Halden. . Er liegt inmitten von Fabriken und Landstraßen und gilt doch als wegweisendes Projekt: der Betriebskindergarten der Firma KB Schmiedetechnik, den die Unternehmerin Angelika Schulte (61) im Alleingang anstrebte und finanzierte.

Nach nur fünfmonatiger Bauzeit wurde die im Industriegebiet Unteres Lennetal gelegene Tagesstätte am Freitag eröffnet. „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf liegt mir am Herzen“, so die Fabrikantin, die selbst zwei Kinder groß gezogen hat. „Es ist doch sinnvoll, dass Kinder dort betreut werden, wo ihre Eltern arbeiten.“

Der Kindergarten treffe den Zeitgeist der Gesellschaft, befand Architektin Susanne Ebeling: „Wir Frauen stehen heute mit beiden Beinen im Beruf. Dafür sind Frau Schulte und ich gute Beispiele.“ Das lichtdurchflutete Gebäude mit dem 1800 Quadratmeter großen Außenspielbereich sucht seinesgleichen in Hagen: „So eine Tagesstätte haben wir als Stadt sonst nicht zu bieten“, sagte Sozialdezernent Christian Schmidt, der manchen bürokratischen Stein, an dem das Projekt beinahe gescheitert wäre, aus dem Weg kickte. Sogar einen kleinen Rodelhang gibt es, im Oktober werden Obstbäume gepflanzt.

Ideale Verknüpfung von Familie und Arbeit

Gedacht ist der Kindergarten vor allem für berufstätige Eltern und deren Kinder. Albert Braun (37), Konstruktionsleiter bei KB Schmiedetechnik, und seine Frau arbeiten im Lennetal. Dass Sohn Florian (14 Monate) die neue Tagesstätte besucht, ermöglicht dem Paar eine ideale Verknüpfung von Familien- und Arbeitswelt: „Eine bessere Möglichkeit der Betreuung kann es für uns nicht geben“, so Braun.

Die Tagesstätte wird von der Arbeiterwohlfahrt betrieben, in zwei Gruppen werden derzeit 22 Kinder betreut, vier davon mit Handicap. Sie können im zweiten Gebäudeteil, in dem sich ein Therapiezentrum für Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie befindet, zusätzlich gefördert werden. Den Eltern bleibt damit erspart, nach der Arbeit mit ihren Kindern noch zu einer Praxis hetzen zu müssen. Die Praxen neben der Tagesstätte sollen aber nicht nur den Kindern, sondern der gesamten Öffentlichkeit zugänglich sein und insbesondere der Gesundheitsvorsorge der in den Fabriken beschäftigten Mitarbeiter dienen. „Die gesundheitliche Förderung unserer Beschäftigten wird uns in Zukunft noch stärker beanspruchen“, verwies Angelika Schulte auf längere Lebensarbeitszeiten.