile steht fest, dass defekte Rohre für den Missstand verantwortlich sind. Aber saniert werden die Toiletten nicht. Die Stadt Hagen hat dafür kein Geld.
Ein beißender Geruch dringt von den Toiletten in den Schulflur. Kinder, die dringend aufs Klo müssen, halten sich die Nase zu und machen im letzten Moment kehrt vor der Tür. Das geht im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose: „Die Kinder versuchen einzuhalten. Und wenn sie das nicht schaffen, dann machen sie lieber in die Hose anstatt sich auf diese stinkenden Toiletten zu begeben“, empört sich Christina Düllmann (38), Vorsitzende der Schulpflegschaft an der Hermann-Löns-Schule.
Als sich die penetrante Witterung vor einiger Zeit erstmals breit machte, glaubten die Lehrer noch, das Verhalten der Kinder lasse zu wünschen übrig. Also erteilten die Pädagogen den Schülern Nachhilfeunterricht in Sachen Hygiene, erklärten den Sinn von Toilettenspülung und Klobürsten und stellten Hygieneartikel vor. Als das nicht half und der Mief sogar noch zunahm, durften die Kinder nur noch einzeln und unter Aufsicht von Lehrern aufs Klo. Was zur Folge hatte, dass sich lange Schlangen vor den Klosetts bildeten. Der unangenehme Geruch auf den sauber und gepflegt wirkenden Toiletten aber wurde immer stärker.
Kot und Urin verstopfen die Abwasserrohre
Wie sich herausstellte, hatten die Schüler gar keinen Nachhilfebedarf in Sachen WC-Benutzung. Die Ursache des schlechten Geruchs verbirgt sich vielmehr hinter den Fliesen, offenbar sind die Abwasserrohre marode, Kot und Urin verstopfen die Leitungen und lagern sich hinter den Wänden ab. „Im Sommer stank das gesamte Schulgebäude“, schimpft Christina Düllmann.
Den Behörden ist der Missstand längst bekannt. Als die Bezirksregierung der Schule im Rahmen der Qualitätsanalyse einen Besuch abstattete, bescheinigte sie der Lehranstalt in allen Punkten hervorragende Leistungen, nur der „Geruch ist eine Zumutung“, notierten die Nase rümpfenden Beamten. Und Schulamtsleiter Becker hält sich vornehm zurück, wenn er den Geruch als etwas bezeichnet, „das sich niemand wünscht“.
Stadt Hagen fehlen für Reparatur die finanziellen Mittel
Um das Problem zu beseitigen, müssten die Fliesen abgeschlagen und die maroden Rohre erneuert werden. Doch der finanziell angeschlagenen Stadt Hagen fehlen für eine solch aufwändige Reparatur die Mittel: „Das kriegen wir nicht hin“, so Jochen Becker. Frühestens 2013 könnten die Toiletten saniert werden: „Aber nur, wenn wir dann genug Geld zur Verfügung haben.“ In ihrer Verzweiflung hat Schulleiterin Karin Raschke inzwischen Oberbürgermeister Dehm angeschrieben. Die Antwort des Stadtoberhauptes steht noch aus.
Eltern und Lehrern an der Hermann-Löns-Schule platzt der Kragen. „Ein untragbarer Zustand“, bringt Christina Düllmann die Verhältnisse auf den Punkt. Und die Kinder? Die machen weiter in die Hose, als sich dem stechenden Geruch auszusetzen.