Hagen. Immer wieder parken Eltern Gehwege zu oder es kommt zu Staus. Stadt und Polizei setzen auf Aufklärung, Straßensperrungen sind noch kein Thema.
Der Verkehr drubbelt sich und drängt sich oft in den frühen Morgenstunden vor einigen Hagener Schulen. Manche kommen auf den letzten Drücker, andere Eltern parken einfach ignorant den Gehweg zu. „Es ist mir sehr unverständlich, in welch hoher Zahl Elterntaxis morgens in der Nähe Hagener Grundschulen unterwegs sind. Haben wir Grundschultourismus unter den Stadtteilen oder traut ein nicht unerheblicher Teil der Eltern dem Nachwuchs keine größeren Wege aus eigener Kraft zu? Sehr bedauerlich und deutlich zum Nachteil aller – auch von den Kindern, die einfach nur ihren Weg selbstständig machen“, schreibt Leser Niko Laj der Redaktion. Auch bei gutem Wetter und obwohl es viel früher hell wird, bringen viele Eltern ihre Kinder noch bis vor die Schultür.
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Ein Erlass vom Land NRW ermöglicht es Städten und Kommunen seit diesem Jahr, hoch belastete Straßen rund um Schulen in den Morgenstunden kurzzeitig für Autos zu sperren. Pilotprojekte zeigen in einigen Städten – beispielsweise in Frankfurt – bereits Erfolge. In Hagen gibt es derartige Versuche mit Sperrungen bislang noch nicht, wie Stadt-Sprecherin Clara Treude bestätigt.
Vielmehr setzt man hier auf regelmäßige Kontrollen. Genaue Zahlen zu Elterntaxi-Verstößen kann die Stadt Hagen nicht liefern, da nur temporär erfasst wird. Als Beispiel: „Im Rahmen der Schulwegsicherung im Februar dieses Jahres hatten wir in einer Woche an drei Schulen 65 Verstöße wegen Gehwegparkens, zugeparkten Feuerwehrzufahrten und Parken im absoluten Halteverbot“, so Treude. Die Bußgeldrahmen seien hier unterschiedlich und betragen zwischen 20 und 55 Euro. „Sofern eine konkrete Behinderung oder Gefährdung hinzukommt, sind wir auch schnell im Bußgeldbereich bei 70 Euro.“
Kontrollen finden regelmäßig statt
Die Stadt rät: Eltern sollten sich vor Ort an die geltenden Verkehrsvorschriften und vor allem die durch Verkehrszeichen angeordneten Ge- und Verbote halten. „Kinder sollten nicht auf der Fahrbahn herausgelassen werden, schon gar nicht zur Fahrbahn gewandten Seite. Durch das hohe Fahrzeugaufkommen und Wendemanöver kommt es oft zur Gefährdung der Schulkinder.“
Elterntaxis: So sehen es Leser
Silvana Leisering: Unsere Tochter würde gerne zur Schule laufen können, dies ist allerdings nicht möglich, da es auf der Silscheder Straße Richtung Gevelsberg nicht mal einen Bürgersteig gibt. Somit die Kinder mitten auf der Straße gehen müssen. Dies ist nicht seid gestern ein bekanntes Problem, schon seit vielen Jahren, und es wird einfach nichts gemacht!
Yvonne Kleine: Meine fahren alle alleine mit dem Bus, sogar mein Enkel aus der 1. Klasse geht alleine.
Susanne Prior: Wir sind früher auch zu Fuß zur Schule gelaufen: von der Eugen-Richter-Straße/ Tunnelstaße bis zur Pelmkeschule … und das bei Wind und Wetter.
Marta Lewoń: Wenn ich zur Arbeit fahre, lasse ich ihn unterwegs raus (ca. halber Weg), wenn ich Homeoffice habe bringe ich ihn oder er fährt alleine mit dem Roller (7 Jahre alt).
Werner Berkenkopf: Von Fley aus bis zum Höing ist schon nicht so einfach. Man wechselt mehrfach den Bus. Dazu müssen die Kinder früh aufstehen. Verpasst man den Bus oder es wird gestreikt, hilft nur das Elterntaxi. Früher gab es zwei Schulen in Fley, die später nicht mehr benutzt werden durften. Seitdem ist es viel komplizierter geworden. Und zu Fuß im Dunkeln durch den Fleyer Wald ist undenkbar. Dazu kommt, dass es in Fley keine Bürgersteige gibt (Heigarenweg, Weidekampstraße, Knippschildstraße untere Hoheleye).
Christoph Schledorn: Ob Kinder zur Schule gefahren werden (müssen), hängt sicher von den Randbedingungen ab. Problematisch ist auch nicht das ob, sondern das wie - mit der kompletten Ignoranz aller Verkehrsregeln unter Gefährdung und Behinderung von fließendem Verkehr und Fußgängern und Mitschülern.
Die Stadt rät dementsprechend, Kinder nicht direkt bis zur Schule zu fahren und diese entweder mit entsprechendem Abstand außerhalb der Halteverbotsbereiche abzusetzen, oder die Kinder gar nicht erst mit dem Auto zur Schule zu bringen, sondern stattdessen auf den ÖPNV, das Fahrrad oder einen gemeinsamen Gang zu Fuß zu setzen. „Wir führen die Schwerpunktwochen regelmäßig nach den Ferien, in der dunklen Jahreszeit und zum Beginn eines neuen Schuljahres überwiegend an Grundschulen durch. Anlassbezogen kann die Kontrollfrequenz aufgrund einer Beschwerdelage beispielsweise auch erhöht werden. Man muss demnach immer damit rechnen, kontrolliert zu werden“, so Treude.
Gespräche mit Eltern und Kindern
Auch bei der Hagener Polizei sei das Thema Schulweg „ein dauerhaftes und sehr präsentes Thema“, so Sprecher Tino Schäfer. Kollegen vom Wach-, Bezirks- und Verkehrsdienst führen regelmäßig vor Schulen Kontrollen durch. „Unser Bezirksdienst befasst sich fast täglich mit dem Thema Schulwegsicherung. Neben der Überwachung des Verkehrs führen unsere Kolleginnen und Kollegen regelmäßig anlassbezogen verkehrsdidaktische Gespräche mit Eltern und verkehrserzieherische Gespräche mit Kindern“, so Schäfer.
Insbesondere das Thema „Elterntaxis“ sei dabei immer wieder Thema. Durch die Verkehrssicherheitsberatung würden Kinder bereits in den Kindergärten auf eine sichere Straßenüberquerung vorbereitet. „In den ersten Wochen werden die Erstklässler nochmals von unserem Bezirksdienst besucht und es wird das Thema ,sicherer Schulweg‘ besprochen und auch gemeinsam mit den Klassen geübt“, so Schäfer. Insgesamt könne man sagen, dass die Maßnahmen greifen und Erfolge zeigen. „Das spiegeln insbesondere auch die Rückmeldungen wider, die wir von Kindern, Eltern und Lehrpersonal bekommen.“
Sechs Tipps der Polizei für einen sicheren Schulweg
1. Gut sichtbare und reflektierende Kleidung tragen.
2. Nutzen Sie frühzeitig die Gelegenheiten und erkunden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind den sichersten Weg zur Schule. Nutzen Sie immer den gleichen, gemeinsam besprochenen Schulweg. Wenn möglich, sollten Kinder mindestens zu zweit gehen.
3. Verdächtiges oder Unheimliches auf dem (Schul-)Weg den Eltern oder Lehrern berichten! Auf keinen Fall an Fahrzeuge herantreten. Bei Auffälligkeiten weglaufen, um Hilfe rufen, Erwachsene und Kinder auf sich aufmerksam machen - das schafft Abstand zur bedrohlichen Situation und macht andere aufmerksam.
4. Klare Absprachen, wer das Kind abholen darf oder im Ausnahmefall abholen wird. Im Notfall die 110 wählen und die Polizei rufen!
5. Ablenkungen durch Smartphone vermeiden. Üben Sie dabei richtiges Verhalten an möglichen Gefahrenpunkten.
6. Die Polizei gibt auch Tipps für Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen: Nehmen Sie Rücksicht auf andere Kinder. „Schnallen Sie sich selber im Auto an und seien Sie so ein gutes Vorbild“, so die Polizei. Und weiter: „Lassen Sie Ihre Kinder zur Gehwegseite aussteigen und achten Sie dabei auf den Rad- und Fußverkehr. Halten Sie sich an Verkehrsregeln (nicht im Halteverbot stehen) und seien Sie auch hier ein Vorbild.“