Hagen. . In der Hagenring-Galerie in Hagen-Eilpe ist vom 5. August bis 2. September die Ausstellung „Unterwegs - Collagen mit Malerei“ mit Werken der Künstlerin Marlies Blauth zu sehen. Es ist eine Ausstellung im Rahmen des landesweiten Projektes „Kunstachse NRW“.
Ende der 70er Jahre baute eine junge Schwerter Künstlerin auf dem Dortmunder Malermarkt ihr Tapeziertischchen auf und stellte ihre ersten guten Aquarelle vor. Sanft kolorierte Szenen mit bisweilen bunten Perlen, die wie Luftbläschen oder Ballons übers Sujet schwebten. Das kam an, das erfreute. Das war dekorativ-leicht und locker.
Damals gab es in Hagen eine vielfältige Galerie-Szene – „Keine einseitige Orientierung“ etwa in Hartmut Kochs Keller, die Galerie Oben, Schlieper auf der Elfriedenhöhe, auch Hans-Walter Gey in der Lützowstraße. Der Hagenring residierte am Emilienplatz, kuratiert von Helwig Pütter.
Bemerkenswerte Arbeiten von Marlies Blauth
Heute ist diese Szene in Hagen lange nicht mehr so bunt, der Hagenring hat sich in Eilpe zwar modernisiert, aber deutlich verkleinert. Und Marlies Blauth, inzwischen etabliert und Hagenring-Mitglied, scheint unterwegs auf ihrem künstlerischen Weg über die Jahrzehnte die Farbe fast völlig verloren zu haben. Aber an Ausdruck, an Mission, an Intention, an Ernsthaftigkeit hat sie deutlich gewonnen.
Und die Leichtigkeit auch. Die Mutter von vier Kindern ist zur Menschen-Fängerin geworden, gar nicht mal streng in christlichem Sinne (das offenbar auch...), sondern künstlerisch. Die Künstlerin stellt im Rahmen des landesweiten Projektes „Kunstachse NRW“ in Eilpe und demnächst beim Brühler Kunstverein bemerkenswerte Arbeiten aus. Zur Vernissage kamen leider kaum zwei Dutzend Kunstsinnige, Blauths Arbeiten indes haben eine deutlich höhere Frequenz verdient.
"Ikonen des Alltags"
Ihre Portraits werden „Ikonen des Alltags“ genannt. Irgendwann hat Marlies Blauth die schreienden Reklameplakate allüberall in den Straßen als platte, eindimensionale, geschönte Bewusstseins-Einflussversuche entlarvt. Für sie waren das keine Hingucker mehr, sie machte sich ihre Hingucker selbst: im Vorbeigehen oder -fahren fotografierte Gesichter, unscharf, unkenntlich, aber immer noch mit dem ganzen Ausdruck der Persönlichkeit. Ohne Posen, ohne absichtliche Grimassen.
Die Fotos werden fotokopiert, vergrößert und vergröbert, bemalt, zerkratzt, verwischt – schlicht kreativ behandelt. Am Ende kommen Menschenbilder dabei heraus, die zu Wandobjekten komponiert werden. Jedes Bild für sich wirkt schon, in der wandhohen Geballtheit imponieren sie als wirkliche „Ikonen des Alltags“. Keine und keiner sieht den Betrachter an, der Betrachter wird zum „Hingucker“. Zu sehen sind eher düstere und verträumte Stimmungen, durchweg ernste Gesichter.
Marlies Blauth schreibt auch Gedichte
Marlies Blauth schreibt seit einigen Jahren auch Gedichte. Ihr schönstes fängt an mit „Ich fahre in die Zeit und nehme Menschen mit, die bleiben...“ Die Menschen auf ihren Potraits, obwohl von niemandem wiederzuerkennen, bleiben. Im Kopf des Betrachters.
In ihrer Intention gestelzter und sperriger daher kommt die in der Hagenring-Galerie vom Fußboden hoch korrespondierende Kollagen-Konstruktion, die Marlies Blauth „Tagebuch-Stundenbuch“ nennt. Hier verfremdet sie Buchstabenkombinationen aus Verpackungen zu neuen, zunächst singulären Inhalten auf Begriffstafeln. Nur der „Mensch“ über allem hängt in Augenhöhe.