Hagen..
„Dienstältester“ steht auf dem Plakat an seiner Bürotür. Auf dem Schreibtisch liegt eine gepolsterte Holzlatte. Da haben sich die Feuerwehrkameraden einen Scherz erlaubt. Damit es nicht so weh tut, wenn sie mit dem „Knüppel“ zur Pünktlichkeit angetrieben werden. Vom Chef, der in diesen Tagen des Abschieds viel essen muss. Vor allem sein Leibgericht: Gelbe Erbsensuppe - wie er sie von der Oma kennt.
Horst Wisotzki, Chef der Hagener Feuerwehr, wird am 29. Dezember 60 Jahre alt und geht zum Jahresende in den Ruhestand.
"So einen Chef kann man sich nur wünschen"
Der Hasper ist ein Original: freundlich, menschlich, bescheiden, dennoch bestimmt, souverän und kompetent. Und pingelig. Wer ihm als Journalist oder Bewerber begegnet, sollte pünktlich sein und muss aufpassen, was er sagt oder schreibt. Über Anglizismen ärgert sich der angehende Pensionär schwarz. Der Einwand „aber“ lässt ihn aus der Haut fahren. „Ein Totschlag-Argument“, begründet Wisotzki das.
In seinem Büro - die Tür steht jedem offen - sucht man einen Computer vergebens. Horst Wisotzki hat bis zum letzten Arbeitstag alles mit der Hand geschrieben. Manch jüngerer Kollege mag die eine oder andere Marotte belächeln, doch fragt man auf den Gängen der Feuerwache Mitte nach, sagen sie alle: „So einen Chef kann man sich nur wünschen.“
Vor gut 40 Jahren kam Horst Wisotzki als Feuerwehranwärter zur Feuerwache Mitte. Zehn Jahre stand er zuletzt als Leitender Branddirektor an der Spitze von Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr. Mit dem deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold hat er Anfang des Jahres die höchste Auszeichnung des Feuerwehrwesens erhalten.
Größter Freiraum fürs Team
Karriere hat er auch ohne höhere Schulbildung und Studium gemacht. Er ist der einzige Nicht-Akademiker unter den Feuerwehrchefs in NRW. „Heute würde ich das anders machen“, blickt er zurück. „Eine gute Schulbildung ist das Fundament. Sonst ist der Aufwand nachher größer.“
Mit seinem Führungsstil ist er gut gefahren: Autoritär im Einsatz bei größtmöglichem Freiraum für sein Team. Die schlimmsten Einsätze waren für ihn die, „wo man als Einsatzleiter weiß: ,Wenn ein Zündfunke kommt, kommen die Kameraden nicht mehr lebendig raus.’ Da wird einem anders.“ Ob auf der A 45 beim Abdichten eines Sattelzug-Tankes mit hochexplosivem Gas oder nach einer Gasexplosion in einem Wohnhaus – es ist stets gut gegangen.
„Dass alle meine Kollegen gesund von ihren Einsätzen nach Hause kommen“, das wünscht Horst Wisotzki seiner Feuerwehr und seinem Nachfolger Heinz Jäger. Verfolgen will er auch, ob seine Kollegen endlich befördert werden. Für 40 Feuerwehrleute hat das vor Weihnachten geklappt, 61 hängen weiter in der Warteschleife. „Das darf nur ein erster Schritt sein“, mahnt Wisotzki, dem eine verbindliche Perspektive fehlt.
Perspektive für neuen Lebensabschnitt
Privat hat er die Perspektive für den neuen Lebensabschnitt gefunden. Mit seinen Eltern, die beide noch leben, und seiner Frau will er mehr Zeit verbringen. Als Vorsitzender will er sich für seinen Fußballklub BW Haspe engagieren. Neulich hat er einen Laptop geschenkt bekommen und will sich an der VHS anmelden. Und dann sind noch einige Umbauten zu Hause am Spielbrink geplant. „Ich werkel eben gerne“, sagt Wisotzki und kehrt damit zu seinen beruflichen Wurzeln zurück.
Einst lernte er Betriebsschlosser bei der Varta und arbeitete als Pumpenschlosser, bevor es ihn zur Feuerwehr zog. Damals, am 1. Juni 1971, vor mehr als 40 Jahren, stand es schon schwarz auf weiß in seinem Personalbogen: Pensionierung am 1.1.2012.