Menden. .
Sie ist weit weg, die Griechenlandkrise. 2600 Kilometer, wenn man die geografische Entfernung misst. Vom Gefühl her jedoch ist die Krise sehr nah - vor allem für die griechischstämmigen Mendener. „Persönlich bin ich zwar nicht betroffen, aber natürlich tut es weh. Es ist ja mein Heimatland“, sagt Nico Vassilios. Er lebt seit 43 Jahren in Menden, ist im Vorstand der griechischen Gemeinde und engagiert sich im deutsch-griechischen Arbeitskreis. In der Gemeinde werde viel über die Situation geredet. Alle blicken mit Sorge nach Griechenland, wo am 7. Juni Neuwahlen stattfinden.
Sorgen vor der Wahl
Nico Vassilios macht sich Sorgen vor der Wahl: „Es ist schwierig zu sagen, wie es weitergeht. Ich weiß nicht, was in den Köpfen der Menschen in Griechenland vorgeht. Vielleicht wählen die Leute nun doch wieder die großen Parteien. Oder aber das Ergebnis wird noch radikaler.“
Auch im Elite Grill Charoula in der Mendener Innenstadt fällt der Begriff Griechenlandkrise in letzter Zeit häufiger. „Oft kommen Kunden und fragen mich: Was ist los in Griechenland?“, berichtet der Besitzer Dionisios Balaoura, der seit 40 Jahren mit seiner Frau in Menden lebt.
Er versucht dann, die Probleme in Griechenland so gut es geht zu erklären: „Die Leute haben kein Geld, leben teilweise in Armut und das löst die Unzufriedenheit aus. Die Griechen haben die Schnauze voll von Arbeitslosigkeit, Renten- und Lohnkürzungen. Die Wahl war eine Strafe für die großen Parteien.“
Man könnte meinen, die Krise sei für das Ehepaar Balaoura weit weg. Aber Dionisios Balaoura schüttelt energisch den Kopf: „Ich fahre jedes Jahr nach Griechenland, meine Eltern und Schwiegereltern leben dort. Es tut einfach weh, das Land so zu sehen.“ Die Sorgen sind ihm ins Gesicht geschrieben, wenn er über seine Familie spricht. Ebenso wie bei seiner Frau. „Meine Eltern müssen mit 400 Euro Rente auskommen, davon muss alles bezahlt werden“, sagt Helena Balaoura. Und die Preise seien nicht niedriger als in Deutschland.
Tägliche Kommentare
Negative Kommentare haben sie bisher noch nicht zu hören bekommen. Weder Dionisios Balaoura in seinem Laden, noch Nico Vassilios, wenn er mit nicht griechischstämmigen Mendenern redet. „Natürlich, Kommentare hört man fast jeden Tag“, meint Vassilios, „bei der Arbeit oder beim Bier trinken mit Freunden. Einige sind vielleicht auch wütend über die Situation. Aber die meisten machen nur Späße. Sie wissen, was Sache ist und haben Verständnis.“ Sonst klärt Vassilios auch gerne auf. Erzählt davon, dass viele Griechen zurzeit keinen Strom oder kein Dach über dem Kopf haben.
Falsches Bild vom Land
Weniger positiv empfindet er das Bild, das die Medien von Griechenland zeichnen. Das bestätigt Dionisios Balaoura. Das Land werde nicht immer und überall von der Krise beherrscht. „Griechenland hat viele schöne Seiten“, so Balaoura, „aber die negativen Berichte wirken sich auch negativ auf das Image und den Tourismus aus.“ Seine Hoffnung ist, dass durch eine stabile Regierung bald auch wieder stabile Verhältnisse im Land geschaffen werden können. „Wir in Deutschland können leider nur abwarten und hoffen, dass Griechenland die richtige Entscheidung treffen wird“, so der Restaurantbesitzer. Die richtige Entscheidung wäre für ihn, der Verbleib in der Euro-Zone. „Die Drachme ist nicht gut, weder für Griechenland noch für Europa.“