Hagen. Mit Kindern verändert sich das Leben. Der Alltag kann oft stressig werden. Hagener Mütter erzählen und geben Tipps, wie sie es meistern.

„Man ist Frau, Managerin, Organisatorin, Animateurin, Mutmacherin, Freundin und muss noch schauen, dass man für sich selbst da ist“, sagt Laureen S., 32 Jahre alt, aus Hagen. Sie ist Mama. Wie so viele Frauen dieser Welt. Mama sein. Was heißt das eigentlich? Was bedeutet es, wenn man plötzlich die Verantwortung für einen kleinen Menschen hat, was übrigens gleichermaßen natürlich ebenso für die Väter gilt. Da aber an diesem Wochenende Muttertag ist, sollen Mütter an dieser Stelle einmal den Raum bekommen, zu erzählen. Von schönen Momenten und nicht so schönen. Von Herausforderungen, wie den Job und die Familie unter einen Hut zu bekommen. Und davon, was sie oft ungesehen tun, was im Alltagsstress manchmal untergeht.

Hagener Mütter erzählen zum Muttertag, wie sich ihr Leben verändert hat, seit sie Mama geworden sind. Sie geben Einblicke in die schönen Momente, aber auch Herausforderungen.
Hagener Mütter erzählen zum Muttertag, wie sich ihr Leben verändert hat, seit sie Mama geworden sind. Sie geben Einblicke in die schönen Momente, aber auch Herausforderungen. © dpa | Patrick Pleul

Laura J. (38): Ich habe zehn Jahre in einer Führungsposition gearbeitet und mich dann in der Elternzeit entschieden, nicht wieder so viel Verantwortung im Job zu übernehmen. Für die Rückkehr in mein Berufsleben plante ich, dass ich nach einem Jahr mit ein paar Stunden und nach zwei Jahren in Vollzeit wieder einsteige. Nach der Geburt habe ich schnell gemerkt, wie schön es ist, die Zeit mit unserer Tochter zu verbringen und konnte mir nicht vorstellen, sie so früh in die Betreuung zu geben. Es gab aber auch gesundheitliche Gründe. Seit unsere Tochter vier Monate alt war, hatte sie immer wieder Krampfanfälle. Sieben Jahre lang haben wir keine eindeutige Diagnose erhalten. Die Ängste und Sorgen um ihre Gesundheit haben mein Leben ziemlich geprägt, das war eine heftige Zeit für uns. Ich habe mich dann entschieden, dass ich nicht wieder Vollzeit arbeiten gehen möchte und bin mit 15 Stunden pro Woche in einen neuen Job eingestiegen. Insgesamt war ich fünf Jahre zu Hause. Diese Zeit weiß ich sehr zu schätzen. Dafür bin ich wirklich dankbar und sehe inzwischen die Corona-Phase als zusätzliches Zeit-Geschenk. Mittlerweile arbeite ich an zwei Tagen pro Woche in einem Gemeindebüro. Die Entscheidung, beruflich kürzer zutreten, habe ich nie bereut. Kinder werden so schnell erwachsen und die Zeit mit ihnen ist kurz, da genieße ich gerade jede Minute. Die größte Challenge für mich war, zu erkennen, dass ich auch mal Fünfe gerade sein lassen kann. Die eigenen Ansprüche herunterschrauben, das Chaos liegen lassen, niemand ist perfekt. Der Haushalt kann warten, die Zeit mit den Kindern nicht. Dabei unterstützt mich der Leitsatz „Unser Alltag ist ihre Kindheit“. Es ist einfach unglaublich schön, die bedingungslose Liebe der Kinder zu spüren. Kinder sehen die Welt noch mit ganz anderen Augen - das gibt mir häufig schöne Denkanstöße. Dann spüre ich pure Dankbarkeit in mir.

Simon (40), Laura (38) und Tochter Jonna (7) 
Simon (40), Laura (38) und Tochter Jonna (7)  © privat | Laura J.

Ich habe zehn Jahre lang in einer Führungsposition gearbeitet und mich dann in der Elternzeit entschieden, nicht wieder so viel Verantwortung im Job zu übernehmen
Laura J. - über die Entscheidung, beruflich kürzer zu treten

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Viviane V. (32): Mein Name ist Viviane. Ich bin 32 Jahre alt und seit fast neun Jahren bereits Mama. Ich habe mittlerweile drei Kinder im Alter von fast 9, 5 und 3 Jahren. Das Mama-Sein hat für mich alles verändert, dadurch dass ich auch relativ jung Mama geworden bin - ohne mir große Gedanken darüber zu machen und einfach quasi ins kalte Wasser gehüpft bin. Auch berufstätig war und bin ich schon immer während der Mama-Zeit gewesen. Ich war sogar sechseinhalb Jahre zwischen den ersten beiden Kindern selbstständig mit einer Fußpflege-Praxis, die leider in der Coronazeit geschlossen werden musste. Nun arbeite ich seit zwei Jahren wieder als Angestellte in der Notaufnahme im Schichtdienst. Dies ist alles andere als leicht, es ist ein absolutes organisatorisches Talent gefragt, alles muss genau geplant und organisiert werden. Mein Mann und ich sind ein absolut eingespieltes Team, sonst würde das alles nicht funktionieren. Trotz alledem würde ich nie etwas anderes machen wollen und eher noch mehr Kinder haben wollen, als eins zu missen. Für mich sind meine 3 Mädchen das Wertvollste und Kostbarste, was es gibt. Jeden Tag darf ich den Stolz erfahren, diese Kinder zu haben, egal wie anstrengend oft der Alltag und die wenige gemeinsame Zeit mit der ganzen Familie durch den Job ist. Wir sind glücklich und gesund, etwas Wichtigeres gibt es nicht. Mein Tipp für alle Mamas: Kontakt mit gleichgesinnten, anderen Mamas, die einen stärken und Mitgefühl geben können - und die auch mal sagen, dass man oft an seine Grenzen kommt, was völlig normal ist und einem nicht nur die heile Welt vorspielen. Außerdem: Auszeiten schaffen und auch mal nicht nur Mama sein.

Kai & Viviane mit Merle, Marlis und Mila. Mama Viviane arbeitet in der Notaufnahme im Schichtdienst - das erfordert im Alltag viel Organisation und Zusammenhalt.
Kai & Viviane mit Merle, Marlis und Mila. Mama Viviane arbeitet in der Notaufnahme im Schichtdienst - das erfordert im Alltag viel Organisation und Zusammenhalt. © privat | Viviane V.

Für mich sind meine drei Mädchen das Wertvollste und Kostbarste, was es gibt.
Viviane V. - Mutter aus Hagen

Laureen S. (32): Ich, Laureen, 32 Jahre alt, bin Mama von zwei wundervollen Jungs. Die beiden sind 4 und 6 Jahre alt. Und es ist einfach wunderbar, Mama zu sein. Natürlich hat sich das Leben komplett verändert. Aber auch einfach positiv. Da sind funkelnde Augen, die einen jeden Tag bestaunen. Kleine Hände und Arme, die einem so viel Liebe geben wie niemand anderes. Natürlich ist der Alltag auch chaotischer geworden und vor allem voller. Man ist Frau, Managerin, Organisatorin, Animateurin, Mutmacherin, Freundin und muss noch schauen, dass man für sich selbst da ist. Oftmals nicht ganz einfach. Vor allem, wenn man dazu noch einen „normalen“ Job hat. Hat man dazu ein Kind mit besonderen Bedürfnissen, bedarf alles noch mal mehr Organisation. Alles muss nach einem Plan laufen, den das Kind kennt, sonst ist der ganze Tag ein einziges Chaos. Aber genauso liebe ich es, samstags um 8.30 Uhr auf dem Fußballplatz aufzulaufen und meinem Sohn beim Fußball spielen zuzuschauen.

Laureen S. aus Hagen mit ihren beiden Jungs auf dem Spielplatz
Laureen S. aus Hagen mit ihren beiden Jungs auf dem Spielplatz © privat | Privat

Da sind funkelnde Augen, die einen jeden Tag bestaunen. Kleine Hände und Arme, die einem so viel Liebe geben wie niemand anderes
Laureen S. - Hagenerin, über das Mama-sein

Annika H. (37): Auch ich würde gerne ein bisschen aus meinem Leben erzählen. Ich war 18 Jahre zahnmedizinische Fachangestellte, bis ich 2016 das erste Mal Mama wurde und total in dieser Rolle aufging. Mir war schon immer bewusst, dass ich eigentlich sogar gerne Erzieherin werden würde. 2019 bekam ich dann meine zweite Tochter und seitdem war mir klar, dass ich trotz Familie noch einmal etwas ganz Neues anfangen möchte. Somit habe ich dann im August 2022 als zweifach Mama meine Praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin gestartet und werde diese hoffentlich im kommenden Jahr beenden. Diese Zeit aktuell ist super anstrengend und zudem mein größter Traum. Nur als Team mit meinem Mann zusammen ist es überhaupt möglich, regelmäßig die Berufsschule zu besuchen und mich richtig in diesen Wunsch hineinzuhängen. Oft sitze ich bis nachts an meinen Hausaufgaben und Ausarbeitungen, da ich natürlich versuche, mir am Nachmittag so viel Zeit wie möglich für meine Mädels zu nehmen. Egal wie schwer gerade manchmal dieser Weg ist, ich bin stolz und glücklich darauf, was wir hier täglich alles schaffen und auf die Beine stellen. Die Balance zu finden zwischen einem Neuanfang, dem Familienleben und aber auch mal Zeit für sich zu haben, ist sehr schwierig für mich, da muss man Prioritäten setzen, um mal nicht nur Mama zu sein und auch noch mal Kraft zu sammeln für den nächsten Tag. Jedoch würde ich mich immer wieder so entscheiden, denn die Kinder sind das Schönste, was uns je passieren konnte.

Annika H. aus Hagen mit Mann Sebastian und den Kindern Leni und Nora. Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter wagte sie einen beruflichen Neustart.
Annika H. aus Hagen mit Mann Sebastian und den Kindern Leni und Nora. Nach der Geburt ihrer zweiten Tochter wagte sie einen beruflichen Neustart. © privat | Annika H.

2019 bekam ich dann meine zweite Tochter und seitdem war mir eigentlich klar, dass ich trotz Familie noch einmal etwas ganz Neues anfangen möchte
Annika H. (37) - über einen beruflichen Neustart nach der zweiten Schwangerschaft

Isabell A. (35): Das Mama-Sein hat zweifellos mein Leben verändert, es wurde in vielerlei Hinsicht bereichert. Es hat mir eine tiefe Dankbarkeit für die kleinen Dinge geschenkt und mich gelehrt, dass Liebe und Entschlossenheit Berge versetzen können. Es ist das Allerschönste, aber gleichzeitig auch das Härteste. Noch nie bin ich so sehr über meine Grenzen hinausgewachsen. Ich habe gelernt, geduldiger zu sein, eigene Bedürfnisse hinten anzustellen, Selbstbestimmung aufzugeben und ein fremdbestimmtes Leben anzunehmen, was mit das Herausforderndste war/ist. Job, Medizinstudium und Familienleben zu vereinbaren ist ein Drahtseilakt, gerade als Alleinerziehende. Es erfordert eine sorgfältige Planung und Organisation und ein gut funktionierendes soziales Netzwerk. Und viel Kaffee. Es gibt Momente der Erschöpfung und Einsamkeit, in denen ich mir wünsche, dass ich den Alltag mit jemandem teilen könnte, auch wenn mein Sohn und ich inzwischen ein unschlagbares Team sind. Es gibt das Gefühl, mit allem alleine zu sein, dass die Verantwortung, alle Entscheidungen und die Organisation des Alltags nur auf meinen Schultern lasten. Der Austausch mit anderen Alleinerziehenden ist wichtig, denn mir fehlt die partnerschaftliche und emotionale Unterstützung. Ich teile deshalb meinen Weg auf Instagram, um anderen Mut zu machen. Zudem ist da das schlechte Gewissen, dass man seinem Kind keine klassische Familie bieten kann. Aber gleichzeitig ist da die Entschlossenheit, dass man auch zu zweit eine glückliche Familie sein kann. Ich möchte meinem Sohn vorleben, dass man seine Träume leben sollte und alles schaffen kann. Die einzelnen Entwicklungsschritte erleben zu dürfen, zu sehen, wie sich dein Kind über neue Fähigkeiten freut und stolz zu dir blickt. Die Welt nochmal durch Kinderaugen zu sehen und viele Dinge aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Wir Erwachsene sind oft in Eile und in unserem Alltag gefangen, sodass wir den Blick für die vielen kleinen besonderen Momente verlieren. Diese nicht beschreibbare Liebe zu empfinden und gleichzeitig eine unendliche, bedingungslose und ehrliche Liebe zurückzubekommen, ist das Allerschönste!

Noch nie bin ich so sehr über meine Grenzen hinaus gewachsen. Ich habe auch gelernt, Selbstbestimmung aufzugeben und ein fremdbestimmtes Leben anzunehmen, was mit das Herausforderndste war/ist.
Isabell A. - teilt über ihren Kanal bella_roso ihre Erfahrungen auf Instagram, um anderen Mamas Mut zu machen.

Kristina B. (48): Ich liebe meine Kinder und würde niemals auf sie verzichten wollen. Als Alleinerziehende im Vollzeitjob ist es oft kompliziert, aber Dank Oma und Opa haben wir bisher immer alles gemeinsam geschafft. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung meiner Familie. Meine Kinder sind 15 und 9 Jahre alt. Es ist immer schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Sowohl zeitlich als auch finanziell. Mein Tipp an andere Mütter: Aufgeben gilt nicht! Immer in kleinen Schritten nach vorne sehen und sich selbst dabei nicht vergessen. Hilfe annehmen (fällt mir auch oft schwer). Und positiv bleiben. Eine positive Lebenseinstellung hilft immer. Es gibt viele schöne Dinge (gesunde Kinder, eigene Gesundheit, Dach über dem Kopf, genug zu Essen, eine Familie im Rücken), die man schnell vergisst. Die sollte man sich immer wieder vor Augen holen!

Mein Tipp an andere Mütter: Aufgeben gilt nicht! Immer in kleinen Schritten nach vorne sehen und sich selbst dabei nicht vergessen.
Kristina B. - über stressige Situationen und Herausforderungen im Mama-Alltag

Kristina B. mit ihren beiden Töchtern im Urlaub.
Kristina B. mit ihren beiden Töchtern im Urlaub. © privat | Büttner