Hagen. Romane und Kochbücher: Die Deutsche Post verschenkt derzeit Bücher an ihre Kunden in Hagen. Ein „netter Überfall“ mit Briefträger Mattäus:
Ein Besuch in Garenfeld: Ein letzter prüfender Blick durch die gelbe Kiste: „Romane, Sachbücher, Kochbücher, Kinderbücher - alles an Bord.“ Matthäus Wojtaschyk nickt, zieht den Reißverschluss seiner Jacke zu, schnappt sich die Postbox, schließt die Heckklappe seines Autos und marschiert los. „Hier im Viertel kenn‘ ich jeden, alles nette Leute“, sagt der Briefträger und steuert auf ein Einfamilienhaus zu. „Das Ehepaar freut sich bestimmt, wenn ich ihm etwas schenke“, ist sich der 37-Jährige sicher.
Buchaktion soll das Lesen fördern
Auf Tour mit Matthäus Wojtaschyk, der heute nicht nur Briefe und Pakete in seinem Bezirk in Hagen-Garenfeld verteilt, sondern auch Bücher verschenkt. Es geht um die Aktion „Lesen fördern“, die die Deusche Post und DHL sowie die Stiftung „Lesen“ anlässlich des „UNESCO-Welttag des Buches“ am Dienstag, 23. April, unterstützen.
„Guten Morgen Herr Dreyer. Heute überrasche ich Sie mal mit einem Präsent. Ist Ihre Frau auch da?“ Jürgen Dreyer wirkt ein wenig verdutzt, sagt „Hallo Mattäus, nein, Annelie ist nicht zu Hause, sie ist arbeiten. Aber was hast du denn da Schönes für uns?“
Ein Schwätzchen halten
Der Rentner, der Matthäus Wojtaschyk seit langem kennt (Jürgen Dreyer: „Wir halten gern ein Schwätzchen“) schaut interessiert in die Bücherkiste und lässt sich von DHL-Group-Sprecherin Christina Schläger-Herrero den Hintergrund des „netten Überfalls“ erläutern: „Etliche Zusteller, darunter auch Herr Wojtaschyk, verteilen derzeit zum Welttag des Buches kostenlose Exemplare an ihre Kundinnen und Kunden. Es sind allesamt neue Bücher - darunter auch Bestseller - und die Kunden können sich aus unseren Bücherkisten etwas aussuchen.“ Jürgen Dreyer nickt, „na, dann zeigen Sie Ihre Auswahl mal her“.
Ein Seebad-Krimi von Elsa Dix
Zwei Minuten später hat der frühere Handelsvertreter seine Wahl getroffen und lächelt verschmitzt: „,Das verschwundene Fräulein‘, ein Seebad-Krimi von Elsa Dix. Das klingt doch spannend.“ Für seine Frau Annelie darf der Garenfelder ebenfalls ein Buch auswählen, „ich nehm‘ diesen Roman hier - ,Am Meer‘ - von Elizabeth Strout. Der gefällt ihr bestimmt.“
Stammbezirk ist Garenfeld
Weiter geht‘s auf die andere Straßenseite: Er sei seit fast 20 Jahren als Briefträger unterwegs, erzählt Matthäus Wojtaschyk, „ich bin Standortleiter und wohne in Unna“. Früher sei er bei der Deutschen Post als Springer beschäftigt gewesen, „jetzt hab‘ ich aber als Stammbezirk Garenfeld. Das Paradies hab‘ ich mir hart erarbeitet“.
700 Haushalte
Warum er nicht wie zahlreiche seiner Kollegen mit einem E-Bike, sondern einem Postfahrzeug unterwegs ist? „Unser Stützpunkt befindet sich in Kabel, und da wäre der Weg nach Garenfeld zu weit“. Außerdem gäbe es in seinem ländlich geprägten Bezirk keinen speziellen DHL-Paketboten, „ich liefere an meine 700 Haushalte Briefe sowie Pakete aus, bin also der Mann für alle Fälle“, lächelt der 37-Jährige.
Aber zurück zur Bücheraktion: „Bundesweit werden in diesen Tagen in punktuell ausgewählten Bezirken 1,1 Millionen Bücher an Kunden verschenkt“, erläutert Sprecherin Christina Schläger-Herrero. Und weiter: „Die Deutsche Post stellt Briefe zu. Natürlich haben wir ein Interesse daran, dass die Leute lesen und schreiben können und somit auch Teil der Gesellschaft sind.“
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Im nächsten Haus wird Matthäus Wojtaschyk schon erwartet. Die „Chefin des Hauses“ begrüßt ihren Briefträger vertraut-freundlich. „Ich darf mir ein Buch aussuchen? Das ist ja toll. Am liebsten lese ich historische Romane“, sagt die couragierte Dame. Christina Schläger-Herrero sortiert die verschiedenen Exemplare in der Kiste: Neben dem Bestseller-Roman „Achtsam Morden“ von Karsten Dusse steht das Kinderbuch „Mission Roboter“, daneben das Kochbuch „Mini-Muffins“.
Gelungene Überraschung
„Ach, der Roman könnte zu Ihnen passen: ,Der Tee-Palast‘ von Elisabeth Herrmann. Die Handlung spielt 1834“, nickt Christina Schläger-Herrero der Garenfelderin freundlich zu. „Das ist genau das Richtige“, strahlt die Hausfrau und greift zu. Matthäus Wojtaschyk schüttelt der Dame die Hand, sagt Tschüss und fügt an „Heute hab‘ ich zwar keine Post für Sie, aber die Überraschung ist doch gelungen, oder?“ Und ob.