Hagen. Es ist ein zauberhafter Gruß aus tausenden Kilometern Entfernung. Weiterhin sind Polarlichter am Himmel über Hagen zu sehen. Die Hintergründe.
Wenn der Sonnenwind in die Atmosphäre der Erde eindringt und elektrisch geladene Teilchen aus der Sonne mitbringt, entsteht an den Gebieten um den Nord- und Südpol das Phänomen, das als Polarlicht in diesen Tagen bis in den Himmel über Hagen strahlt. Die „Canon EOS 1300 D“, eine an der Hagener Sternwarte am Eugen-Richter-Turm platzierte Kamera, fängt es mit einer 25-sekündigen Belichtungszeit ein. Ein leuchtender Gruß aus tausenden Kilometern Entfernung.
Polarlichter treten immer mal wieder auch über Europa auf, besonders wahrscheinlich sei eine Sichtung in den Monaten März und September, erklärt Dr. Jürgen Matzka, Leiter des geomagnetischen Observatoriums Niemegk (Brandenburg) vom Deutschen Geoforschungszentrum. Um die Polarlichter sehen zu können, müsse vor allem das Wetter mitspielen. So sei beispielsweise ein wolkenfreier Himmel notwendig, um das Naturspektakel beobachten zu können. Der Tipp des Experten: Je höher man sich befindet, desto besser könne das Himmelsschauspiel beobachtet werden.
Himmel zuletzt nicht wolkenlos
„Der Himmel war aber zuletzt nicht wolkenlos“, sagt Meteorologe Bastian Rissling, Betreiber des Dienstes Wetternetz Hagen, das unter anderem an der Sternwarte misst und aufzeichnet und von wo zuletzt am vergangenen Sonntag um 18.14 Uhr ein leuchtend roter Streif am Himmel fotografiert wurde. Sehr deutlich und kräftig nahm die Kamera das auch am 25. September auf.
Da die Nordlichter immer nur im Dunkeln und teilweise mitten in der Nacht beobachtet werden können, gibt es für Interessierte verschiedene Möglichkeiten, über die Wahrscheinlichkeit solcher Sichtungen informiert zu werden. Die App „Aurora“ bestimmt für den aktuellen Standort, wie wahrscheinlich eine Sichtung von Nordlichtern ist. Außerdem gibt es in der App einen Bereich mit Live-Aufnahmen von anderen Standorten, wie beispielsweise den USA oder Kanada sowie einer Karte, wo auf der Welt zu diesem Zeitpunkt Polarlichter zu sehen sind.
Auch verschiedene Internetseiten stellen Informationen über die Aktivität von Nordlichtern bereit. Auf der Webseite des Weltraumwetterprognosezentrums NOAA ist die aktuelle Aktivität und Wahrscheinlichkeit visuell dargestellt. Dort ist der Verlauf der Polarlichter über die Nord- und Südhalbkugel sichtbar. Eigentlich sind Nordlichter vor allem aus Skandinavien bekannt. Aber auch in Deutschland lässt sich das Himmelsschauspiel immer wieder beobachten. „Das liegt an der Aktivität der Sonne“, sagt Matzka.
Es gebe zurzeit viele sogenannte Sonnenflecken, die oft die Quelle von Sonnenstürmen seien. Wenn solche Sonnenstürme besonders stark sind, seien Polarlichter auch in südlicheren Breiten wie im Norden Deutschlands oder sogar in NRW sichtbar.
Ein Maß für die Stärke eines Sonnensturms sei der Kp-Index. Ein Kp-Index zwischen null und drei weist demnach auf eine geringe Sonnenaktivität hin, bei einem Kp-Wert von neun stünden Polarlichter sogar über der Mitte Deutschlands – zum Beispiel Dresden oder Kassel. In sehr seltenen Fällen könne man diese dann auch vom Alpenraum aus sehen. Voraussetzung dafür sei ein klarer Himmel und freie Sicht nach Norden. „Das ist ja das Besondere, der Blick nach Norden“, sagt Hagens Wetter-Experte Bastian Rissling. Man müsse eben auch in die richtige Richtung blicken.