Hagen. Im Gegensatz zu anderen Städten hat Hagen nie versucht, die Sexsteuer-Einnahmen durch großen Personalaufwand zu erhöhen.
Hagen betrat vor neun Jahren mit der „Satzung über die Erhebung der Vergnügungssteuer für kommerzielle Angebote sexueller Art“ keineswegs finanztechnisches Neuland. In Bonn mussten beispielsweise schon damals jene Damen, die ihre Dienste am Straßenstrich offerierten, zunächst an einem umgerüsteten Parkautomaten für sechs Euro ein Tagesticket ziehen, um über Nacht zur Tat stöckeln dürfen. Andernfalls drohte den Sexarbeiterinnen bei einer Kontrolle ein Verwarngeld – ähnlich wie bei Falschparkern.
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Einige Städte machten sich sogar die Mühe, die Servicekräfte des horizontalen Gewerbes einzeln zu erfassen und steuerlich abzukassieren. Andere Kommunen schickten sogar „Testfreier“ los, um nicht bloß in die Separees zu blicken, sondern auch in die Tiefen der freiberuflichen Erotikbranche bis hinter die letzte Wohnungstür vorzudringen, wo Damen mit Kunstnamen und Handynummer in häuslicher Umgebung sich im Lotterbett was dazuverdienen.
Ein gigantischer Aufwand, den Finanzdezernent Gerbersmann niemals betreiben mochte. Ebenso war von Beginn an klar, dass die Veranlagung von selbstständigen Prostituierten, die auf eigene Rechnung in Bordellen ihre Körper anbieten, nur schwer zu erfassen und somit eher unwirtschaftlich sei. Stattdessen beschränkte sich die Stadt Hagen stets darauf, quadratmeterweise die Bordellbetriebe steuerlich zur Kasse zu bitten.
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Apropos: Zur Einführung der Steuer hegten die städtischen Finanzjongleure 2015 noch die heimliche, fiskalische Hoffnung, dass eine Hamburger Rotlicht-Größe, die auf St. Pauli eines der größten Laufhäuser betreibt, in Vorhalle das Gut Niederste-Hülsberg in ein Etablissement mit gehobenem Erotik- und Wellness-Angebot verwandelt. Die Anzahl der im Rahmen der Bauvoranfrage aufgelisteten Parkplätze und Nasszellen ließ erahnen, dass dieses angedachte Edel-Bordell im Ruhrtal sich für die Stadt mit Blick auf potenzielle Sexsteuer-Einnahmen als charmante Goldgrube entpuppen könnte. Passiert ist dort bis heute freilich rein gar nichts.