Hagen. .

Die einstige Hagener Vorzeigeschule, das Theodor-Heuss-Gymnasium (THG), steckt in der Krise.

Mit nur 42 Schülern liegt die Zahl der Anmeldungen für das neue Schuljahr so niedrig wie nie, erstmals in der Geschichte der Lehranstalt können im Sommer lediglich zwei fünfte Klassen an den Start gehen. Und auch die Qualitätsanalyse des Regierungspräsidiums bescheinigt der Schule in Teilbereichen erhebliche Mängel.

Im Lehrerkollegium rumort es

Im Lehrerkollegium rumort es. Unterstufenkoordinator Peter Sommer wurde auf eigenen Wunsch von seinen Aufgaben entbunden und will das Gymnasium mit Ende des Schuljahres verlassen. „Er hat einen Versetzungsantrag gestellt“, bestätigte Schulleiter Christian Veller (63), der die Schule im Sommer ebenfalls verlässt - aus Altersgründen: „Wir befinden uns im Umbruch. Das ist für mich der richtige Zeitpunkt um aufzuhören.“ Dem Gerücht, dass weitere Lehrer Versetzungsanträge gestellt hätten, tritt Veller entgegen: „Da ist nichts dran. Außer mir werden lediglich vier Lehrer pensioniert.“

Auch interessant

Im vergangenen Jahr verzeichnete das Theodor-Heuss-Gymnasium noch 95 Neuanmeldungen. Dass die Zahl so dramatisch eingebrochen ist, führt Veller auch auf die seit zwei Jahren andauernden Sanierungsarbeiten zurück, die die Schule zur Dauerbaustelle gemacht haben. Lärm und Schmutz haben natürlich erhebliche Auswirkungen auf den Unterricht: „Unser Erscheinungsbild ist fürchterlich“, gibt Veller zu. „Der ganze Umbau, der ja noch monatelang weitergehen wird, hat der Schule nicht gut getan.“

Qualitätsanalyse

Dass aber auch sonst mancherlei im Argen liegt, zeigt die Qualitätsanalyse der Schulbehörde aus Arnsberg. Zwar erhielt die Schule gute Noten in Sachen sozialer Verantwortungsbereitschaft, sportlicher- und künstlerisch-musischer Profilierung sowie Elternbeteiligung am Schulleben. Doch die Experten des Regierungspräsidenten kritisieren in ihrer Studie fehlende Teamarbeit und Geschlossenheit bei der Umsetzung von Lehrplänen und Lernprozessen sowie ausbleibende Strategien zur Qualitätsentwicklung. So fehlten Konzepte zur Weiterentwicklung des Ganztagsbereiches und zur Einrichtung eines Selbstlernzentrums. „Die Kommunikation an der Schule funktioniert nicht“, beklagt auch Silke Kettling, Vorsitzende der Schulpflegschaft. Der Austausch zwischen Schülern, Lehrern und Eltern müsse verbessert werden. Zudem seien viele Vorgänge vom jeweiligen Lehrer abhängig. Verstoße zum Beispiel ein Schüler gegen die Schulvereinbarung, dann ziehe der eine Lehrer den Übeltäter zur Rechenschaft, der andere lasse ihn straffrei ausgehen: „Das darf natürlich nicht sein.“

Mediatorin eingestellt

Die Schulpflegschaft hat sich dafür eingesetzt, die Qualitätsanalyse in der nächsten Woche vollständig auf der Homepage der Schule zu veröffentlichen. „Es ist nun mal etwas schiefgegangen, nun müssen wir sehen, dass wir uns verbessern“, fordert Silke Kettling. Die engagierte Mutter wünscht sich, dass der neue Schulleiter, der im Sommer das Ruder an der Humpert­straße übernimmt, frischen Wind mitbringt: „Ich glaube, viele Eltern wissen gar nicht, wie überzeugend unser Ganztagskonzept ist. Den derzeit schlechten Ruf hat unsere Schule nicht verdient.“

Erste Konsequenzen wurden bereits gezogen. Mit Jutta Tacke hat die Schule eine Mediatorin eingestellt, um die aufgelisteten Mängel zu beheben. Und die Schulkonferenz hat an den Regierungspräsidenten appelliert, zügig einen neuen Schulleiter zu bestellen. Heike Ladde, stellvertretende Rektorin, hat erklärt, sich nicht um die Nachfolge von Christian Veller zu bewerben.