Dahl. . Der Eigentümer des Therapiezentrums Dahl streitet mit der Stadt Hagen vor Gericht: Das Heulen der Sirene auf dem Dach des ehemaligen Grundschulgebäudes, das jetzt als Therapiezentrum genutzt wird, gefährde den wirtschaftlichen Erfolg. Die Stadt Hagen sagt: Die Alarmierungsanlage bleibt da, wo sie ist.
Als die Hagener Unternehmensgruppe Optiker Gilde vor 18 Monaten von der Stadt Hagen die ehemalige Grundschule Dahl erwarb, um den Bau in ein Therapie- und Tagungszentrum umzuwidmen, waren beide Seiten zufrieden: Der geschäftsführende Gesellschafter der Gruppe, Wolfgang Bahn (57), hatte für seine ehrgeizigen Pläne ein passendes Objekt gefunden, die Stadt Hagen war ein seit Mitte 2010 brachliegendes Bauwerk losgeworden, das als schwer vermittelbar galt.
Doch nur sechs Monate später riss die Harmonie zwischen Alt-Eigentümer und Investor. Grund für den Zwist: Eine Sirene auf dem Dach des Therapiezentrums. In einem Schreiben an die Stadt Hagen vom Mai 2011 forderte Wolfgang Bahn die Entfernung der Alarmierungsanlage. Nachdem sich die Verwaltung weigerte, folgte im Sommer ein Schreiben seines Anwalts. Jetzt entscheidet das Verwaltungsgericht Arnsberg am 28. Juni darüber, ob die Stadt die Sirene auf eigene Kosten umsetzen muss (Az.:7 K 3053/11).
Beim Bau der Feuerwache Dahl, die in Sichtweite rund 100 Meter Luftlinie vom Therapiezentrum erst kürzlich eröffnet wurde, sei es schlicht verpasst worden, eine Sirene auf dem Dach zu installieren, glaubt Bahn. Die Stadt solle das jetzt nachholen. In der Klageschrift heißt es, das Heulen der Sirene sei eine unzumutbare Belastung und bedrohe den wirtschaftlichen Erfolg des Therapiezentrums. „Wir behandeln Menschen, die ernsthafte Probleme haben“, sagt Wolfgang Bahn. Bei der Therapie eines Burn-Out-Patienten sei ein Aufheulen nicht nur störend. „Das kann die Therapie gefährden.“
Sirene heult 30 Mal pro Jahr
Die Sirene heult laut Angaben der Feuerwehr durchschnittlich 30 Mal pro Jahr. Die Stadt Hagen hält das für zumutbar, zumal Alarmierungen auch nachts erfolgten, wenn am Dahler Therapiezentrum keine Sitzungen stattfinden. Süffisant erwidert der städtische Justiziar die Klageschrift, es sei in vielen Jahrzehnten Grundschulbetrieb in Dahl nicht bekannt geworden, dass es wegen des Heulens der Sirenen zu gesundheitlichen Einschränkungen bei Kindern gekommen sei.
Die Stadt Hagen beziffert die Kosten für ein Umsetzen der Sirene auf das Feuerwehrgerätehaus auf 35.000 Euro und verweist auf das Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetz, in dem ausdrücklich erwähnt sei, dass Eigentümer Sirenen auf Gebäuden zu dulden hätten. Selbst wenn die Sirene auf einen 25 Meter hohen Mast auf das Dach des Feuerwehrgerätehauses versetzt würde, sei die Beschallung laut Berechnungen deutlich schlechter als jetzt auf dem Dach des Therapiezentrums.
