Zurstraße. Nach dem Hochwasser möchte Laura Siebald-Ullrich das tun, was die Kameraden tun: helfen. Sie erzählt von Ausbildung und Einsätzen in Breckerfeld:

Als das Wasser kam und Hunderte Häuser und Straßen flutete, als Keller vollliefen, ganze Quartiere abgeschnitten wurden, die Fluten eine Spur der Zerstörung hinterließen, da saß sie Zuhause. „Und ich kam mir unfassbar nutzlos vor. Während die Feuerwehrleute und Rettungskräfte tagelang im Einsatz waren, um Menschen zu helfen, saß man selbst zu Hause“, sagt Laura Siebald-Ullrich. Sie hätte schon länger die Idee im Kopf gehabt, sich bei der Feuerwehr zu engagieren. Diese Sommertage im Juli 2021 gaben ihr den letzten Ruck.

Während die Feuerwehrleute und Rettungskräfte tagelang im Einsatz waren, um Menschen zu helfen, saß man selbst zu Hause
Laura Siebald-Ullrich - Feuerwehrfrau in Zurstraße

Jetzt, drei Jahre später, hat sie es geschafft. Sie ist Feuerwehrfrau, ganz offiziell. Und zwar bei der Löschgruppe in Zurstraße. Sie hat die Grundausbildung absolviert, das Anwärterjahr überstanden. „Viele schreckt ja die Körperlichkeit der Feuerwehrarbeit ab. Aber bei der Freiwilligen Feuerwehr gibt es groß und klein, dick und dünn, kräftig und nicht so kräftig. Vieles ist wirklich Trainingssache und für jeden gibt es etwas zu tun“, sagt die 29-Jährige, die mittlerweile seit einigen Jahren in Breckerfeld lebt und lange nicht die einzige Frau in den Reihen der Feuerwehr ist - „immer mehr Frauen sind dabei“.

Die Feuerwehr hat in Zurstraße ein eigenes Gerätehaus. Von dort aus fährt auch Laura Siebald-Ullrich zu den Einsätzen mit raus.
Die Feuerwehr hat in Zurstraße ein eigenes Gerätehaus. Von dort aus fährt auch Laura Siebald-Ullrich zu den Einsätzen mit raus. © WP | Laura Handke

Unterstützung von erfahrenen Kameraden

Dabei möchte sie auch nicht verschweigen, dass die Arbeit natürlich belasten kann. „Gerade in kleineren Städten wie Breckerfeld, kann es schnell passieren, dass es einen schweren Unfall gibt und man die Menschen kennt. Man muss trotzdem einen kühlen Kopf bewahren, muss aber auch Hilfe in Anspruch nehmen können“, betont die Feuerwehrfrau. Das sei letztlich auch der Bereich, für den sie sich am meisten interessiere: „Ich möchte bei der Feuerwehr irgendwann gerne im Bereich ‚psychosoziale Unterstützung‘ (PSU) arbeiten und Einsatzkräften helfen. Ich finde den Bereich total wichtig, möchte und muss aber zunächst dafür Einsatzerfahrung sammeln. Sonst kann man das, was sie erleben, nicht beurteilen.“

Da ist sich niemand zu schade, einen an die Hand zu nehmen und Dinge auch fünfmal zu erklären
Laura Siebald-Ullrich - Feuerwehrfrau in Zurstraße

Diese Erfahrung sammelt sie bei der Löschgruppe in Zurstraße. Ihr Mann engagiert sich dort ebenfalls bei der Feuerwehr, genau wie einige Freunde. „Die Unterstützung der erfahreneren Kameraden und Kameradinnen ist sehr wichtig - sowohl während der Ausbildung, als auch bei Einsätzen und Übungsdiensten. Da ist sich niemand zu schade, einen an die Hand zu nehmen und Dinge auch fünfmal zu erklären“, sagt Laura Siebald-Ullrich.

Einsatz beim Brand in Bühren

Mittlerweile ist sie bei einigen Einsätzen dabei gewesen. Bränden, Unfällen, auch kleineren Sachen. „Der größte Einsatz für mich war das Feuer in Bühren, da waren wir über Stunden in die Löscharbeiten eingebunden. Auf der Hinfahrt war ich noch aufgeregt, aber vor Ort muss dann alles schnell gehen und man muss einfach funktionieren.“ Auch ihr Arbeitgeber - sie arbeitet in einer psychiatrischen Klinik in Dortmund - sei sehr verständnisvoll und unterstütze ihr Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Denn die Einsätze bedeuten natürlich auch, dass sie auf der Arbeit mal ausfallen kann. „Gleiches bei der Grundausbildung: Auch da bin ich teilweise für die Übungen ausgefallen, das war aber zum Glück kein Problem“, betont die 29-Jährige. Die Grundausbildung sei natürlich anstrengend gewesen, „es gibt Theorie- und Praxisteile sowie mehrere Prüfungen. Aber wer fleißig ist, der schafft das“, ist sie überzeugt.

Sie möchte andere ermutigen, über ein Engagement nachzudenken und sich bei der Feuerwehr zu melden. Denn an Nachwuchs mangelt es vor allem in den Löschgruppen Zurstraße und Delle, wie bereits zuletzt berichtet. Das hatte die Verantwortlichen zuletzt sogar zu einer Aktion bewegt (Verteilung von roten Löscheimern), um neue Mitglieder zu gewinnen. Wenn zehn Minuten nach dem Notruf kein Feuerwehrauto in Sicht sei, möge man doch selbst zum Eimer greifen und bei größeren Bränden Nachbarn informieren und eine Kette bilden. Vielleicht ein wenig provokant, aber zeigt die Aktion doch einmal mehr, wie wichtig der Job ist, den die Feuerwehrmänner und Frauen jeden Tag haben.

Und wenn noch einmal das Wasser kommt. Wenn es noch einmal Straßen und Häuser flutet. Dann wird Laura Siebald-Ullrich nicht zu Hause sitzen. Sie wird mir ihren Kameradinnen und Kameraden unterwegs sein auf den Straßen, um Menschen zu helfen, wenn sie Hilfe brauchen.

Wenn eine Einsatzmeldung kommt, muss es im Zweifel schnell gehen.
Wenn eine Einsatzmeldung kommt, muss es im Zweifel schnell gehen. © WP | Laura Handke