Hobräck. . Großen Aufwand müssen die Diebe betrieben haben, die eine sieben Zentner schwere Holzbank von der Böllinger Hochheide stahlen. Der Landwirtschaftliche Ortsverein hatte Friedrich Flüs die Sitzgelegenheit für seine Verdienste gewidmet.
Die Bauern und Landbesitzer im Hagener Süden wissen Friedrich Flüs (65) zu schätzen. Jahrzehntelang hat sich der Landwirt aus Hobräck für die Belange seines Berufsstandes und die Infrastruktur des ländlichen Raumes eingesetzt. Nach dem Rückzug aus allen Ämtern widmete ihm der landwirtschaftliche Ortsverband eine massive Eichenbank, die Wanderern auf der Böllinger Hochheide Platz zum Verschnaufen bieten sollte. Doch jetzt ermittelt die Polizei. Unbekannte Diebe haben die 350 Kilo schwere Sitzgelegenheit gestohlen.
Die Empörung ist groß in Dahl und den kleinen Hagener Bergdörfern. Werner und Lore Schulte aus Bölling waren die ersten, die während eines Spaziergangs feststellten, dass sich die Bank nicht mehr an Ort und Stelle befand. „Die Nachricht hat mich aus den Schuhen gehauen“, sagt Ansgar Berger (46), zweiter Vorsitzender des landwirtschaftlichen Ortsverbandes. „Dass so etwas hier bei uns geschieht, wo die Welt noch in Ordnung ist . . .“
Kein Jugendstreich
Auch die Polizei tut den Diebstahl keineswegs als Dummejungenstreich ab. „Das ist keine Lappalie“, so Ulrich Hanki, Sprecher des Hagener Polizeipräsidiums. Die Täter müssen geradezu generalstabsmäßig vorgegangen sein, sonst hätten sie die 350 Kilo schwere Bank nicht fortschaffen können. Wahrscheinlich fuhren sie mit einem Radlader, einem Unimog oder einem Kleinlaster auf der Hochheide vor, bogen dann in den von der Fahrstraße abzweigenden Feldweg ein und wuchteten die Fritz-Flüs-Bank, möglicherweise mit einem Hebekran, in ihr Fahrzeug. Vielleicht waren es aber auch fünf oder sechs Männer, die das schöne Stück gemeinsam auf einen Anhänger hievten.
Die Landwirte hatten Flüs die von Friedhelm Halberscheid gezimmerte Bank während ihrer jährlichen Feldbegehung im Juni zum Geschenk gemacht. Zusammen mit dem vor einigen Monaten installierten Gipfelkreuz und dem historischen Amtsstein sollte sie ein Ensemble auf der Böllinger Höhe, von der aus man bis nach Kamen hinüberschauen kann, bilden. Halberscheid hatte zunächst eine „nur“ 200 Kilo schwere Bank gefertigt, doch weil einige Landwirte meinten, ein so begehrliches Stück könne leicht gestohlen werden, zimmerte er ein zweites, 150 Kilo schwereres Modell. Und während Flüs das erste Exemplar in seinem Garten in Hobräck aufstellen durfte, wurde die sieben Zentner schwere Nachfolge-Bank per Frontlader auf die Hochheide verfrachtet. Vier Wochen später war die rustikale Sitzgelegenheit verschwunden.
Diebe verkennen den Gemeinschaftssinn
„Was uns so erschüttert, ist der Diebstahl fremden Eigentums, das für die Allgemeinheit bestimmt ist“, ärgern sich Friedrich und Annegret Flüs. Der ehemalige Kreislandwirt hatte schon daran gedacht, die Bank mit einem Schutzdach zu überbauen und damit noch einladender zu machen: „Das hat sich leider erledigt.“
Verglichen mit den täglichen Diebereien und Eigentumsvergehen in Hagen mag man den Bank-Klau als Bagatelle abtun, doch hieße das den Gemeinschaftssinn und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen in den Weilern rund um die Stadt zu verkennen. Die Worte von Annegret Flüs drücken die Fassungslosigkeit der Einwohner aus: „Moral ist doch das wichtigste, das die Menschheit braucht. Aber dass es Leute gibt, die so etwas tun . . .“