Hagen.

Er trägt Kaschmir-Anzüge, hat ein gepflegtes Äußeres, beste Manieren und liebt teure Ringe. Seit Jahren ist Trong Tan N. (52) ein international gejagter Schmuckdieb.In Hagen ging er ins Netz - und steht jetzt hier vor Gericht.

Klick. Das Foto aus der Überwachungskamera zeigt den Asiaten bei Juwelier Werner Kolanus in Bayreuth. Interessiert lässt er sich eine Schmuck-Kollektion vorlegen, betrachtet einen Weißgold-Brillant-Ring geradezu akribisch. Ein mögliches Geschenk für die Tochter, wispert er in gebrochenem Englisch. Doch er müsse vor dem Kauf noch seine Frau fragen.

Der elegante Mann, der gerne als japanischer Geschäftsmann auftritt, greift zum Handy, schlendert Richtung Ausgang. Dann verschwindet er spurlos - und mit ihm der Brillantring für 6000 Euro.

Beutezug des Profi-Diebs seit 2003 unter Beobachtung

Kein Einzelfall. Bereits einen Tag später schlägt Trickdieb Trong Tan bei Juwelier Hilz in Straubing zu, mobst einen Brillanten für über 3400 Euro. Drei Tage später stiehlt er in Memmingen ein Dupont-Feuerzeug für 1300 Euro.

„Wir beobachten den unverschämten Beutezug dieses Profi-Diebs bereits seit 2003“, sagt Martin Winckel, Chef des „Internationalen Juwelier-Warndienstes“. Seit 40 Jahren werden von Hagen aus Schmuckhändler mit Bildern, Informationen und Warnungen über die kriminelle Szene versorgt. Über Trong Tan N. weiß er: „Er kam als Asylbewerber nach Schweden, ist in Malmö gemeldet, reist im BMW durch Europa und ist der einzige Asiate, der Juweliere durch Trickdiebstähle systematisch erleichtert.“

Fehler: Dieb sucht einen Hagener Juwelier zweimal auf

So wie Jolanta Nowak (55), die seit elf Jahren ihr Schmuckgeschäft an der Mittelstraße 21 betreibt und am 1. Oktober 2007 erstmals von ihm heimgesucht wurde: „Er wirkte erst sehr sympathisch“, erinnert sich die Hagener Juwelierin. Der Eindruck trügte: Als Trong Tan N. den Laden verließ, fehlte ein Goldring für 3000 Euro. „Ich habe mich schwarz geärgert“, sagt Jolanta Nowak.

Doch die Stunde der Revanche schlug zwei Jahre später, als der dreiste Dieb am 5. Februar erneut das Schmuckgeschäft betrat und ihr der Atem stockte: „Den habe ich sofort wiederkannt.“ Während die Tochter den Asiaten bediente, benachrichtigte die Juwelierin die Polizei. Als die Handschellen klickten, hing ein ganz dicker Fisch an der Angel.

Seitdem sitzt Trong Tan im Hagener Gefängnis und wird dort wohl länger bleiben. Der Asiate ist einschlägig vorbestraft und Richter Manfred Kleeschulte steht nicht im Ruf, Gnadenurteile zu verkünden. Freitag, 9 Uhr, Saal 48, ist Prozesstermin.

„Mein Mandant ist geständig“, sagt Verteidiger Thorsten Merz. „Ihm droht die Abschiebung nach Schweden.“