Hagen. Der Kunstbestand der Stadt Hagen erhält einen sensationellen Neuzugang. Ein Jugendbild des Industriepioniers Friedrich Harkort.

Große Freude im Foyer des Karl-Ernst-Osthaus-Museum. Ein Jugendbild von Friedrich Wilhelm Harkort in Amtstracht, filigran gemalt in Farbe auf eine kleine Porzellanplatte, eingefasst in einem Messingrahmen, wurde aus dem Erbe des Geschwisterpaares Prof. Nils Büttner und Dr. Alke Büttner als Schenkung an das Stadtmuseum übergeben. Die Verknüpfung der Geschwister mit der Geschichte und der Schaffensregion von Friedrich Harkort ergab sich zum einen direkt aus der Verwandtschaft der Familie Büttner mit Friedrich Harkort, zum anderen aber auch, dass Prof. Dr. Nils Büttner seine Karriere als Hochschullehrer in der Nachbarschaft in Dortmund begonnen hatte.

Bald im Stadtmuseum

Heute ist der Kunsthistoriker und Professor für Mittlere und Neuere Kunstgeschichte aus Stuttgart ein weltweit anerkannter Rubensexperte. Für die Geschwister war es wichtig, den richtigen Ort für das Kunstwerk zu finden. „Der perfekte Ort wäre das Harkort-Museum gewesen, was es zwar nicht mehr im Original gibt, was aber im Stadtmuseum aufgegangen ist“, bemerkt Prof. Nils Büttner. Harkort gilt als Vordenker eines Geschichtsmuseums in Hagen und betätigte sich in den letzten Jahrzehnten seines Lebens auch als Heimatforscher. Bislang ist nur eine Lithographie, die nach Aufzeichnungen zufolge offensichtlich von dieser Ansicht angefertigt wurde, bekannt.

Das Original dieser Lithographie war bis in die Kriegsjahre im Hagener Vorläufer des Stadtmuseums, ist aber offensichtlich auch verschollen, denn in allen möglichen Archiven findet man nur Reproduktionen. „Wir haben hier also jetzt die Originalvorlage, gemalt auf Porzellan, datiert um 1820-1825. Wir sind den Geschwistern und Erben Prof. Dr. Nils Büttner und Alke Büttner für die Schenkung des Jugendbildnisses von Friedrich Wilhelm Harkort zu großem Dank verpflichtet“, betont Dr. Ralf Blank, Leiter des Stadtarchivs, des Stadtmuseums und des Archäologiemuseums Hagen den Wert des Bildnisses. Das Bild soll ab 2024 in der Ausstellung des sich aktuell noch im Umbau befindenden Stadtmuseums ausgestellt werden.

Eine besondere Schenkung für das Hagener Stadtmuseum: Ein Jugendbildnis des Industriepioniers Friedrich Harkort.
Eine besondere Schenkung für das Hagener Stadtmuseum: Ein Jugendbildnis des Industriepioniers Friedrich Harkort. © WP | Michael Kleinrensing

Vater des Ruhrgebietes

Der Name Friedrich Harkort findet sich häufiger in unserer Region. Straßen wurden nach ihm benannt, auch der Harkortsee und der Harkortturm in Wetter (Ruhr). Die Harkortmedaille in Gold wird von der südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen an besonders verdienten Persönlichkeiten verliehen. Sein Wirken ist vielen Menschen heutzutage nicht mehr geläufig. Als historische Person hinterließ er zahlreiche und bis heute vorhandene Spuren. Der Unternehmer, Industrie- und Sozialpionier Friedrich Wilhelm Harkort (1793-1880), geboren im heutigen Kulturdenkmal Haus Harkorten im Stadtteil Haspe hatte eine große Prägung auf das Ruhrgebiet und insbesondere die Region um Hagen, Herdecke und Wetter (Ruhr). Er gilt als „Vater des Ruhrgebiets“ und wichtiger Wegbereiter der Eisenbahn sowie der Dampfschifffahrt.

Seine Harkort’sche Maschinenfabrik in Wetter (Ruhr) ging später in der Deutschen Maschinenbau Aktiengesellschaft (DEMAG) auf. Der Kohleabbau im Tiefbau wurde durch seine Pumpen, Dampfmaschinen und Eisenbahnschienen erst möglich. Die Sorge um das nachhaltige Wohl seiner Beschäftigten trieb ihn bis nach Berlin. Er war auch engagierter Politiker als Abgeordneter des Reichstags. Er kämpfte für das Verbot der Kinderarbeit und die Einrichtung von Krankenkassen für Arbeiter. Auch der Gesundheitsschutz für Werktätige durch die Errichtung von Berufsgenossenschaften war ihm wichtig. Der Industriepionier fand seine letzte Ruhestätte auf der denkmalgeschützten Erbbegräbnisstätte Harkort auf Gut Schede in Herdecke.

Porträt ist eine Sensation

„Das Porträt von Friedrich Harkort ist eine echte Sensation und ein Höhepunkt unter den Neuzugängen des Stadtmuseums in den letzten Jahren“, betont Dr. Ralf Blank. „Dass es sich dabei um eine Porzellanmalerei handelt, war bis Anfang 2023 völlig unbekannt und stellt für uns eine besondere Überraschung dar. Die Hoffnung, doch noch Hinweise auf das Jugendbildnis Harkorts zu finden, hatte ich schon längst aufgegeben“, sagt Dr. Ralf Blank. „Bis mich an einem Donnerstag im Januar dieses Jahres der Anruf von Prof. Dr. Büttner erreichte.“

Die Schenkung des Bildnisses von Friedrich Harkort stellt dabei eine wichtige Bereicherung des Museumsbestands und der Stadt- und Regionalgeschichte dar. Im Bestand des Stadtmuseums Hagen sind diverse Exponate mit einem Bezug zu Friedrich Harkort und seiner Familie überliefert. Ein bekanntes Beispiel ist das 1860 entstandene Portrait Harkorts des Malers Georg Wilhelm Volkhart. Zusätzlich verwahrt das Stadtarchiv unter anderem eine Sammlung von Briefen Friedrich Harkorts an seine Brüder Johann Caspar V., Christian und Gustav sowie einen eigenen Bestand „Harkort“.

Das geschenkte Porzellanbild mit Harkorts Portrait sowie das Gemälde Harkorts von 1860 werden ab 2024 - neben weiteren Exponaten zur Geschichte der Familie Harkort und des Guts Harkorten - in der Dauerausstellung des neu eröffneten Stadtmuseums zu sehen sein. Sichtlich zufrieden konnten sich Dr. Alke Büttner und Prof. Nils Büttner nach der Übergabe wieder auf dem Weg in ihre Heimat in Süddeutschland machen, das Porzellanbild von Friedrich Harkort wird einen würdigen neuen Platz im Stadtmuseum finden.