Skurriles Mundartstück abseits öder Moral beim Muschelsalat in Hagen
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Eilpe. . Das N.N. Theater gastierte mit „Der Brandner Kaspar“ auf dem Bleichplatz in Eilpe.
Ihnen gelang der Spagat zwischen Witz und Ernsthaftigkeit, sie balancierten geschickt zwischen Tragödie und Komödie: Die Akteure des N.N.Theaters Neue Volksbühne Köln bescherten dem Publikum - wieder einmal – einen rundum gelungenen Abend. Und bewiesen, dass sie nicht zu Unrecht als eines der beliebtesten und erfolgreichsten freien Tourneetheater Deutschlands zählen.
Am Mittwochabend knöpfte sich das Ensemble den Brandner Kaspar vor. Franz von Kobell (1803 - 1882), Mineraloge und Verfasser vieler Erzählungen in oberbayerischer Mundart, schrieb „Die Gschicht vom Brandner Kasper“ 1871. Etliche Theater nahmen sich der Kurzgeschichte an und inszenierten daraus ein groteskes Stück, außerdem entstanden einige Filmfassungen - u.a. im Jahr 2008 eine Mundart-Komödie von Joseph Vilsmaier mit Michael (Bully) Herbig und Franz Xaver Kroetz.
Klassische Vorlagen
Das N.N. Theater, dessen Steckenpferd es ist, große klassische Vorlagen amüsant-verständlich aufzubereiten, bot einen Brandner Kaspar mit viel Fantasie und Pfiff. Und der Bleichplatz „im fast vergessenen Stadtteil Eilpe“ erwies sich als idealer Veranstaltungsort. Flankiert durch Häuserzeilen, aufgelockert durch Bäume und das Kopfsteinpflaster mit Podesten bestückt, kamen hunderte von Besuchern auf den Bleichplatz und verfolgten das skurrile Treiben um den Jagdhelfer Kaspar, der so ein Theater ums Sterben macht. Ja, ein herrliches Theater.
Muschelsalat
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Er zockt mit dem schaurig-hässlichen Gebeinemann, der ihn holen soll, um sein Leben, und er holt dabei 18 Jahre heraus. Was „dem da oben“ gar nicht gefällt, denn der Zeitpunkt, an dem die Lebensuhr abgelaufen ist, ist schließlich in den Büchern festgeschrieben. Doch der Brandner Kaspar hat sich verkalkuliert, seine Söhne fallen im Krieg, er hört immer häufiger das Totenglöckle und wird selbst krank vor Trauer. Das Stück ist als Zeitschleife angelegt, der Lauf der Zeit - alles kehrt wieder . . .
Akustische Finessen
Die Akteure kreieren Geräusche, die ganze Szenerien vor dem geistigen Auge entstehen lassen. Ob Herzschlag oder erbitterter Kampf - mit akustischen Finessen geizen die Kölner nicht. Ebenso wenig wie mit stimmigem Schattenspiel.
Zum vierten Mal beglückte das spielfreudige Ensemble, das nicht moralisiert, sondern frech und ironisch spielt, die Hagener beim Muschelsalat. Fortsetzung unbedingt erwünscht!
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