Hagen. . Für die Hagener Polizei stellt die zunehmende Anzahl von Senioren, die am Straßenverkehr teilnehmen, keine Gefahr dar. Im Gegenteil: Sie bescheinigt ihnen, besonders vorsichtig zu sein.
Dieses Beispiel scheint all die Vorurteile zu belegen: Eine 75-jährige Autofahrerin übersah beim Linksabbiegen Ende August auf der Volmarsteiner Straße einen entgegenkommenden Motorradfahrer. Die Fahrzeuge stießen zusammen. Der Fahrer des Krads starb. „Dabei“, sagt Michael Hoffmann, Chef der Direktion Verkehr auf der Hoheleye, „ist lediglich die Art des Unfalls typisch. Das Alter der Verursacherin aber keineswegs.“
Denn: Lediglich 12,7 Prozent der schweren Verkehrsunfälle in Hagen wurden 2010 von Menschen verursacht, die 60 Jahre oder älter waren. Dabei macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung 27 Prozent aus. Die Botschaft, die dahinter steckt, formuliert Hoffmann so: „Das Reaktionsvermögen ältere Verkehrsteilnehmer mag nicht mehr so gut sein. Aber die Senioren wissen um ihre Einschränkungen und gleichen sie durch Vorsicht aus.“
„Keine anderen Schwerpunkte“
Die Verkehrspolizei sieht die Gruppe der Senioren auch nicht als ihre klassische Zielgruppe. Dazu zählen vielmehr Kinder und Fahranfänger zwischen 18 und 25 Jahren. „Die Unfallzahlen geben uns keine Veranlassung, andere Schwerpunkte zu setzen“, so Hoffmann, „ältere Menschen stellen im Straßenverkehr aus Sicht der Polizei keine Gefahr dar.“
Deshalb spricht sich Michael Hoffmann auch gegen eine regelmäßige Verlängerung des Führerscheins für ältere Menschen aus. „Eine solche Überprüfung müsste streng genommen nicht erst mit 60 Jahren, sondern schon mit 30 Jahren beginnen.“ Auch regelmäßige ärztliche Kontrollen hält er nicht für sinnvoll: „Wenn natürlich Zweifel bestehen, dass die Fahrtüchtigkeit eingeschränkt ist, sollte man das auch ärztlich überprüfen lassen. Aber in aller Regel merken das die Betroffenen doch selbst.“
„Einschränkung der Mobilität ist Einschnitt“
Angehörige von Senioren melden sich nur äußerst selten bei der Polizei und bitten um Rat. „Ob ein älterer Autofahrer seinen Führerschein abgeben soll oder nicht – das sind Diskussionen, die in die Familien gehören“, so Hoffmann. „Man sollte aber immer bedenken, dass die Einschränkung der Mobilität ein riesiger Einschnitt für die Betroffenen ist.“
Die zunehmende Technisierung hält Michael Hoffmann eher für einen Segen als einen Fluch. „Insbesondere wenn es um Dinge geht, die ältere Fahrer automatisch unterstützen“, so Hoffmann, „die brauchen bestimmt keinen Bordcomputer, der sie bei jedem Knopfdruck mit neuen Informationen überfrachtet, aber eine Einparkhilfe oder ein automatisches Einparksystem können beispielsweise hilfreich sein, wenn man Probleme mit dem Rücken hat.“