Wehringhausen..

Das Verhältnis zwischen den Müttern und Britta Kruse ist in den allermeisten Fällen gut und vertrauensvoll. Frühe Skepsis fegt die Familienhebamme der Diakonie mit ihrer Art schnell beiseite. Dabei kommt sie im Auftrag des Fachbereiches Jugend und Soziales, also von Amts wegen. „Wir arbeiten nur im Auftrag, gehen also ausschließlich in Familien, die dem Amt bekannt sind“, betont Heide Alscher, zuständige Bereichsleiterin bei der Diakonie.

Die Familienhebamme ist in Familien tätig, in denen es vielschichtige Problemlagen gibt. „Jeder Fall ist anders, daher suchen wir da durchaus individuelle Ansätze“, so Alscher. Die Probleme präsentieren sich meist in chronischer Unterversorgung – im kulturellen Bereich, aber vor allem bei den Finanzen und daraus resultierend der Ernährungssituation. Das führt bei den oft jungen Müttern zu Überforderung, die es zu stabilisieren gilt.

„Wir treffen dort auf Mütter, die nach der Geburt depressiv werden oder ein Borderline-Syndrom bekommen“, sagt Jutta Simon vom Sozialraumteam Wehringhausen, dem die Familienhebamme organisatorisch angehört. „Britta Kruse coacht diese Frauen dann und vermittelt Beratungskontakte.“

Das geschieht während der Besuche, die zweiwöchentlich oder in speziellen Fällen auch wöchentlich stattfinden. Dort werden dann die Babys gewogen, die sogenannten U-Hefte überprüft und ein Blick in die Windeln geworfen. Parallel dazu werden Ernährungstipps gegeben oder auf Angebote wie Krabbelgruppen oder Babyschwimmen hingewiesen. „Diese Dinge sind in einem solchem Umfeld aber selten unser Kernanliegen, sondern nur wünschenswerte Ergänzungen“, so Heide Alscher.

Oftmals wird die Familienhebamme in Familien gerufen, um die zweite oder dritte Schwangerschaft zu begleiten. „Wir treffen bei den Müttern oft eine gewisse Naivität“, so Simon. „Verhütung ist dann auch ein großes Thema. Es gibt Frauen, die durchaus wissen, was zu tun ist, uns dann aber mit 24 Jahren sagen, dass sie gedacht hätten, eineinhalb Jahre zu verhüten sei ausreichend. Dann könne ja nichts mehr passieren.“

Zwar muss eine Hebamme bei einer zweiten oder dritten Geburt nicht bei Null anfangen, dennoch schleifen sich in solchen Fällen schnell wieder alte Verhaltensmuster ein. „Solange wir die Eltern betreuen, geht es einigermaßen, wenn sie auch sich allein gestellt sind, geht leider vieles verloren“, so Simon. „Das ist gerade in bildungsfernen Familien häufig der Fall.“ Wird eine Situation allzu arg, müssen Kinder auch kurzfristig aus den Familien genommen werden. „Das kommt nicht gerade selten vor“, weiß Simon.

Der Einsatz der Familienhebamme ist zwar nicht expliziter Teil des Netzwerkes der Frühen Hilfen, allerdings gibt es selbstredend eine Zusammenarbeit. „Es gibt in der fallbezogenen Arbeit auch keine starre Abgrenzung“, so Alscher. „Gerade hier in Wehringhausen gibt es jede Menge niederschwellige Angebote, die es zum einen zu vernetzen gilt und auf die die Familienhebamme natürlich auch hinweist.“