Hagen. .

Thomas Helm ist Leiter der Arbeitsagentur Hagen. Im Interview nimmt er Stellung zu der Frage, weshalb Ein-Euro-Jobber und Menschen in beruflicher Weiterbildung nicht statistisch in der Arbeitslosenquote erfasst werden.


Frage: Die Zahl der Arbeitslosen hat sich in den letzten Monaten nach unten entwickelt. Männer, Frauen, Deutsche und Ausländer profitieren. Junge Leute ebenfalls, nur bei den Älteren weist die Statistik ein Plus aus. Woran liegt das?

Thomas Helm.
Thomas Helm. © Dietmar Wäsche

Thomas Helm: Dafür sind in erster Linie statistische Effekte verantwortlich. Die sogenannte 58er Regelung (§428 SGB III) ist weggefallen. Diese Sonderregelung erlaubte es Älteren unter bestimmten Bedingungen, Arbeitslosengeld zu beziehen, ohne der Arbeitsvermittlung zur Verfügung zu stehen. Sie wurden dann nicht als Arbeitslose gezählt. Diese Menschen tauchen wieder in der Statistik auf. An dieser Stelle sind die Zahlen also ehrlicher geworden. Es gibt aber auch einen Marktaspekt. Ältere Arbeitslose, die über eine gute Qualifikation verfügen und flexibel sind, haben wieder gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Ältere Menschen mit geringer Qualifikation haben es aber weiterhin sehr schwer.

Frage: Stichwort Ehrlichkeit in der Statistik. Ein-Euro-Jobber oder Arbeitslose, die sich weiterbilden, werden in der Quote nicht erfasst. Sind die Arbeitsmarktzahlen geschönt?

Helm: In unserer monatlichen Statistik nennen wir diese Zahlen, daher spreche ich nicht von einer geschönten Statistik. Es stimmt, Menschen in beruflicher Weiterbildung, Ein-Euro-Jobber oder Leute, die Eingliederungshilfen bekommen, tauchen in den Arbeitslosenzahlen nicht auf. In unserem Bezirk sind das aktuell etwa 4000, die wir im Arbeitsmarktbericht stets erwähnen. Die Zahl der Arbeitssuchenden ist demnach also größer als die Zahl der Arbeitslosen. Dies entspricht der gesetzlichen Definition und ist nicht geschönt. Die deutsche Statistik ist sogar strenger als die vieler anderer Staaten. Auch die Berechnung der Internationalen Arbeitsorganisation, kurz ILO, weicht von den deutschen Vorgaben ab. Bei der ILO ist die deutsche Arbeitslosenquote stets geringer als die Quote bei der Bundesagentur.

Frage: In Hagen nahm die Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich um 10,7 Prozent ab, im EN-Kreis um 7,6. Warum profitiert Hagen überproportional?

Helm: In Hagen gibt es zwar auch einen starken industriellen Sektor. Aber der Anteil des Dienstleistungsgewerbes ist größer als im Umland. Die Wirtschaftskrise hat daher die Stadt Hagen nicht so stark getroffen wie den Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Erholung tritt daher schneller ein.