Hagen. Den Hagener Grundschulen gehen die Männer aus. 381 der 433 Grundschullehrer sind Frauen, das entspricht einer Quote von 88 Prozent. Auch bei der Schulleitung, einer ehemaligen Männerdomäne, haben die Frauen das Ruder übernommen.
In den Lehrerzimmern der Hagener Grundschulen sitzen deutlich mehr Frauen als Männer. Auch bei den Rektorenstellen, einst traditionell eine Männerdomäne, hat eine Wachablösung stattgefunden. 24 der 33 städtischen Grundschulleiter in Hagen sind Frauen. Gibt es bald keine männlichen Pädagogen mehr in der Stadt?
Beruf hat für männliche Lehramtsstudenten die Anziehungskraft verloren
Der Frauenanteil bei den Grundschullehrern sei traditionell hoch, weiß Anne Gevers Naundorf, Vorsitzende der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Hagen: „Aber nun sind wir doch an einem Punkt angelangt, an dem es gilt, wieder mehr männliche Kollegen in die Kollegien einzubinden.”
Das ist jedoch leichter gesagt als getan. Der Beruf des Grundschullehrers hat für männliche Lehramtsstudenten in den vergangenen Jahren offenbar jegliche Anziehungskraft verloren. Es gibt kaum Bewerber.
Einer der Gründe für das männliche Desinteresse könnten die fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten in der Grundschule sein, vermutet Gevers Naundorf: „Männer erheben eher als Frauen den Anspruch, Karriere zu machen und befördert zu werden.” Das sei an weiterführenden Schulen über mehrere Gehaltsstufen hinweg möglich, an den Grundschulen gebe es lediglich den Aufstieg zum Rektor oder Konrektor: „Und diese Stellen sind oft auf viele Jahre hinweg besetzt.” Möglicherweise glaubten Männer auch, mit kleinen Kindern nichts anfangen zu können: „Sie meinen wohl, dass Grundschulpädagogik eher eine weibliche Seite hat.”
Das weibliche Übergewicht wird sich noch verstärken
Ausgerechnet der Frauenförderplan, der trotz des gewaltigen Überschusses an Lehrerinnen nach wie vor in Kraft ist, appelliert nun an männliche Pädagogen, sich als Grundschullehrer zu bewerben. Denn es gibt Vermutungen, dass die weibliche Übermacht an den Grundschulen männliche Schüler benachteiligt. Fakt ist, dass Jungen weniger gefördert, schlechter benotet und seltener fürs Gymnasium empfohlen werden als Mädchen. Ob das mit der „Feminisierung” der Lehrerschaft zusammenhängt, wird zurzeit wissenschaftlch untersucht.
Vieles deutet daraufhin, dass sich das Übergewicht des weiblichen Geschlechts weiter verstärken wird. Zum 1. Februar wurden in Hagen acht neue Grundschullehrer eingestellt. Ausschließlich Frauen.