Hagen. Das Hochhaus der Arbeitsagentur ist endgültig verkauft. Der Investor hält sich zu seinem Hotelkonzept noch bedeckt

Der Verkauf des 17-stöckigen Hochhauses der Hagener Arbeitsagentur an einen Hotel-Investor ist jetzt endgültig vollzogen und die Kaufsumme nach Ostern bezahlt worden. „Die Stadt Hagen hat ihr Vorkaufsrecht nicht ausgeübt“, bestätigt zugleich Thomas Bleicher, Büroleiter des Oberbürgermeisters, auf Anfrage der Stadtredaktion. Damit befindet sich der 75 Meter hohe Turm, der aufgrund seiner prägnanten Höhe die Innenstadtkulisse seit Jahrzehnten prägt, jetzt im Besitz der City Best Hotel Hagen Vermögensverwaltungs-Gesellschaft aus Ludwigsfelde nahe Berlin. Der Kaufpreis für das sanierungsbedürftige Objekt mit einer Grundfläche von etwa 19.000 Quadratmetern lag nach Informationen der Stadtredaktion bei nicht einmal einer halben Million Euro.

Die Stadt Hagen hat ihr Vorkaufsrecht nicht ausgeübt.
Thomas Bleicher - Büroleiter des Oberbürgermeisters

Der Käufer reklamiert für sich, bereits die Fassade des Sockelgeschosses gereinigt zu haben, allerdings bleibt noch viel zu tun.
Der Käufer reklamiert für sich, bereits die Fassade des Sockelgeschosses gereinigt zu haben, allerdings bleibt noch viel zu tun. © WP | Michael Kleinrensing

Die „City Best Hotel Group” gehört eher weniger zu den Premium-Anbietern der Übernachtungsbranche. Will sie auch gar nicht sein, wie sie im Internet betont: „Die Nr. 1 der Monteurhotels in Berlin und Umgebung“, beschreibt sich Geschäftsführer Markus Kühne als der Herr über neun Häuser, 300 Zimmer und 1000 Betten – alles ab 16 Euro pro Nacht. Auf der Homepage werden vorzugsweise Einzel- und Gruppenunterkünfte mit Gemeinschaftsküchen und Sanitärangeboten auf dem Flur präsentiert, die angesichts ihres spartanischen Interieurs eher schlichten Ansprüchen genügen. Aber auch ein klassischer Hotelstandort mittleren Standards runden das bisherige Portfolio des Käufers ab. Gegenüber der Stadtredaktion gibt sich Kühne zu seinen konzeptionellen Überlegungen und zum Standard für den Standort Hagen noch ausgesprochen bedeckt, versichert aber, dass es sich um „keine Billig-Krauter-Planung“ handele.

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Stadt begleitet Prozess kritisch-konstruktiv

Vertiefende Details möchte der neue Besitzer des anthrazitfarbenen Gebäudes nach seinen ersten Gesprächen bei der Stadt Hagen allerdings noch nicht preisgeben. Aus dem Hagener Rathaus ist nach einem persönlichen Besuch des City-Best-Hotel-Group-Prokuristen Frank Blaschke lediglich zu hören, dass es ein „konstruktives Gespräch“ mit den Vertretern der Bauverwaltung sowie des Denkmalschutzes gegeben habe, in dem sich der Interessent durchaus offen für unterschiedliche Ideen gezeigt habe. „Die Stadt wird den weiteren Prozess weiter kritisch-konstruktiv begleiten“, versichert Bleicher.

Das Umfeld des gewaltigen Komplexes befindet sich zurzeit in einem erbarmungswürdigen Zustand.
Das Umfeld des gewaltigen Komplexes befindet sich zurzeit in einem erbarmungswürdigen Zustand. © WP | Michael Kleinrensing

Bislang beschränkt sich der Aktionsradius der City Best Hotel Group im Wesentlichen auf die Hauptstadt sowie den Brandenburger Speckgürtel, wo der Hotelier bevorzugt die Nähe zum Berliner Flughafen sowie Logistik-Hotspots wie DHL-Verteil- und Güterverkehrszentren sowie Amazon oder Tesla sucht. In eine ähnliche Stoßrichtung, so die Recherchen der Stadtredaktion, könnte es ebenfalls in Hagen gehen. Denn auch an der Körnerstraße soll es, je nach Art und Umfang möglicher Nebennutzungen, ein Monteurhotel – organisatorisch getragen von einem weniger personalintensiven Boardinghouse-Konzept – mit mehr als 1000 Betten geben. Dabei seien, so erste Andeutungen des Käufers, beispielsweise feste Übernachtungskontingente für Großkunden wie die Bahn oder die Post denkbar.

Die Tiefgarage des Arbeitsagentur-Komplexes war während der Jahrhundertflut komplett vollgelaufen.
Die Tiefgarage des Arbeitsagentur-Komplexes war während der Jahrhundertflut komplett vollgelaufen. © WP | Michael Kleinrensing

Darüber hinaus könnte sich der Käufer auch die Unterbringung von einem Discounter oder Gastroanbietern vorstellen. Zu Details hält sich Geschäftsführer Kühne jedoch weiterhin bedeckt. „Wir arbeiten für die Interessen der Stadt Hagen und nicht dagegen“, versichert er. Offenkundig glaubt der Investor bei der anstehenden Sanierung des Gebäudes, für das 1980 der Grundstein gelegt wurde, mit einer Investitionssumme für Technik und Ausstattung in mittlerer einstelliger Millionenhöhe auskommen zu können. Entsprechende Detailfragen, auch zur Parkplatzsituation, werden zurzeit mit den Genehmigungsbehörden der Stadt abgearbeitet, um einen entsprechenden Bauantrag vorbereiten zu können. Parallel verweist Geschäftsführer Kühne darauf, dass man sich bereits um eine Verbesserung des Gebäudeumfelds gekümmert und den Uferbereich zur Volme von Unrat befreit sowie die Fassade des Sockelgeschosses gereinigt habe.

Nicht nur am Gebäude selbst, sondern auch im Umfeld gibt es einen erheblichen Sanierungsbedarf.
Nicht nur am Gebäude selbst, sondern auch im Umfeld gibt es einen erheblichen Sanierungsbedarf. © WP | Michael Kleinrensing

Erheblicher Sanierungsstau

Seit dem Jahrhundert-Hochwasser im Juli 2021, bei dem die Volme nicht bloß durch die Tiefgarage sowie das Erdgeschoss des Baus spülte und damit die gesamte im Keller untergebrachte Technik zerstörte, steht der Bau für Arbeitsagentur und Jobcenter nicht mehr zur Verfügung. Ursprünglich hatte die federführende Nürnberger Bundesagentur erwogen, den bei der Jahrhundertflut entstanden Schaden an dem ohnehin sanierungsbedürftigen Verwaltungsturm für eine weitere Eigennutzung selbst zu beseitigen. Doch die Preise liefen der Bundesbehörde nicht zuletzt angesichts der jüngsten Baukostensteigerungen davon. Denn bereits vor der verheerenden Flut gab es in dem Objekt diverse Wasser- und Frostschäden, und auch die Unzuverlässigkeit der Aufzüge sowie die Kapriolen der im Turm verbauten Klimatechnik waren immer wieder Stadtgespräch. Zuletzt wurde noch an der Kuppel in luftiger Höhe herumgedoktert, weil Feuchtigkeit über das Dach in das Gebäude eindrang. Vor diesem Hintergrund entschied die Bundesagentur nach eingehender Prüfung, ihre Hagener Dependance zum Verkauf anzubieten. Am Ende des zähen Vermarktungsprozesses blieb nur der Interessent aus Ostdeutschland übrig, der die Immobilie für einen eher symbolischen Preis erwerben konnte.