Wehringhausen. Hagens erste Fahrradstraße ist fertig – damit ändern sich dort sogar einige Verkehrsregeln. Hier eine Übersicht:

Es ist vollbracht: 24 Wochen (168 Tage) nachdem in Wehringhausen im Beisein des Oberbürgermeisters der symbolische Startschuss gegeben wurde, die Augusta- in eine Fahrradstraße zu verwandeln, strebt das 280.000-Euro-Projekt tatsächlich der Vollendung entgegen. Die notwendige Beschilderung ist bereits verschraubt, zurzeit ist eine Fachfirma damit beschäftigt, letzte Piktogramme auf dem Asphalt zu platzieren, um auch dem ignorantesten Automobilsten vor Augen zu führen, dass er auf den 750 Metern zwischen Minervastraße und dem Bergischen Ring sich unterzuordnen hat.

An der Ecke Augusta-/Minervastraße ist nicht bloß die Vorfahrt neu geregelt worden, sondern die Beschilderung weist eindeutig darauf hin, dass außer Zweiradfahrenden hier lediglich noch Anlieger was zu suchen haben.
An der Ecke Augusta-/Minervastraße ist nicht bloß die Vorfahrt neu geregelt worden, sondern die Beschilderung weist eindeutig darauf hin, dass außer Zweiradfahrenden hier lediglich noch Anlieger was zu suchen haben. © WP | Michael Kleinrensing

Denn grundsätzlich gilt: Auf Fahrradstraßen ist – wie der Name schon sagt – nur Radverkehr erlaubt. Autos, Motorräder oder Lkw dürfen diese Abschnitte lediglich nutzen, wenn entsprechende Zusatzschilder dies ausdrücklich gestatten. Im Fall der Augustastraße gilt, dass lediglich noch Anlieger-Autos hier in beide Richtungen fahren dürfen. Schleichverkehre, um auf kürzestem Weg irgendwelche Ziele in Wehringhausen anzusteuern, sind damit ab sofort unerwünscht.

Nebeneinander fahren erlaubt

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Generell darf hier – und das war schon immer so – maximal Tempo 30 auf dem Tacho stehen, das gilt ebenso für Radfahrer. Autofahrer müssen sich aber grundsätzlich der meist gemächlicheren Geschwindigkeit der Zweiradfraktion anpassen. Selbst das gemütliche Nebeneinanderfahren von mehreren Fahrrädern ist hier erlaubt und muss seitens des Autoverkehrs toleriert werden. Drängeln oder gar Weghupen ist absolut tabu.

An den Einmündungen zur Augustastraße werden die Verkehrsteilnehmer künftig einer gewissen Schilder-Reizüberflutung ausgesetzt: 30er-Zone, Ende der Spielstraße sowie Beginn der Fahrradstraßen- und Anliegerregelungen finden an einem Metallmasten neben den Straßennamen kaum genügend Platz.
An den Einmündungen zur Augustastraße werden die Verkehrsteilnehmer künftig einer gewissen Schilder-Reizüberflutung ausgesetzt: 30er-Zone, Ende der Spielstraße sowie Beginn der Fahrradstraßen- und Anliegerregelungen finden an einem Metallmasten neben den Straßennamen kaum genügend Platz. © WP | Michael Kleinrensing

Weitere Abschnitte angedacht

Die Stadt stellt in Aussicht, dass die Verkehrsplaner im Rahmen des Aktionsprogramms zum Flechten eines Hagener Radwegenetzes durchaus weitere Fahrradstraßen im Stadtgebiet mitdenken.


Hier sind bereits Abschnitte in der Bergstraße (Mitte) sowie parallel zur Weststraße (Vorhalle) im Radverkehrskonzept angedacht.


Inwieweit diese Planungen tatsächlich zeitnah vertieft und am Ende sogar umgesetzt werden, hängt wesentlich von den Etatgesprächen 2024/25 ab, die zum Jahresende beginnen.

Auf Fahrradstraßen dürfen Radler sogar nebeneinander fahren, selbst wenn ein Auto sie dadurch nicht überholen kann. Weiterhin gilt wie auf jeder anderen Straße auch: Überholt werden darf nur dort, wo ein Abstand von mindestens 1,50 Metern eingehalten werden kann. Die Lebenswirklichkeit zeigt, dass dies in der beidseitig eng beparkten und mit maroden und völlig derangierten Pflanzinseln garnierten Wohnstraße an kaum einer Stelle möglich ist.

Die Pflanzbeete entlang der Augustastraße sind in einem erbarmungswürdigen Zustand. Allerdings wurde der Umbau nicht dafür genutzt, hier für eine Nachbesserung zu sorgen – die ramponierten Randsteine bleiben verschollen.
Die Pflanzbeete entlang der Augustastraße sind in einem erbarmungswürdigen Zustand. Allerdings wurde der Umbau nicht dafür genutzt, hier für eine Nachbesserung zu sorgen – die ramponierten Randsteine bleiben verschollen. © WP | Michael Kleinrensing

Weißes Fahrrad in blauem Kreis – dieses Schild oder Piktogramm kennzeichnet Straßen, in denen Fahrräder, E-Bikes und E-Scooter Vorrang genießen. Auf dem 85 Meter langen Abschnitt zwischen Södingstraße und Innenstadtring wurde dieses Symbol in einer Größe von 2 x 2 Metern gleich dreimal mit Hilfe von Trägerfolien auf den Untergrund aufgebrannt.

Vorfahrt neu geregelt

Zudem wurde im Zuge der Umwidmung auf der gesamten Augustastraße die Vorfahrt so geregelt, dass an sämtlichen Kreuzungspunkten der Pelmke-, Bach-, Kottmann-, Mauer-, Stern- und Södingstraße durchgeradelt werden darf. Was in der Praxis bislang dazu führt, dass hier vorzugsweise seitens der Autofahrer deutlich schneller gefahren wird.

Zumindest am Beginn der Fahrradstraße wird den Zweiradnutzern der rote Teppich ausgerollt. Hier darf sogar entgegen der Einbahnstraße gefahren werden. Die Pflanzbeete werden zu einem späteren Zeitpunkt bestückt.
Zumindest am Beginn der Fahrradstraße wird den Zweiradnutzern der rote Teppich ausgerollt. Hier darf sogar entgegen der Einbahnstraße gefahren werden. Die Pflanzbeete werden zu einem späteren Zeitpunkt bestückt. © WP | Michael Kleinrensing

Eine neue Vorfahrtsregelung gibt es auch an der Ecke Augusta-/Minervastraße: Statt „rechts vor links“ hat hier jetzt die Minervastraße Priorität – wer aus der Fahrrad- und Anliegerstraße kommt, muss warten.