Titmaringhausen. .

Eine beeindruckende Ruhe herrscht auf dem Kahlen Pön. Die dichte Schneedecke glitzert in der Sonne. Auf 800 Meter Höhe stampft Jagdpächter Franz-Josef Kemmerling (Thülen) mit kniehohen Stiefeln und Schneehose durch die weiße Pracht.

„Täglich fahre ich raus, um die Rehe zu füttern. Die Tiere schaffen es oftmals nicht mehr, mit den Hufen durch den vereisten Altschnee zu scharren und kommen nicht an den Naturboden. Die Eisschicht verhindert es“, sagt Jagdpächter Franz-Josef Kemmerling.

Durch den ungewöhnlich frühen Wintereinbruch finden die Tiere keine Nahrung mehr. „Es herrscht Notstand in meinem Revier. Zwei Futterstellen kann ich selbst mit dem Schneeschlitten nicht mehr erreichen. Es liegen umgefallene Bäume auf dem Weg, die mir die Zufahrt unmöglich machen.“

Mit dem Geländewagen geht es hinauf zur seiner Jagdhütte. Kemmerling lädt zwei Packen Heu aus und macht sich auf den Weg zur ersten Futterkrippe neben der Hütte. „Hier ist alles platt getrampelt. Die Rehe benutzen immer die gleichen Wege, das erkennt man ihm Schnee“, sagt er uns zeigt auf eine Spur Richtung Futterstelle. Er öffnet den Deckel und verteilt das frische Heu auf die Ablage. „Es riecht wie frisch gemäht. Die Rehe fressen immer das neue Heu von oben weg. Sie wissen genau zu welcher Zeit ich am nächsten Tag komme und warten schon regelrecht auf mich“, freut sich Jäger Kemmerling, der die Tiere gerne aus seiner Hütte beobachtet. „Nachdem ich das Heu gestreut habe dauert es nur zehn Minuten bis die Tiere das Futter annehmen.“

Hessisches Gebiet

Kemmerlings Revier grenzt direkt an ein hessisches Gebiet. „In dem anliegenden Revier dürfen Rüben gefüttert werden, bei uns jedoch nur Heu und Silage, aus Angst, dass Wildschweine sonst die Rüben fressen und sich vermehren. „Ich bin froh, dass die Tiere das Heu überhaupt annehmen, wenn nur wenige Meter entfernt Rüben liegen.“

Die Fütterungszeit beginnt eigentlich frühestens am 1. Januar: „Davon abweichend darf Wild nur beim Vorliegen einer Notzeit gefüttert werden.“ Ab dann besteht eine strikte Trennung zwischen Zeiten der Fütterung und der Jagd. Während der Zeit der Fütterung darf wiederkäuendes Schalenwild, also Rehwild, Rotwild sowie Dam- und Muffelwild nicht gejagd werden. „Wilderer haben die Fütterung zur Jagd ausgenutzt. Ein echter Jäger tut so etwas aber nicht“, so Kemmerling.

Landeseinheitliche Vorgabe

Volker Kraft, Hegeringleiter in Brilon, bestätigt das Verbot: „Ich finde diese landeseinheitliche Vorgabe nicht in Ordnung. Die Fütterung sollte nach Region und Höhenlage unterschiedlich sein. Die Situation in Brilon ist ganz anders, als beispielsweise in Rüthen, wo längst nicht so viel Schnee liegt“, erklärt er und fährt fort: „In Notzeiten gibt es eine Ausnahmeregelung. Wenn aber bei den Witterungsverhältnissen wie im letzten Dezember keine Notzeit ist, wann dann?“

In Altenbüren ist die Lage etwas entspannter. Jagdaufseher Bernhard Hohmann füttert der Witterungslage angepasst. „Das Heu muss wildgerecht angebracht werden. Ich benutzte dazu Netze, die in den Fichten hängen“, sagt Hohmann. Zum Verbot der Rübenfütterung erklärt er: „Die Frage ist wo man die Grenzen zieht. Höhengrenzen sind ja nicht gleich Reviergrenzen. Jeder Jagdpächter ist natürlich daran interessiert, das Wild im Revier zu behalten.“

Für die Kosten des Futters kommt der jeweilige Jagdpächter auf. Franz Peter aus Titmaringhausen etwa bekommt von einigen Bauern Heu zur Verfügung gestellt. Auch er versorgt die Rehe täglich mit frischem Futter. Die tägliche Pflicht sieht der 77-jährige Jagdpächter als Selbstverständlichkeit. „Die Tiere leiden Not und wir müssen ihnen helfen“, beschreibt er seine Tierliebe.

Wind und Wetter seien kein Problem: „Ich bin täglich im Revier unterwegs und bin wohl noch nie richtig krank gewesen. Das ist reine Übungssache.“