Haspe. Angesichts der anhaltenden Niederschläge sind die Kapazitäten der Talsperre in Hagen-Haspe schon seit Wochen überschritten
Das sonore Rauschen der Wassermassen, die über die Treppenkaskade in die Tiefe stürzen, dröhnt unablässig durch das Hasper Bachtal. Seit Ende November läuft die Hasper Talsperre aufgrund der anhaltenden Niederschläge jetzt schon über. Und die Prognose für den Rest der Woche lässt erahnen, dass sich daran so bald nichts ändern dürfte: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet für Hagen zumindest bis Freitag weitere ergiebige Regenfälle und hat für unseren Raum eine Unwetterwarnung aufgrund von Dauerregen herausgegeben.
Düstere meteorologische Prognosen, die die gewaltige Staumauer, mit einer Höhe von 34 Metern sowie einer Länge von 260 Metern (Volumen: 57.000 Kubikmeter) immerhin das größte steinerne Bauwerk der Stadt, natürlich nicht erschüttern können. Der Entwurf des Talsperren-Pioniers und Aachener Hochschullehrers Prof. Otto Intze, dessen Realisierung in diesem Jahr immerhin schon 120 Jahre her ist, trotzt bis heute stoisch dem Druck des Wassers – maximal immerhin zwei Millionen Kubikmeter.
Wasser knapp unter der Mauerkrone
Was zu viel ist, wird am Nordende der Mauer seitlich einfach abgleitet. Wer in diesen Tagen über den imposanten Koloss schlendert, glaubt die Wasseroberfläche fast berühren zu können, so dicht ist der Spiegel des künstlichen Stausees an die Mauerkrone herangerückt. Ein Anblick, den zahlreiche Spaziergänger, Jogger und Fahrradfahrer besonders ausgiebig genießen und für Erinnerungsschnappschüsse am Überlauf nutzen.
Aber auch entlang des Wanderwegs rund um das Trinkwasserbecken wird deutlich, wie viel Nass zurzeit aus den angrenzenden Wäldern sich in den Talmulden sammelt und an zig Einmündungen in die Talsperre strömt. Besonders augenfällig wird dies am oberen Zulauf, wo der Hasper Bach an der Grenze zum EN-Kreis sich zunächst in ein Vorstaubecken ergießt, um von dort aus über einen ersten Überlauf in die eigentliche Talsperre zu strömen. Doch auch aus den Uferhängen sickern immer wieder Rinnsale, die sich entweder in kleineren Zuläufen sammeln, oder direkt über den Rundweg hinweg in den künstlichen See münden.
Etwa acht Quadratkilometer ist der Einzugsbereich groß, aus dem sich die Niederschläge für die Talsperre sammeln. Über das Wasserwerk am Fuße der Staumauer kann die Stadt mit Trinkwasser versorgt werden – aufgrund der topografischen Lage in 286 Metern Höhe ist dafür nicht einmal aufwändige Pumpentechnik erforderlich, um das Hasper Wasser ins Hagener Versorgungsnetz einzuspeisen. Ein Produktionsprozess, der auch beim Überlauf der Talsperre zuverlässig weiterläuft.
Höhepunkt vor Weihnachten
Die höchsten Überlaufmengen dieses Winters wurden übrigens bislang in den drei Tagen vor Weihnachten gemessen: „In dieser Zeit waren es mehr als zwei Kubikmeter pro Sekunde, der maximale Überlauf wurde am 23. Dezember in den Morgenstunden mit 2,7 Kubikmetern ermittelt“, bilanziert Andreas Köster, Sprecher der verantwortlichen Enervie-Gruppe. Seit den Weihnachtsfeiertagen sei der Überlauf jedoch wieder rückläufig. „Zuletzt ergossen sich etwa 0,5 Kubikmeter pro Sekunde in den Überlauf, das Wasser steht also etwa zehn Zentimeter über der Kante.“ Zur Einordnung: Der maximale Ablauf beim Jahrhundert-Hochwasserereignis im Sommer 2021 lag bei etwa zehn Kubikmetern pro Sekunde, also beim 20-fachen des heutigen Volumens.
Übrigens: Für die Regulierung der Flusspegelstände spielt die Hasper Talsperre keine Rolle. Während der Ruhrverband seine Talsperren und Stauseen immer wieder durch das gezielte Ablassen von Wassermengen dafür nutzt, die Wasserstände nicht über kritische Limits schießen zu lassen, ist die Hasper Talsperre aufgrund ihres relativ geringen Stauvolumens kein entscheidender Faktor, um den Stand des Hasper Baches bzw. der Ennepe zu regulieren. Hier steht ausschließlich die Trinkwasserversorgung der Stadt Hagen – natürlich neben dem Wasserwerk in Hengstey – im Fokus.