Boelerheide. .

Der kleine Tim Maurice (6) schrie plötzlich auf. Gerade hatte er noch harmlos im Sandkasten gespielt, jetzt blutete er an der Hand. Als seine Mutter Yvonne Steinhoff (31) hinzueilte, sah sie den Grund des Jammers: Ihr Sohn hatte sich an einer Scherbe geschnitten.

Leider kein Einzelfall: Der Sand auf dem großen, beliebten Kinderspielplatz am Lönsweg in Boelerheide ist regelmäßig von Glasscherben und Splittern durchsetzt. Immer wieder verletzen sich Kinder, immer wieder finden die Eltern, wenn sie den Untergrund durchsieben, große und kleine Scherben im Sand. Die gefährlichen Objekte werden dort offensichtlich heimtückisch versteckt, die kleinen Kinder, so unglaublich das klingt, sollen sich verletzen. Die Eltern können gar nicht begreifen, dass es Menschen gibt, die zu solch üblen „Scherzen“ fähig sind: „Das übersteigt doch jedes Maß“, so Kerstin Dahl (39), deren Sohn Michel (5) ebenfalls häufig im Sandkasten anzutreffen ist.

Permanente Angst

Denn auf dem Spielplatz am Lönsweg braust das Leben. Zahlreiche Väter und Mütter finden sich täglich mit ihren Kindern hier ein , so als gebe es in Boelerheide keinen Geburtenrückgang. „Hier ist eigentlich immer was los“, weiß Mutter Alexandra Muth (22) zu berichten. Doch die jüngsten Vorfälle trüben das unschuldige Vergnügen, die permanente Angst, dass sich ein Kind an einer verborgenen Scherbe schneiden könnte, lässt die Eltern nicht zur Ruhe kommen. „Wir möchten, dass die Behörden sich endlich darum kümmern“, so Gerhard Dahl (42).

Die Erwachsenen haben einen Verdacht: eine Bande von Jugendlichen, die sich regelmäßig auf dem Spielplatz trifft und dort nächtliche Saufgelage abhalten soll. Dorothe Thiemann (58) von der nahen Bäckerei in der Overbergstraße bringen die Randalierer um den Schlaf: „Es sind viele Mädchen dabei, die kreischen gellend.“ Aus der Dunkelheit sei deutlich herauszuhören, wie die Jugendlichen von Stunde zu Stunde betrunkener würden: „Und schließlich hört man den berstenden Knall, wenn sie beginnen, ihre Flaschen auf der Rutschbahn zu zerschlagen.“ Dass die Jugendlichen die Scherben anschließend im Sandkasten vergraben, damit sich spielende Kinder daran verletzen, ist der unrühmliche Höhepunkt des hemmungslosen Treibens.

Polizei bislang machtlos

Schon mehrmals hat Frau Thiemann die Polizei gerufen, doch wenn die Jugendlichen den Streifenwagen nahen sehen, schlagen sie sich sofort in die Büsche. Auch das Ordnungsamt hat den Spielplatz nach den letzten Geschehnissen kontrolliert und gesäubert - allerdings am Tage und offenbar nicht allzu gründlich.

Denn schon gestern, als sie sich mit ihrem Nachwuchs wieder auf dem Spielplatz versammelten, fanden die Eltern erneut Scherben im Sand!