Hagen. Vanessa Jusaj (23) ist das jüngste Mitglied im Rat der Stadt Hagen. Warum sie in die Politik gegangen ist und was sie bewegen will.
„Mein Vater hat mich inspiriert“, betont Vanessa Jusaj. Die 23-Jährige ist das derzeit jüngste Hagener Ratsmitglied, hat aber schon seit ihrer Kindheit Interesse an der Politik. Und ihr Papa, Milazim Jusaj, ist Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Boele, Kabel, Garenfeld.
Als Kind habe sie ihren Vater zu Terminen begleiten dürfen und wurde so motiviert. Jetzt ist sie es, die andere Frauen und junge Menschen inspirieren möchte. „Themen wie Bildung sind mir sehr wichtig, und es macht mir Spaß, mich dafür einzusetzen“, erzählt die 23-Jährige.
Das sie sich so engagiert, hätte Vanessa Jusaj eigentlich nicht gedacht
Jusaj ist Mitglied bei der SPD im Ortsverein Boele, Kabel, Garenfeld, „weil die SPD meine Werte und Überzeugungen am besten verkörpert“, wie sie sagt. Und das bereits seit 2016.
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Seither hat sie sich aktiv in Wahlkämpfe eingebracht, hat Veranstaltungen von und für die Partei besucht. Das gepaart mit den ersten Berührungspunkte in der Kindheit, so sagt sie selbst, hätten sie geprägt.
23-Jährige seit August im Stadtrat
Im Stadtrat sitzt die 23-Jährige seit dem 1. August. „Es macht echt viel Spaß. An meinem ersten Tag haben mir viele die Hand geschüttelt und mich herzlich begrüßt. Damit hätte ich nicht gerechnet, da ich noch so jung bin“, erzählt die Hagenerin stolz.
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Zu dieser Aufgabe kam sie durch das Huckepackverfahren. Nach dem Umzug nach Köln von Inger Eiben ist sie nachgerückt. Dieses Mandat habe sie schon bei der letzten Wahl 2021 interessiert, doch damals „war es einfach noch zu früh. Ich war zu der Zeit noch mitten im Studium, und es hätte einfach nicht gepasst“, sagt Vanessa Jusaj.
Jetzt sei die Zeit genau richtig, und sie sehe das als eine große Chance, vor der sie aber auch Respekt habe. Die Aufgaben, die bisher Inger Eiben, wahrgenommen hat, seien ihr jedoch nicht neu und unbekannt. Bereits als Vertretung und sachkundige Bürgerin im Jugendhilfeausschuss habe sie Erfahrungen und Einblicke sammeln können. „Dafür hat man mich auch schon vereidigt“, sagt Vanessa Jusaj.
Im Stadtrat engagiert sie sich unter anderem für die Sozialpolitik
„Jetzt bin ich Mitglied im Ausschuss für Soziales, Integration und Demografie“, so die 23-Jährige,, „das passt. Es sind Bereiche, die mich interessieren und Themen, für die ich mich zu 100 Prozent einsetzen werde.“ Auch wenn das Thema der Kinderarmut nicht nur ein kommunales Thema ist, sei es ihr trotzdem sehr wichtig, und gerade für die jungen Menschen wolle sie ihre Stimme im Jugendhilfeausschuss erheben. „Denn in einem vergleichsweise reichen Land wie Deutschland ist Kinderarmut ein Skandal“, sagt Jusaj.
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Für soziale Gerechtigkeit wolle sie sich ebenfalls einsetzen, denn die Herkunft dürfe nicht die Zukunft von Menschen bestimmen. „Dazu gehört aber auch die Generationsgerechtigkeit“, erklärt die junge Nachwuchspolitikerin.
Junge Frau will Vorbild sein
Sie wolle die sozialen Herausforderungen angehen und ein Vorbild sein. „Ich möchte andere junge Menschen motivieren, sich ebenfalls politisch zu engagieren und sich durchzusetzen“, unterstreicht Vanessa Jusaj. Das sei wichtig, denn nur wenn auch junge Menschen sich aktiv in der Kommunalpolitik beteiligen, könne man die Lebensqualität für alle in Hagen verbessern.
Aber auch bei anderen politischen Themen, die viele betreffen würden, wie zum Beispiel Bildung, sei Beteiligung wichtig. Menschen könnten so ihren Überzeugungen Ausdruck verleihen. Außerdem seien in vielen Gremien die Frauen noch unterrepräsentiert und „durch das Engagement von Frauen können wir die Lücke schließen. Ich möchte zeigen, dass die Vereinbarung von Politik und familiären Verpflichtungen machbar ist, auch wenn es eine Herausforderung sein kann“, betont die Hagenerin.
Bereits vor dem Stadtrat hat sie sich politisch engagiert
„Ich weiß, dass klingt jetzt alles sehr viel. Aber es passt alles zusammen, weil sich der Kreis so schließt“, erklärt die 23-Jährige.
Die Rolle der Schriftführerin übernahm sie in ihrem Ortsverein als erstes Amt. Mit dem Eintritt in die SPD engagierte sich Vanessa Jusaj auch bei den Jusos. Dort übernahm sie zunächst das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden. Hierbei sammelte sie bereits erste Erfahrungen für ihr jetziges Mandat. Das Amt der Unterbezirkssprecherin bei den Jusos hat die junge Hagenerin seit einem Jahr inne. Dadurch vermittle sie zwischen dem Unterbezirk und den Jusos.
Engagement in der Gewerkschaft
„Ich bin stolz auf das Vertrauen, dass mir mein Ortsverein für meine Aufgaben entgegenbringt“, freut sich Vanessa Jusaj. In ihrem Ortsverein bekleidet sie zurzeit auch die Position der stellvertretenden Vorsitzenden. Seit Januar arbeitet sie ebenfalls für den SPD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg. Neben diesen Funktionen engagiert sie sich ehrenamtlich bei der AWO und spielt dort mit den älteren Generationen Bingo oder trinkt gemeinsam mit ihnen Kaffee.
Als Mitglied der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft engagiert sich Vanessa Jusaj seit 2020. Sie bekleidet dort das Amt der Jugendsprecherin im Vorstand. „Das passt auch gut zu meinem Studium, denn ich studiere Germanistik und Geschichte auf Lehramt. So kann ich mich gut für das Thema Bildung in Hagen einsetzten“, sagt die Hagenerin.
Betreuerin im Jugendfußball
Weil sie obendrein noch Betreuerin einer Jugend-Mädchenmannschaft bei Westfalia Hagen ist, begegnet ihr vieles, mit dem sie sich politisch beschäftigt, im Alltag. „Ich möchte Integration, Gleichstellung und Teamgeist fördern und zeigen, dass auch bei knappen Kassenzeiten die Kinder- und Jugendförderung Priorität hat. Denn der Sport ist auch ein Treffpunkt für Jugendliche“, betont Vanessa Jusaj.
Ob sie später eine politische Karriere einschlägt oder doch auf ihr Lehramtsstudium zurückgreift, weiß die Hagenerin noch nicht. Da möchte sie sich noch alle Türen offen halten. Ziel sei es erstmal, das Studium zu beenden und ihrem Mandat sowie politischen Verpflichtungen nachgehen. Doch eines betont die Nachwuchspolitikerin: „Politisch will ich mich immer irgendwie engagieren.“
Vanessa Jusaj hat eine Botschaft
„Ich weiß, ich kann die Welt nicht ändern, aber ich kann wenigstens etwas dazu beitragen. Alleine schon für die kleinen Erfolge bleibe ich gerne in der Politik“, sagt Vanessa Jusaj. Bereits die Diskussion über ein bestimmtes Thema im Rat sei ein Erfolg.
Für alle jungen Politiker hat sie noch einen Rat: „Man muss Klarheit über seine Ziele und ein gutes Zeitmanagement haben. Selbstzweifel, Vorurteile und geringe Akzeptanz können vorkommen. Man darf sich davon aber nicht entmutigen lassen. Deshalb gebe ich nur ein Versprechen: Ich werde mein Bestes in der Politik und als Vorbild geben.“ Jeder könne etwas verändern, man müsse aber flexible in der Herangehensweise sein.