Hagen.

Das ist kein Scherz mehr: Eine 14-Jährige stellt ins Internet Fotos aus der Rubrik „Sex mit dem Ex“ ein. Heiße Sache? „Da kriegt der Exfreund kein Bein mehr an die Erde“, warnt Dirk Hannusch vom Fachbereich Jugend und Soziales in Hagen eindringlich. Solche Veröffentlichungen sind dazu gedacht, andere fertig zu machen. Gerade unter Jugendlichen, vor allem an Schulen, ist das sogenannte Cybermobbing „ein Riesenproblem“, meint Hannusch. „Manchen Jugendlichen fehlt es an Unrechtsbewusstsein.“

Die Situation ist kurios. Einerseits sind Jugendliche fit im Umgang mit der Technik. Andererseits in gewisser Weise naiv, was den Umgang mit persönlichen Daten angeht. Die stellen sie freimütig ins Netz. Zuhause fühlt man sich sicher, privat in den sozialen Netzwerken, in denen man seine Freunde trifft.

Genau da wirkt Cybermobbing, in der vermeintlichen Privatsphäre. Schutz besteht aber nicht, die Beleidigungen und Diffamierungen werden für alle zugänglich hinausposaunt – und für immer gespeichert. Das kriegt man nie mehr weg. Da setzt Dirk Hannusch an: „Das Internet wird noch nicht als Angstraum begriffen, in dem es gefährliche Situationen geben kann.“

Auch die Eltern ansprechen

Das können Schulen oder Einrichtungen der Jugendarbeit nicht allein leisten. „Wir müssen auch die Eltern ansprechen“, ergänzt Claudia Burg-Ahrendt von der Evangelischen Schülerinnen und Schülerarbeit Westfalen (ESW). Eltern müssten ihre Kinder zu einem kritischen, bewussten Umgang mit dem Internet erziehen. Denn eins ist klar: Das weltweite Netz ist längst nicht zu Ende gesponnen.

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„Wir müssen Regeln aufstellen“, fordert Ursula Enders von Zartbitter, einer Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Kindern – „und Sanktionen“. Vor allem dürfe man nicht schweigen. „Wir brauchen Anlaufstellen für Jugendliche, damit sie darüber sprechen, dass sie von Cybermobbing betroffen sind.“

Internet nicht nur verteufeln

Einrichtungen und Organisationen, zu denen neben städtischen Einrichtungen und die esW in Berchum auch die Polizei gehört, wollen sich regelmäßig an einen Runden Tisch setzen, sich austauschen, vernetzen, gucken, welche Präventionskonzepte es bereits gibt.

„Das Internet bietet auch eine große Chance“, will Dirk Hannusch das Netz auf keinen Fall verteufeln. „Es ist auch eine Plattform dafür, Nöte und Ängste zu formulieren.“ Um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, gebe beispielsweise das Handyfilmfestival „C lip:2“ – das auch die Westfälische Rundschau mit unterstützt.

Theaterstück über sexuelle Gewalt

Ihre Erfahrungen haben Mitarbeiter aus der Kinder- und Jugendarbeit jüngst auf einer Fachtagung in Hagen ausgetauscht. Dort sahen sie auch ein Theaterstück zum Thema sexuelle Gewalt im Internet: „Click it² - Gute Seiten, schlechte Seiten“ des Kölner Vereins Zartbitter. Ein attraktiver Junge wird zum Mobbingopfer. „Es sind häufig die Neugierigen, Pfiffigen, die zum Opfer werden“, sagt Ursula Enders von Zartbitter.