Hagen. Am Ende ihrer Schulzeit steht das Abitur. Schüler in Hagen wollen das gebührend feiern. Dabei gehen die Festlichkeiten richtig ins Geld.

110 junge Männer und Frauen zählt der diesjährige Abiturjahrgang am altehrwürdigen Fichte-Gymnasium in Hagen. Nach achtjähriger Schulzeit wollen sie sich im kommenden Sommer gebührend in das Erwachsenenleben verabschieden – mit einem rauschenden Abiball, der der Bedeutung des Ereignisses gerecht wird. „Abitur macht man nur einmal im Leben“, sagt Leonie Wewer Dias (17), Mitglied im Finanzkomitee für den Abschlussball: „Zum Ende unserer Schullaufbahn wünschen wir uns einen festlichen, schönen Abschluss.“

Die Fichte-Schüler stehen beispielhaft für alle angehenden Abiturienten in Hagen, die längst dabei sind, ihre Abibälle vorzubereiten, obwohl diese erst in knapp einem Jahr über die Bühne gehen. Die in Frage kommenden Veranstaltungsorte müssen frühzeitig gebucht werden, da sie zur Zeit der Abibälle im Frühsommer sehr begehrt sind.

Der Abschlussjahrgang des Fichte-Gymnasiums hat das Casino der Hohensyburg in Dortmund bereits im vergangenen Jahr gemietet. 21.000 Euro wird die Feier im Juni 2024 kosten.

Opulentes Fest mit Qualität und Niveau

Andere Lokalitäten sind übrigens nicht günstiger als das Casino auf der Hohensyburg. So berechnet Vural Delibasi, Inhaber der Eventhalle- in der Rehstraße in Wehringhausen, für einen Abiball ebenfalls deutlich über 20.000 Euro: „Der genau Preis hängt natürlich von der Anzahl der Personen und anderen Faktoren ab.“

Die Rohrmeisterei in Schwerte, einst ebenfalls beliebt bei Hagener Abiturienten, kommt nicht mehr als Veranstaltungsort in Frage. „Abibälle haben zu großen Belastungen für die Nachbarschaft geführt, deshalb vermieten wir nur noch an die beiden weiterführenden Schulen aus Schwerte“, so Tobias Bäcker, ehrenamtlicher Vorstand.

Teure Kleider und Anzüge, repräsentative Veranstaltungsorte und Livebands gehören heutzutage zum Standardprogramm vieler Abifeiern. Da ein Lebensabschnitt endet, sind die Schüler bzw. deren Eltern bereit, viel Geld für ein opulentes Fest mit Qualität und Niveau auszugeben.

Um das Geld für ihre Feier zusammenzubekommen, suchen die Schüler des Fichte-Gymnasiums Sponsoren bzw. Unternehmen, die bereit sind, sie bei der Durchführung der Party zu unterstützen. 60 Firmen hat das Finanzkomitee, dem neben Leonie auch noch Miguel Bahn und Timo Biallas angehören, angeschrieben: „Wie Sie sich sicher vorstellen können, bedarf die Finanzierung von Abiturfeiern und -veranstaltungen oft einer erheblichen finanziellen Unterstützung“, heißt es in dem Brief: „Jeder Betrag würde uns helfen und wäre uns willkommen.“

Sicherheitsdienst vorgeschrieben

Im Gegenzug bieten die Abiturienten den Firmen an, sie als Sponsor auf Veröffentlichungen im Internet zu erwähnen sowie eine Anzeige in der Abizeitung zu schalten. Bis zu 700 Euro kostet ein Inserat. „Indem Sie Teil dieser Publikation werden, ermöglichen Sie es uns, unvergessliche Momente festzuhalten und gleichzeitig Ihr Unternehmen einer aufgeschlossenen und motivierten Zielgruppe vorzustellen“, versuchen die Schüler den Unternehmen das Angebot schmackhaft zu machen.

Einfallsreichtum tut Not, um das nötige Geld für den Abiball aufzutreiben. Rund 450 Gäste sollen unterhalten und bewirtet werden, die Karten kosten 50 Euro pro Person. „Das kann sich nicht jeder leisten, wir wollen aber alle Familien dabei haben“, betonen die drei Schüler vom Finanzkomitee.

Schließlich müssen neben der Saalmiete im Casino viele weitere Rechnungen beglichen werden, etwa für Bedienungspersonal, Gema und den heutzutage vorgeschriebenen Sicherheitsdienst, der u.a. Einlasskontrollen vornimmt, damit sich keine unerwünschten Schnorrer zwischen die Abiturienten und ihre Gäste schleichen. Hinzu kommen die Kosten für die Mottowoche und die Dekoration, die ebenfalls finanziert sein wollen.

Weitere Einnahmemöglichkeiten

Das Finanzkomitee hat deshalb weitere Einnahmemöglichkeiten ersonnen, beispielsweise den Verkauf von Waffeln in der Schule. Aber die Schüler sind auch bereit zu arbeiten, beispielsweise werden sie in der kommenden Saison beim Zweitligisten Phoenix Hagen am Zapfhahn stehen. Auch bei einem Sportfest des Sportbildungswerkes waren 15 Fichte-Schüler als Helfer im Einsatz.

Das Finanzkomitee hat sich bereits bemüht, die Kosten zu senken, indem es auf Live-Musik verzichtet und stattdessen befreundete DJs und Fotografen engagiert hat.

In der Schule zu feiern, was die Kosten um ein Vielfaches senken würde, kommt für die meisten Abiturienten nicht in Frage. Am Fichte kommt hinzu, dass eine Aula, in der so viele Menschen untergebracht werden könnten, fehlt.