Hagen. In der Hagener Fußgängerzone wird jetzt ein weiterer Abschnitt freigegeben, den Fußgänger und Radfahrer gemeinsam nutzen dürfen.

Die Hagener Fußgängerzone soll noch großzügiger für den Radverkehr geöffnet werden. Die Bezirksvertretung Mitte hat sich in ihrer jüngsten Sitzung dafür ausgesprochen, künftig auch die Kampstraße zwischen dem Friedrich-Ebert-Platz und der Hochstraße für die Zweirad-Nutzung freizugeben. Hintergrund dieser Entscheidung sind die positiven Erfahrungen die seit einem Jahr mit der bisherigen Öffnung von weiten Teilen der Fußgängerzone gemacht wurden. Somit bleibt lediglich noch die Elberfelder-Straße zwischen dem Schuhhaus Salamander und der Karl-Marx-Straße eine absolute Tabuzone für anderweitige Nutzungen – hier sind weiterhin ausschließlich City-Bummler als Fußgänger willkommen.

Skeptische Blicke

Bezirksbürgermeister Ralf Quardt hatte durchaus Bauchschmerzen mit dem Vorstoß der Verwaltung, die Attraktivität der Hagener Innenstadt für den Radverkehr weiter zu stärken, indem Umwege über den dichtbefahrenen Innenstadtring abgebaut werden. „Ich sehe die Sache durchaus kritisch, denn selbst die Elberfelder Straße wird inzwischen immer wieder durch rücksichtlose Radfahrer missbraucht“, nannte der CDU-Politiker beispielhaft nicht bloß die Zweiräder eines Burger-Lieferanten.

Ende April 2023 wurden begleitet von einer Informationskampagne bereits erste Teile der Hagener Fußgängerzone für den Radverkehr freigegeben.
Ende April 2023 wurden begleitet von einer Informationskampagne bereits erste Teile der Hagener Fußgängerzone für den Radverkehr freigegeben. © WP | Michael Kleinrensing

Die Verkehrsplaner der Stadt räumten zwar ein, dass man Ignoranten gegenüber manchmal tatsächlich machtlos sei. Die jüngsten Erfahrungen hätten jedoch zeigten, dass sich das Miteinander von Passanten und Radfahrern in der Hagener Fußgängerzone bislang tatsächlich bewährt habe. Ende April vergangenen Jahres hatte Oberbürgermeister Erik O. Schulz im Rahmen von „Hagen update“ die Mittelstraße, die Marienstraße, die Rathausstraße, die Dahlenkampstraße sowie Teile der Kampstraße für den Radverkehr freigegeben. Seitdem sind weder der Polizei noch dem Ordnungsamt massive Beschwerden aus der Bürgerschaft zu Ohren gekommen. Selbst während der Wochen des Weihnachtsmarktes habe es keine Kritik gegeben.

Die Statistik der Polizei, die seit 2009 fortgeschrieben wird, listet in den vergangenen 15 Jahren in den fraglichen Abschnitten lediglich drei leichte Kollisionen zwischen Rad- und Fußverkehr auf. Diese stammen jedoch aus den Jahren 2013 und 2019 – also deutlich vor der offiziellen Öffnung der reinen Fußgängerbereiche. Entsprechend gibt es seitens der Behörden – mal abgesehen von den mahnenden Hinweisen auf gegenseitige Rücksichtnahme – auch kein Veto gegen eine Öffnung der Kampstraße. Hier hatte es seitens der Zweirad-Nutzer ausdrücklich immer wieder die Bitte gegeben, das Netz weiter zu öffnen, zumal auch das regionale Radwegenetz mit den Achsen über die Potthofstraße und die Hochstraße direkt an die Fußgängerzone angrenzt.

Appelle zur Rücksichtnahme

SPD-Fraktionssprecher Jörg Meier betonte, dass das Thema gegenseitige Rücksichtnahme immer wichtiger werde, wenn man tatsächlich von der autodominierten Stadt wegkommen wolle: „Das ist ein Lernprozess, dem wir die notwendige Zeit geben sollten.“ „Ich finde diesen nächsten Schritt bloß konsequent“, unterstrich seine Parteifreundin Birgit Buchholz und erinnerte daran, dass vor dem Sparkassen-Karree ja auch niemand auf die Idee käme, die Busse zu verbannen, nur weil mache Fahrer hier öfter mal vergessen würden, dass sie sich hier in einer Fußgängerzone befänden und sie hier nur Gast seien. Ein ähnliches Beispiel nannte Grünen-Ratsfrau Heike Heuer: „Die vordere Rathausstraße wird ja auch nicht für Autos gesperrt, obwohl diese dort überall wild parken.“ Bei jeweils einer Gegenstimme aus den Reihen von CDU, Linken und AfD wurde letztlich der Öffnung der Kampstraße zugestimmt.

Dieser Schritt wird, vorbehaltlich der Zustimmung des Ausschusses für Umwelt-, Klimaschutz und Mobilität, Anfang Mai im Rahmen der Kampagne Stadtradeln umgesetzt. Dabei soll zunächst einmal über sechs Monate beobachtet werden, wie hier das Miteinander von Fußgängern und Radfahrern funktioniert. Doch die Verkehrsexperten der Stadt zeigten sich optimistisch, dass angesichts einer Fahrbahnbreite von etwa sieben Metern es hier absehbar wenig Konflikte geben dürfte.