Bathey. Die Verhandlungen um Interessenausgleich und Sozialplan sind beendet. Für diese Zahl an Mitarbeitern ist es das Ende.
Kurz vor dem Jahreswechsel ist es aus Sicht der Geschäftsführung der Papierfabrik Kabel Premium Pulp & Paper (ehemals Stora) zu einem „Durchbruch“ in den Verhandlungen gekommen. Ende der vergangenen Woche sei zwischen den Betriebsparteien der Interessenausgleich und Sozialplan unterzeichnet worden. Während laut Geschäftsführer Markus Schwinn rund 400 Arbeitsplätze dauerhaft erhalten bleiben würden, bedeutet das für 90 Kollegen eine betriebsbedingte Kündigung.
Felmühle, Stora, Kabel Premium Pulp & Paper. Das Unternehmen an der Schwerter Straße in Bathey ist traditionsreich und seit 1896 am Markt. Die Nachricht, dass 130 von über 500 Mitarbeitern hier gehen sollen, hatte Anfang September für Aufsehen in der nationalen Branche und weite Beachtung gesorgt. Leider, so der Geschäftsführer Markus Schwinn damals gegenüber unserer Zeitung, müsse dauerhaft eine Schrumpfung des Marktes von 30 Prozent unterstellt werden. Es bestehe ein Überangebot an Produktionskapazitäten für grafische Papiere. Den daraus entstehenden Veränderungen des Marktes müssen man sich uns zügig anpassen.
Kündigungen ab 15. Dezember
„Nach drei intensiven Monaten des Ringens und Verhandelns um die letztendlichen Detaillösungen, ist der Durchbruch in den Verhandlungen in der Vorwoche gelungen“, erklärt Markus Schwinn auf Anfrage dieser Zeitung. Durch „das großzügige Einbeziehen von altersbedingten Austritten bis Ende 2025 und Vereinbarung von Altersteilzeitregelungen, konnte die Anzahl der betriebsbedingten Kündigungen auf 90 begrenzt werden. Rund 400 Arbeitsplätze bleiben dauerhaft erhalten.“ Die betroffenen Mitarbeiter erhalten ihre Kündigung ab dem kommenden Freitag, 15. Dezember.
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Die Mitarbeiter der Fabrik erfuhren am vergangenen Freitag davon bei einer Betriebsversammlung, bei der unter anderem der neue Chief Financial Officer (CFO) zur Belegschaft sprach. Erklärt wurde den Mitarbeitern, nach welchen Kriterien die 90 Mitarbeiter gefunden wurden. Die direkten Vorgesetzten sprachen in der Folge mit den Betroffenen.
Das Aus auch in Stockstadt
Der Betriebsrat hatte sich für einen Härtefonds starkgemacht, der bei möglichen Übergangsproblematiken helfen soll und zum Ausgleich besonderer Härten, die durch Abfindungen nicht hinreichend kompensiert werden könnten. Die in die Verhandlungen einbezogene Gewerkschaft IGBCE hatte zuletzt nicht mehr auf Anfragen der Redaktion geantwortet. Der Verband „Die Papierindustrie“ hatte zuletzt von einer aus seiner Sicht alarmierenden Situation gesprochen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum habe die Gesamtproduktion in Deutschland einen Rückgang um fast 21 Prozent zu verzeichnen gehabt. Der Absatz sei um 19,1 Prozent gesunken, der Umsatz habe sich überproportional um 25 Prozent reduziert. Im Vergleich der Zahlen mit anderen europäischen Ländern sei die Produktion in Deutschland mit zusätzlich minus 5,7 Prozent noch deutlich rückläufiger.
Im Sommer war auch bekannt geworden, dass die Papierfabrik Sappi – auch bekannt als PWA – ihr Werk mit 125-jähriger Geschichte in Stockstadt am Untermain schließt wird. 550 Arbeitsplätze sind davon laut der Zeitung „Main Echo“ betroffen. Das Unternehmen Progroup habe das Gelände gekauft und baue nahezu alle Anlagen der Papier- und Zellstofffabrik ab. In den nächsten Jahren soll dort ein Werk zur energieeffizienten und ressourcenschonenden Herstellung von Wellpappenrohpapier entstehen kann.