Hohenlimburg. Es war eine entspannte Nachtschicht. Susanne Bischoff, seit fünf Jahren Mitarbeiterin der Shell-Tankstelle, Elseyer Straße 43, lernte eine junge Frau an, und es waren eine Mitarbeiterin und deren Freund kurz vorbeigekommen. Doch ab 0.27 Uhr in der Nacht auf Dienstag war álles anders.

Um 0.27 Uhr in der Nacht auf Dienstag war nichts mehr entspannt. Ein Mann betrat den Verkaufsraum, zog ein Geschirrtuch von seinem Hals über das ganze Gesicht, die Kappe auf dem Kopf tief hinunter, sodass das Gesicht nahezu verschwunden war. Dann zog er sich dicke Handschuhe an. Alles völlig unaufgeregt. Der Mann trug eine Handwerkeraxt.

Der Vermummte kam direkt auf sie zu. „Er schaute mir unbewegt in die Augen, seine Stimme war bedrohlich gefasst. Dann sagte er ,Wenn ihr leben wollt, keine Panik', und forderte Geld”, berichtet Susanne Bischoff. Sie schätzt ihn auf etwa 40 Jahre, mit Fältchen um die Augen und leichtem Grau in den pechschwarzen, kurzen Haaren. Er sprach mit leichtem, nicht einzuordnenden Akzent. „Aber das kann auch eine Masche zur Irreführung gewesen sein”, meint Susanne Bischoff skeptisch.

Die junge Frau, die zur Nachtschicht angelernt wurde, gab ihm die Scheine. „Warum so wenig?” wollte auch die zweite Kasse geleert haben. Susanne Bischoff erklärte - mit festem Augenkontakt zu dem Räuber - dass die zweite Kasse abgebaut werden solle und leer sei. Und dass die Einnahmen vor einer knappen halben Stunde in den Tresor verlegt worden seien. Beides stimmte, und auch dem Räuber schien ihre Antwort glaubhaft. Er ließ sich daraufhin auch noch die 1 und 2 Euro-Stücke in eine weiße Plastiktüte packen und forderte, alle Anwesenden sollten ihre Handys auf den Boden werfen. Alle vier erklärten, sie hätten keines dabei. Der Mann verließ den Verkaufsraum dann genau so ruhig und selbstsicher langsam, wie er gekommen war, mit einer Beute im dreistelligen Bereich. Susanne Bischoff alarmierte die Polizei, die wenige Minuten später eintraf. Dann rief sie ihre Chefin an.

„Sein Auto muss in der Nähe gestanden haben, wenn er auch in dieser Nacht andere Tankstellen überfallen hat”, glaubt auch Christine Walter, Inhaberin der Tankstelle (Text zu Überfällen auf andere Tankstellen). Sie wundert sich, dass der Raubüberfall - wie die Videos dokumentieren - zwei Minuten gedauert hat. „In den meisten Fällen sind die Täter nach 30 Sekunden weg”, gibt sie einen Erfahrenswert auch der Polizei wieder.

Susanne Bischoff jedenfalls hat tapfer durchgestanden. Bis 8 Uhr am Morgen tat sie ihren normalen Dienst. „Wenn ich jetzt nicht weitergemacht hätte, hätte ich nie mehr Nachtschicht gemacht”, sagt sie. Auch wenn ihr nach dem Überfall die Knie zitterten, sie erst einmal einen Kaffee und eine Zigarette brauchte und ihr die Tränen herunterrannen - unterkriegen lässt sie sich nicht durch diesen Überfall, den ersten, den sie miterlebt hat. „Dafür arbeite ich viel zu gern bei unserer Inhaberin und in unserem Team”, wird sie weiterhin ihren Dienst an der Elseyer Straße tun.

Täter: ca. 170 cm groß, schlank, schwarze, kurze Haare, helle Baseballkappe, grüne, beschmutzte Arbeitshose, dicke, schwarze Handschuhe. Hinweise 02331/986-2066.