Hagen. Aus nach fünf Jahren: Die Weinbar wurde von Gästen geliebt, allerdings nur im Winter. Wann Schluss ist und wie es für die Betreiber weitergeht.

Schade, aber die Würfel sind gefallen - die portugiesische Bar Cave 66 in der Hagener Innenstadt schließt kurz vor Weihnachten. Seit Sommer trägt sich Betreiber Carlos Rebelo mit dem Gedanken, den stylisch-gemütlichen Gastrobetrieb, den er vor fünf Jahren eröffnet hat, aufzugeben. Natürlich nicht ganz freiwillig, „die Frühlings- und Sommermonate sind einfach zu hart“, resümiert Bianca Ribeiro, die ihren Lebensgefährten vom ersten Tag an mit viel Engagement unterstützt hat.

Emotionaler Post auf Facebook

In einem emotionalen Post in den sozialen Medien verabschiedet sich das Paar von seinen Gästen. „Es ist an der Zeit, die schwierigste Entscheidung im Leben dieses Hauses offiziell bekannt zu geben“, ist auf Facebook zu lesen. Und weiter: „Diese Entscheidung ist uns ebenso schwergefallen wie der Kampf, den uns dieses Gastro-Projekt im Laufe der Jahre auferlegt hat - ein Bereich, der zunehmend Belastbarkeit, Überwindung und Herausforderung erfordert, auch emotional.“

Ende Dezember ist definitiv Schluss

Nach langen Überlegungen und aus persönlichen und umstandsbedingten Gründen hätten sie, so die Cave-66-Betreiber, nun beschlossen, dass der Betrieb Ende 2023 definitiv geschlossen werde. Das Gebäude in der Frankfurter Straße 66 (im Erdgeschoss befindet sich die Fingerfood-Bar mit ca. 30 Sitzplätzen) wurde vor kurzem verkauft.

Carlos Rebelo und Bianca Ribeiro in  ihrer schicken Bar mit urigem Charme.
Carlos Rebelo und Bianca Ribeiro in ihrer schicken Bar mit urigem Charme. © Hagen | Michael Kleinrensing

„Der Mietvertrag für unsere Bar endete jeweils Ende August mit Option auf einjährige Verlängerung. Wir haben den Vertrag gekündigt, doch mit dem bisherigen Vermieter vereinbart, dass wir noch bis Ende des Jahres bleiben. Die Herbst-/Wintermonate sind von der Kundenfrequenz her ja die stärkeren Monate“, erläutert Bianca Ribeiro.

Zur Erläuterung: Zum Cave 66 gehört keine Außenfläche, die Gäste müssen also bei jeder Witterung drinnen Platz neben.

Komplettes Mobiliar muss raus

Die gebürtige Portugiesin bedauert, dass ihr ebenfalls portugiesischer Lebensgefährte und sie das komplette Mobiliar entfernen müssen, „es sei denn, es geschieht noch ein kleines Wunder und in den kommenden Tagen findet sich noch jemand, der sich für die Übernahme der Einrichtung interessiert“. „Cave“ bedeutet übrigens übersetzt Kellerei/Weinkeller, die Zahl 66 spielt auf die Hausnummer an.

Dunkles Holz und derbes Ledermobiliar

Rückblick: Vor Jahrzehnten war in dem Gebäude an der Frankfurter Straße 66 das rustikale Restaurant „Bauernstuben“ beheimatet, später der Italiener „La Conchiglia“. Carlos Rebelo pachtete die Räumlichkeiten, die ein Jahr leer gestanden hatten, und krempelte alles „von rechts auf links“. Die schummerige, gemütliche Location besticht seitdem durch dunkles Holz, derbes Ledermobiliar und Sherryfässer – das Ambiente ist ein bisschen wie in einer Bar in Porto am Douro-Ufer.

Hat vor fünf Jahren in der Hagener Innenstadt eröffnet - das Cave 66.
Hat vor fünf Jahren in der Hagener Innenstadt eröffnet - das Cave 66. © WP | Michael Kleinrensing

Der 47-Jährige ist von seinem Cave-66-Konzept noch immer überzeugt („Wir waren immer weder Kneipe noch reines Restaurant, sondern eine gediegene Fingerfood-Bar.“), doch er zieht jetzt - vor Beginn der harten Winterwochen - die Reißleine und schließt den Betrieb. „Wir sind genauso traurig wie viele unserer Gäste, aber es ist besser so“, bilanziert Bianca Ribeiro und ergänzt: „Vielleicht veranstalten wir an unserem letzten Öffnungstag noch eine kleine Abschied-Stehparty für unsere Stammgäste.“

Wie es für das Paar weitergeht? „Wir überlegen noch. Vielleicht kehren wir demnächst auch nach Portugal zurück.“