Hagen.

Was der SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Jörg in der Kita der Matthäus-Gemeinde in Hagen verkündete, ließ die Anwesenden aufhorchen. Die Landesregierung will 125 Millionen Euro in die Verbesserung der Arbeit in den Kindertagesstätten investieren.

Die Erzieherinnen, Mitglieder des Elternbeirates, Pfarrer Andreas Koch und nicht zuletzt die Hagener Kommunalpolitiker Brigitte Kramps und Michael Dahme horchten auf, als der SPD-Landtagsabgeordnete Wolfgang Jörg am Dienstag in der Kindertagesstätte der Matthäus-Gemeinde in Hagen verkündete: Die neue Regierung in Düsseldorf werde 125 Millionen Euro für die qualitative Verbesserung der Arbeit in den Kindertagesstätten in die Hand nehmen. Die gleiche Summe werde noch einmal dafür aufgewendet, um ab dem Kindergartenjahr 2011/12 das letzte Kindergartenjahr beitragsfrei zu stellen. „Anschließend wollen wir nach und nach dafür sorgen, dass Eltern gar keine Beiträge mehr für ihre Kinder zu zahlen brauchen“, sagte der kinder- und jugendpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Nur so könne Gerechtigkeit unter den Kommunen und den Eltern mit unterschiedlichen Einkommen erreicht werden.

Denn was Hagen und speziell die Einrichtung an der Lützowstraße zurzeit erlebt, sei haarsträubend und erfreulich zugleich, so Dr. Heiko Falk, Vorsitzender des Elternbeirates. „Gott sei Dank haben wir hier eine rege Elternschaft, die viele finanzielle Probleme, die durch das neue Kinderbildungsgesetz entstanden sind, mit Eigeninitiative auffangen konnte. Den notwendigen Aus- und Umbau der Kindertagesstätte für die U-3-Betreuung können aber weder wir noch die Gemeinde alleine stemmen.“

Kommunen mit Nothaushalt durften nach Ansicht der alten Regierung ihren Anteil nicht zahlen

Denn der zehnprozentige Anteil der Stadt, der den kirchlichen wie den freien Trägern bei der Einrichtung von Plätzen helfen soll, durfte nach Ansicht der alten Landesregierung in Kommunen mit einem Nothaushalt nicht gezahlt werden. Es handele sich um eine freiwillige Leistung, hieß es dazu aus Düsseldorf. Für Pfarrer Andreas Koch eine Katastrophe: „Wir hatten in der vergangenen Woche in dieser Sache ein Gespräch beim Oberbürgermeister und haben deutlich gemacht, dass allein in den evangelischen Gemeinden 300 bis 400 Kindergartenplätze wegfallen müssten. Etwa die gleiche Zahl gilt für die katholischen Gemeinden.“

Bürgermeisterin Brigitte Kramps machte deutlich, dass sich Hagen mit aller Macht gegen die Landesvorstellungen wehren wird. „Wenn wir als Stadt diese Plätze ersetzen müssen, dann kommt uns das noch viel teurer als der Zuschuss.“

Jugend und Bildung hat für die neue Regierung höchste Priorität

Wolfgang Jörg versicherte, dass sich die neue Jugendministerin Ute Schäfer in dieser Sache mit dem Finanzministerium auseinandersetzen werde. „Wir haben immer versichert, dass Jugend und Bildung für die neue Regierung höchste Priorität besitzen. Bildung fängt für mich ganz klar im Kindergarten an und daher werden wir diese Missstände auch beseitigen.“

„Der Bedarf ist da. Besonders bei uns hier oben. Wir müssen darauf reagieren“, machte Leiterin Cornelia Waga die Situation im Kindergarten deutlich. Und wieder sind es die Eltern, die die Initiative ergriffen haben. So beauftragte der Elternbeirat einen Architekten, mit den ersten Planungen für einen Anbau zu beginnen. Mitglied Katja Koll hatte zuvor eine ganze Liste von Leistungen vorgetragen, die entweder mit der Muskelkraft oder den Spenden der Eltern umgesetzt wurden.

„Das ist zwar beispielhaft“, so Wolfgang Jörg, „aber so darf es für die Kindertagesstätten nicht weitergehen.“