Hagen. .
„2003 sollte ich meine Heimat, den Iran verlassen. Das war eine politische Entscheidung.“ So schildert Fariba D., wie sie mit ihrem Sohn nach Deutschland gekommen war. Erst drei Jahre später ist ihr Mann nachgekommen. Lange Jahre, in denen die heute 40-Jährige nichts tun konnte.
„Mein Abitur wurde nicht anerkannt und ich durfte erst 2008 einen Deutschkurs machen.“ Denn hatte die Mutter im Rahmen eines sechsmonatigen Integrationskurses mit „B1“ bestanden. „Und dann – Gott sei Dank – kam diese Ausbildung.“
Die angesprochene Ausbildung ist der kooperative Teil des „QuaM“-Projektes der Diakonie. „Seit rund eineinhalb Jahren bilden wir 21 Mütter über 25 Jahren mit Migrationshintergrund in den Bereichen Kosmetik und Körperpflege, Hauswirtschaft sowie Hotel- und Gaststättengewerbe aus“, sagt Projektleiterin Annette Jeschak. „Ab diesem Alter erkennen viele Mütter, dass sie eine Ausbildung brauchen, um auf eigenen Füßen stehen zu können.“ Die Teilnehmergruppe ist sehr gemischt: Alleinerziehende oder in Beziehung lebende Mütter, hoch qualifizierte Frauen und eher bildungsferne.
„Ich habe ein Studium für vorschulische Psychologie und Pädagogik in der Ukraine abgeschlossen und bin Englischlehrerin. Nichts wurde anerkannt“, beklagt Yevgeniya R., die sich nun zur Friseurin ausbilden lässt. Dieser Werdegang ist sicher nicht befriedigend, dennoch zeigt sich die 34-Jährige dankbar: „Nur zu Hause zu sitzen, war sehr unangenehm“, sagt die Mutter einer Tochter, die seit sechs Jahren in Deutschland lebt und bisher eher schlechte Erfahrungen mit den Behörden gemacht hat. „Beim Arbeitsamt wurde mir jede Weiterbildung im pädagogischen Bereich abgesagt“, so die diplomierte Pädagogin. Das Studium in der Ukraine sei zu theorielastig, das Anerkennungsjahr fehlte. Allein dieses nachzuholen, sieht die deutsche System nicht vor. „Als ich dort von der Chance der Friseurlehre erzählte, sagte man mir, da sei kein Geld zu verdienen, ich sollte doch lieber Erzieherin werden.“ Nun sind Yevgeniya R. und Fariba D. froh, dass sie über das QuaM-Projekt eine Ausbildung gefunden haben.
Im ersten Jahr steht dort die integrative Qualifizierung auf dem Programm. „Wer zehn oder 15 Jahre aus dem Schulsystem heraus ist, muss wieder lernen zu lernen“, erklärt Jeschak. „Darüber hinaus machen wie die Frauen fit in der deutschen Sprache.“ Mit zum Programm gehört auch die Betreuung der Kinder. An diesen Block schließt sich der kooperative Block der betrieblichen Ausbildung an. „Unser sozialpädagogisches Angebot bleibt flankierend bestehen“, so Jeschak, die betont, dass der Sprachunterricht verpflichtend bleibt.
„Ich bin froh, dass ich hier sehr nette Menschen kennen gelernt habe“, beschreibt Yevgeniya R. ihre bisherigen Erfahrungen. Sie hofft nun darauf, über Umwege doch noch pädagogisch arbeiten kann. „Über die Meisterschule oder eine Ausbildereignung kann das funktionieren“, sagt Thorsten Opel von der ARGE, die das Modellprojekt zusammen mit der Job-Agentur EN als Teil des Bundesprogramms „Xenos – Integration und Bildung“ unterstützt. Fariba D., deren Mann im Iran ein Restaurant betrieben hat hofft, im hauswirtschaftlichen Bereich eine Anstellung zu finden. „Wo ist mir egal, nur nicht in einem Altenheim. Ich vermisse meine Familie daheim sehr und in einem Altenheim käme die Erinnerung an sie immer wieder hoch.“
Annette Jeschak sieht das Projekt schon jetzt zur Hälfte als Erfolg an und hofft, ab 2012 eine zweite Auflage starten zu können.