Hagen. .

„Sucht hat immer eine Geschichte“, so ist die Hagener Aktionswoche mit zahlreichen Veranstaltungen überschrieben. Auch Dirk Hannusch, bei der Stadt für den Kinder- und Jugendschutz zuständig, kann Geschichten über Gefahren und das Suchtverhalten im Zusammenhang mit dem Internet erzählen. So will er Eltern sensibel machen für ein gefährliches Phänomen, dessen Nutzer immer jünger werden.

Wie hat sich das Einstiegsalter verändert?

Vor Jahren war es noch normal, dass Jugendliche, etwa ab dem Alter von 14 bis 15 Jahren, im Internet unterwegs waren. Heute sprechen wir von Kindern, die schon im Alter ab fünf oder sechs Jahre starten. Natürlich ist das Internet für sie interessant, aber auch gefährlich. Deshalb brauchen sie eine Einführung und natürlich fundierte Anleitungen, um sie vor den vielfältigen Gefahren zu schützen.

Was kann Kindern und Jugendlichen im Internet zustoßen?

Eltern müssen begreifen, dass sich ihre Kinder vermehrt in einer virtuellen Welt bewegen. Früher traf man sich im Kinderzimmer, im Park oder im Jugendzentrum, heute im Netz. Es wird gechattet und die jungen Menschen geben in facebook oder anderen virtuellen Treffpunkten viel Persönliches von sich preis. Sie schreiben Tagebücher, in denen oft auch Sorgen und Nöte veröffentlicht und dann ausgenutzt werden.

Was ist darunter zu verstehen?

Es gibt den Begriff des Cybermobbings. Das Mobbing, beispielsweise unter Schülern, hat es immer gegeben. Einer wird ausgeguckt und schikaniert. Dabei stehen sich die Kontrahenten aber gegenüber. Sie kennen sich. Gefühle werden sichtbar, Reaktionen können dazu führen, dass vom Opfer abgelassen wird. Virtuell bleibt alles anonym. Eine Abwehr ist nicht möglich. Beispielsweise werden Bilder oder Filme von Alkoholexzessen eingestellt, auf denen die Opfer in peinlichen Situationen zu sehen sind. Das gleiche gilt für sexuelle Handlungen. Das größte Problem ist dabei natürlich die wahnsinnige Verbreitung.

Das erklärt aber noch nicht die Suchtgefahr. Wie ist die begründet und wie wirkt sie sich aus?

Zum einen verbringen Kinder und Jugendliche eine Menge Zeit vor dem Computer, um ihre Kontakte auf den verschiedensten Plattformen zu pflegen. Das wird quasi erwartet, und wenn man das gewissenhaft macht, dann geht eine Menge Zeit drauf. Darüber hinaus stehen die verschiedensten Spiele zur Verfügung. Auch hier begegnen sich Gruppen und Personen nur virtuell. Es werden Welten eröffnet, in die Menschen, die mit der eigenen Persönlichkeit oder auch nur mit dem eigenen Aussehen nicht klar kommen, gerne eintauchen. Sie können sich unter falschem Namen mit einem anderen Bild anmelden. Sie können sich mit tollen Erlebnissen schmücken, sich eine völlig neue Identität verschaffen. Wenn diese Parallelwelt, die ja nur aus Pixel besteht, im Leben eines Menschen Überhand gewinnt, dann kann man von Suchtverhalten sprechen.

Mit welchen Mechanismen lässt sich dagegen angehen?

Eigentlich nur mit Aufklärung, eben mit Prävention. Wir können und wollen das Internet ja nicht verbieten. Wir müssen die Eltern erreichen, die dann gemeinsam mit ihren Kindern den behüteten Einstieg ins Netz wagen und die deren weitere Erfahrungen begleiten. Dafür müssen sie aber wissen, was vor sich geht und wo sich ihre Kinder im Netz bewegen. Ein Rechner hat daher in einem Kinderzimmer nichts zu suchen.

Sie zeigen Kindern- und Jugendlichen aber auch, wie Computer und Handys sinnvoll genutzt werden können.

Sicher, denn es macht ja keinen Sinn, all die modernen Techniken zu verteufeln. Aber müssen Jugendliche mit ihren Handys denn nur Prügeleien oder andere obszöne Szenen filmen? Sicher sind sie auch in der Lage, andere Filme zu drehen und zu schneiden. Das war beispielsweise der Ansatz für unser „Clip:2-Festival“, das diesen Herbst zum dritten Mal erfolgreich veranstaltet wird.