Breckerfeld. Sieben Wochen liegt der Hackerangriff auf Südwestfalen IT zurück. Im Rathaus Breckerfeld sind die Folgen noch deutlich zu spüren.

Seit sieben Wochen liegt so einiges im Rathaus Breckerfeld brach: Ausweise und Pässe können nicht ausgestellt werden, Ummeldungen sind nicht möglich, und auch was Sterbe- oder Hochzeitsurkunden angeht, hapert es. Das alles hängt zusammen mit einem Hackerangriff auf den Kommunal-Dienstleister Südwestfalen IT (SIT). „Wir haben im Moment keine Ahnung, wann wir wieder normal arbeiten können“, sagt Bürgermeister André Dahlhaus und fügt noch vorsichtig hinzu: „Kommunikation ist nicht die Stärke von SIT.“

Was wir schon jetzt wissen, ist, dass der letzte Datenbestand, über den wir am Ende verfügen können, der vom 18. Oktober ist.
Annette Petrick, Ordnungsamt der Stadt Breckerfeld

Antje Mann und Annette Petrick sind jene Frau, die im Ordnungs- und Sozialamt für all jene Dienstleistungen zuständig sind, die derzeit unter den (Schreib-)Tisch fallen. „Was wir schon jetzt wissen, ist, dass der letzte Datenbestand, über den wir am Ende verfügen können, der vom 18. Oktober ist“, sagt Annette Petrick. Will sagen: Auch wenn die Systeme technisch wieder funktionieren sollen, wird es noch Monate brauchen, bis sie und ihre Kollegin all jene Vorgänge, die in der Vergangenheit liegenbleiben mussten, ein- und aufgearbeitet haben.

Höhere Gebühren dürfen nicht erlassen werden

„Wir werden dann über einen längeren Zeitraum parallel arbeiten - an aktuellen Fällen und an dem, was sich angesammelt hat“, sagt Antje Mann. „Wir kommunizieren schon derzeit viel und werden das auch weiter tun, um den Menschen zu erklären, wie wir vorgehen.“

Es gibt einen Erlass aus dem Ministerium, dass wir die auch verlangen müssen.
Andreas Bleck, Leiter des Ordnungs- und Sozialamts, mit Blick auf höhere Gebühren

So braucht es schon zu normalen Zeiten für einen Reisepass drei bis vier Wochen, für einen neuen Personalausweis zwei bis drei Wochen. „Wer zeitlich Probleme bekommt, kann - wenn wir wieder arbeitsfähig sind - einen Experess-Reisepass beantragen“, sagt Andreas Bleck, Leiter des Ordnungs- und Sozialamts. Der allerdings sei mit höheren Kosten verbunden. „Es gibt einen Erlass aus dem Innenministerium, dass wir die auch verlangen müssen.“

50 Ummeldungen pro Woche bleiben liegen

Dass das Arbeitsaufkommen, das sich gerade aufstaut, erheblich ist, daran haben Annette Petrick und Antje Mann keinen Zweifel. „Pro Wochen bearbeiten wir rund 50 Ummeldungen. Hinzu kommen 30 bis 40 Termine rund um Ausweisdokumente. Da kann man schnell zusammenrechnen, was da derzeit unbearbeitet bleibt.“

Bescheinigungen für den Bestatter schreiben wir händisch.
Andreas Bleck, Leiter des Ordnungs- und Sozialamts

Eheschließungen können derzeit zwar vollzogen werden, die Urkunden allerdings können nicht ausgestellt werden. Gleiches gilt auch für Sterbeurkunden. „Bescheinigung für den Bestatter schreiben wir händisch“, sagt Andreas Bleck. „Die Urkunden wiederum gibt es dann im Nachhinein, wenn die Systeme wieder funktionieren.“

Eltern können kein Kindergeld beantragen

Dabei hat der Hacker-Angriff für die Bürger durchaus ärgerliche Folgen. Beispiel Kindergeld: „Bei Geburten können wir keine Steuer-ID ausstellen“, sagt Antje Mann, „die aber wiederum brauchen Eltern, um Kindergeld zu beantragen.“ Beispiel Flüchtlinge: Auch die benötigen eine Steuer-ID sowie eine Meldebescheinigung, um bei der Sparkasse ein Konto eröffnen zu können, auf das wiederum dann Leistungen überwiesen werden können. Momentan stehen sich neu angekommene Zuwanderer auf den Rathausfluren die Beine in den Bauch und holen Schecks ab.