Halden.

Er wollte sein Mietauto abgeben, dann brannten ihm die Sicherungen durch: Wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr sitzt ein 30-jähriger Italiener jetzt in der Hagener JVA.

Aus Wut war er auf einem Firmengelände im Industriegebiet Lennetal regelrecht Amok gefahren. Der Mann aus Hemer, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt, erschien am Freitagabend um 18.25 Uhr beim Abschleppunternehmen Kreuzburg in der Bandstahlstraße, um einen beim ADAC geliehenen VW Touran abzuliefern. Da jedoch bereits Geschäftsschluss und die elektronische Leitung zum ADAC gekappt war, verweigerten die Mitarbeiter die Annahme des Wagens. Das versetzte den Italiener in Rage. Nach einem hitzigen Wortgefecht presste er den Bart seines Schlüsselbundes wie einen Schlagring zwischen die Finger und versetzt Klaus Tillmann (35), der den Fuhrpark gemeinsam mit seinem Bruder Detlef betreibt, einen Fausthieb gegen den Kopf. Mit vereinten Kräften gelang es den Brüdern und einigen Beschäftigten schließlich, den rabiaten Kunden vom Hof zu drängen.

Die Kollegen standen noch vor dem Gebäude und diskutierten aufgeregt über den Vorfall, als der VW Touran plötzlich mit heulendem Motor und quietschenden Reifen um die Ecke brauste und auf eine fünfköpfige Gruppe zuhielt. Ein 39-jähriger Angestellter wurde auf die Motorhaube geschleudert, eine 25-jährige Frau am Fuß getroffen. Erst die Treppenstufen vor dem Eingang zum Büro bzw. eine Hausecke stoppten den Wagen.

Zurück gesetzt und erneut Anlauf genommen

Während nun einige Leute ins Gebäude flüchteten, setzte der Italiener sein Gefährt zurück, um erneut Anlauf zu nehmen. Diesmal lenkte er das Auto mit Wucht in die Glasfront des Eingangsbereiches, die unter lautem Getöse zerbarst. Detlef Tillmann rettete die bereits verletzte Angestellte, die wie gebannt auf dem Hof stehen geblieben war, im letzten Moment vor dem heranrasenden Wagen: „Sonst wäre sie erwischt worden.“

Daraufhin ergriff der Täter die Flucht, ebenso sein vor dem Unternehmen wartender Bruder, der ihn offenbar nach Abgabe des Autos mitnehmen sollte. Bei seiner Festnahme half der Italiener jedoch kräftig mit. In Dortmund fuhr er am Montag - die Staatsanwaltschaft vermutet, mit Absicht - mit dem Touran auf zwei parkende Autos auf. Möglicherweise wollte er dem ADAC gegenüber damit die während der Amokfahrt in Halden verursachten Schäden erklären. Die Polizei stellte seinen Führerschein sicher, ein merkwürdiges Papier, „von dem wir nicht wissen, ob es überhaupt ein Führerschein ist“, so Hagens Oberstaatsanwalt Wolfgang Rahmer.

Den Haftbefehl wegen versuchten Mordes, den eine Richterin bestätigte, erklärte Rahmer damit, dass zwei Mordmerkmale vorgelegen hätten, als der Täter auf die Menschengruppe zuraste: „Gemeingefährlichkeit und niedere Beweggründe.“

Den verletzten Opfern des Amokfahrers gehe es recht gut, sagte Detlef Tillmann: „Das hätte anders ausgehen können. Was wir erlebt haben, war wie ein schlechter Film.“