Hagen-Wehringhausen. Eine Testsperrung in Hagens erster und einziger Fahrradstraße hat klare Ergebnisse ergeben. Hier die Resultate und Schlussfolgerungen:
Versuch macht klug: So lässt sich das Ergebnis eines Verkehrstests zusammenfassen, der zuletzt auf Hagens einziger Fahrradstraße – der Augustastraße in Wehringhausen – vor allem den Unmut der motorisierten Verkehrsteilnehmer auf sich zog. Dort wurde nämlich an der Ecke Bachstraße ein Sperr-Hindernis platziert, um ignorante Verkehrsteilnehmer auszubremsen, die sich über das bestehende Anlieger-Gebot hinwegsetzen. Ergebnis des Experiments, das nach einem vierwöchigen Feldversuch zunächst einmal wieder abgebaut wurde: Der Auto-, Lkw- und Motorradverkehr geht deutlich zurück – eine Sperrung soll dort künftig fest errichtet werden.
Seit Herbst vergangenen Jahres gilt die Augustastraße als eine Fahrradstraße, also als eine Zone und wichtige Ost-West-Verbindungsachse, in der die Zweirad-Fraktion alle Privilegien genießt. Allerdings, so zeigten die ersten Erfahrungswerte, wurden diese bislang weitgehend mit Füßen getreten, wie die Verkehrs- und Ordnungsexperten der Stadt in einer ersten Bilanz festhielten. So wurden beim turnusmäßigen Austausch mit den Interessensverbänden von ADFC, Verkehrswende Hagen und VCD immer wieder gefährliche Situationen diskutiert, die auf den weiterhin ungezügelten Auto-Durchgangsverkehr zurückzuführen seien.
Autos sind nur als Anlieger geduldet
Dabei haben Pkw in der Augustastraße lediglich in Ausnahmefällen überhaupt noch was zu suchen, denn eine Fahrradstraße ist grundsätzlich ausschließlich für den Radverkehr nutzbar. Der Anliegerverkehr wird hier lediglich aufgrund eines Zusatzschildes noch toleriert. Im Klartext: Außer Radfahrern sind hier maximal noch Anwohner, dort Beschäftigte oder Lieferanten geduldet. Alle anderen, die beispielsweise die Einzelhändler entlang der Lange Straße und am Wilhelmsplatz ansteuern oder die Augustastraße gerne als Schleichweg nutzen, haben dort nichts verloren.
Doch die Realität sieht komplett anders aus: Seit auf der Augustastraße mit Eröffnung der Fahrradstraße zugleich die Rechts-vor-links-Regelungen zugunsten einer durchgehenden Vorfahrt aufgehoben wurden, sind dort nicht bloß mehr Autos, sondern vor allem auch deutlich flotter unterwegs. Dabei werden Zweiradnutzer fleißig überholt, obwohl an den meisten Stellen der gebotene Mindestabstand von 1,50 Metern (zwischen Lenkerende und Außenspiegel) ohnehin kaum einzuhalten ist.
Da die begleitenden Aufklärungskampagnen die Köpfe der Autofahrer jedoch offenkundig nicht erreichten, schränkte die Stadt im Mai für vier Wochen die Durchfahrtsmöglichkeiten für den Autoverkehr baulich ein: So wurde an der Ecke Augusta-/Bachstraße eine Sperrung in Form eines Wassertanks platziert, die zwar den Zweiradnutzern die Durchfahrt weiter ermöglichte, Pkw, Lkw und Kradfahrer jedoch zum Abbiegen zwang. Damit sollte erreicht werden, dass vor allem der Verkehr in Fahrrichtung Innenstadt bereits an der Minervastraße die Anlieger-Regelung respektiert und geradeaus den Weg in Richtung Lange Straße sucht.
Autos rumpeln über Grüninseln
Begleitet wurde dieser Test durch Verkehrszählungen vorzugsweise während der Stoßzeiten, um die Vorher/Nachher-Effekte auswerten zu können. Die Resultate sind eindeutig: Während der Anteil der Fußgänger und Radfahrer sich an den Messpunkten deutlich erhöht hat, ist die Zahl der Autos, Lieferfahrzeuge und motorisierten Zweiräder deutlich zurückgegangen. Dabei, so berichten nicht bloß Anwohner, habe es sogar Autofahrer gegeben, die über Bürgersteige und Grüninseln gerumpelt seien, um die Absperrung zu umfahren.
Aufgrund dieser Ergebnisse wirbt die Verwaltung jetzt in der Bezirksvertretung Mitte sowie im Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz und Mobilität für Mehrheiten, an der Einmündung Bachstraße künftig dauerhaft eine Durchfahrtsperre errichten zu können. Diese soll diesmal so dimensioniert werden, dass auch Liege- und Lastenräder durchpassen. Zugleich sollen die Pflanzbeete und Gehsteige zusätzlich vor wilden Fahrmanövern geschützt werden. Die Gesamtmaßnahme greift der ohnehin angedachten Aufweitung des Gleistunnels zum Bodelschwinghplatz vor, die ja ohnehin mittelfristig umgesetzt werden soll. Die Radfahrer können in Hagens erster und einziger Fahrradstraße von dem Sperreffekt dann eben schon deutlich früher profitieren.