Breckerfeld. An der Glörstraße in Breckerfeld sind die Arbeiten gestartet. Millionen Euro werden hier verbaut. Die Arbeiten aber sind komplex.

Das Bild ist ein anderes, als es üblicherweise bei symbolischen Spatenstichen entsteht. Nicht, weil die vielen Herren und die eine Dame sich hinter einem eigens aufgeschütteten Häufchen Erde verbergen, die Schippen in die Hand nehmen und in Richtung Kamera lächeln. Sondern weil sie etwas unterhalb der eigentlichen Fahrbahn stehen, ein Gitter den Erdmassen Stabilität verleiht und Geotechniker Ulrich Höfer zuvor erläutert hat, was es mit bewehrter Erde auf sich hat.

Die bewehrte Erde - dahinter verbirgt sich ein komplexes Netz aus Kunststoff, was hier an der Glörstraße in Breckerfeld in den Hang und unter der Straße eingearbeitet wird. Dieses Netz soll dazu führen, dass es die neue Fahrbahn - insbesondere an jenen vier Stellen, an denen künftig Buchten Begegnungsverkehr ermöglichen sollen - nicht der alten gleichtut, bricht und immer weiter absinkt.

2,9 Millionen für neue Straße

2,9 Millionen Euro werden hier insgesamt unterhalb des Freizeitschwerpunkts Glörtalsperre verbuddelt. Weil dieser Freizeitschwerpunkt Badesee, Wandergebiet und Naherholungsparadies in einem ist, weil der Regionalverbund Ruhr große Anteile an der gemeinnützigen GmbH hält und obendrein neben der Stadt Breckerfeld auf die Gemeinden Schalksmühle, Halver, der Ennepe-Ruhr- und der Märkische Kreis Anteile haben, ist nicht nur die Ausführung, sondern auch die Finanzierung des Projektes komplex.

Symbolischer Spatenstich an der Glörstraße: Die Fahrbahn wird künftig von einer komplexen Bewehrung stabilisiert.
Symbolischer Spatenstich an der Glörstraße: Die Fahrbahn wird künftig von einer komplexen Bewehrung stabilisiert. © WP | Jens Stubbe

416.000 Euro stehen noch aus einem Flurbereinigungsverfahren zur Verfügung, das die Stadt Breckerfeld hier einst angestrebt hat, das die privaten Flächenbesitzer, deren Areale an die Glör grenzen, aber nicht wollten. Die Stadt Breckerfeld selbst, auf deren Fläche sich die Glörstraße befindet, übernimmt 879.000 Euro. 949.000 Euro zahlt der Regionalverband Ruhr, 475.000 Euro der Ennepe-Ruhr-Kreis, 100.000 Euro Schalksmühle und 45.000 Halver.

Märkische Kreis zahlt nichts

Nur der Märkische Kreis - was nicht unumstritten ist - beteiligt sich nicht, obwohl auch er Mitgesellschafter ist und viele Menschen aus dem MK-Gebiet den beliebten See vor der eigenen Haustür besuchen.

Wir haben lange gerungen. Dass andere von der Stadt Breckerfeld einen besonderen Beitrag gefordert haben, kann ich verstehen.
André Dahlhaus - Bürgermeister Breckerfeld

„Wir haben lange gerungen“, sagt auch Breckerfelds Bürgermeister André Dahlhaus mit Blick auf die Ausführung und Finanzierung. Vor rund fünf Jahren habe man den Knoten zum ersten Mal durchschlagen. Dann aber habe sich herausgestellt, dass die Straße so nicht mehr dauerhaft standsicher sei. Vor rund zwei Jahren sei es dann geglückt, für die überarbeitete Planung auch eine Finanzierungsvereinbarung zu treffen. „Dass andere von der Stadt Breckerfeld einen besonderen Beitrag gefordert haben, kann ich verstehen.“

Von Interesse für das ganze Ruhrgebiet

Dass die Glörstraße aber durchaus mehr ist, als eine einfache Gemeindestraße, unterstrich Landrat Olaf Schade: „Die Glör ist ein Schatz, den wir erhalten müssen.“ Sie sei für das gesamte Ruhrgebiet von Interesse. „Auch wenn die Kosten hoch erscheinen - wir wollen, dass diese Straße Jahrzehnte hält.“

Die Glör ist ein Schatz, den wir erhalten müssen.
Olaf Schade - Landrat Ennepe-Ruhr-Kreis

Eine Straße, die zu einem großen Parkplatz direkt an der Talsperre führt, auf dem mehr als 500 Autos Platz finden. Dazu ist sie der zentrale Zuweg zur Gastronomie, zum Haus Glörtal, dessen Betreiber während der Bauphase (die Glörstraße ist komplett gesperrt) in einen Gasthof in Schalksmühle umgezogen ist. Und: Letztlich soll sie künftig auch Bussen ermöglichen, Gäste bis an das Gewässer zu bringen. Die setzen bisher mit schöner Regelmäßigkeit in den engen und steilen Kurven auf, die von der Mauer hinauf zum Parkplatz und zur Gaststätte führen.

Badegäste nicht erwünscht

All die Gäste, die insbesondere in den Sommermonaten die Glör bevölkern, sollen in den nächsten Monaten am besten fortbleiben. „Wir haben die Infrastruktur zurückgefahren“, sagt Doreen Gössinger, Geschäftsführerin der Freizeitschwerpunkt Glör GmbH, mit Blick auf die geschlossene Gaststätte, den geschlossenen Imbiss, den geschlossenen Kiosk und die ebenso geschlossene DLRG-Station. Was nicht bedeute, dass Wanderer, die sich abkühlen möchten, nicht in den See dürften.

Straßensanierung: 2,9 Millionen Euro werden an der Glörstraße verbaut.
Straßensanierung: 2,9 Millionen Euro werden an der Glörstraße verbaut. © WP | Jens Stubbe

Für die stehen rund 50 eigens geschaffene Parkplätze an der Straße zur Verfügung, die in Branten abzweigt und in Richtung Loh führt. Wer dort sein Auto abstellt, kann zu Fuß über die ausgebaute Straße oder einen der Waldwege die Glör erreichen - muss aber rund einen Kilometer marschieren.

Dieser Zustand wird vermutlich bis Mitte November anhalten. Dann soll die neue Glörstraße eröffnet werden.