Hagen. Die Hagen-Wirtschaftsentwicklung hat vor kurzem eine digitale Gutscheinkarte auf den Markt gebracht. Und wie reagieren Händler, Wirte und Kunden?
Eine erste Bilanz: Seit knapp vier Wochen ist die Hagen-City-Gutscheinkarte auf dem Markt. Und wie wird das Angebot von Einzelhändlern, Gastronomen und Kunden angenommen?
Bislang 32 Akzeptanzstellen
Dr. Christopher Schmitt, Geschäftsführer der Hagen-Wirtschaftsförderung und Zugpferd der lokalen Währung, erklärt, dass mit bislang 32 Akzeptanzstellen (Teilnehmern) Partnerverträge abgeschlossen seien, „und diverse Interessenbekunden liegen vor“.
Lernprozess läuft
Bei den Teilnehmern können Kunden ihre Gutscheinkarten manuell oder digital einlösen. „Noch sind nicht alle Akzeptanzstellen an das digitale System angeschlossen, wir sind noch kräftig zugange und lernen noch selbst“, räumt Schmitt ein.
+++ Lesen Sie auch: Hagen: Wirte frustriert: „Steuern rauf? Dann gehen wir am Stock“ +++
Auf Stippvisite im Modehaus Sören in der Elberfelder Straße: „Wir werden bei der Hagen-Karte mitmachen, schließlich ist es wichtig, dass Geld, das ausgegeben wird, in unserer Stadt bleibt, aber wir wurden technisch noch nicht eingerichtet“, sagt Rasmus Breinhild-Olsen, Mit-Geschäftsführer des Bekleidungshauses.
Startschwierigkeiten seien normal, räumt Breinhild-Olsen ein, ergänzt jedoch: „Plakate, die ans Schaufenster geklebt und Aufsteller, die auf der Theke platziert werden sollen, finden wir im digitalen Zeitalter allerdings nicht mehr passend.“
Wirtschaftsförderer Schmitt sieht in Aufklebern und Plakaten allerdings praktische Werbebausteine, „jede Akzeptanzstelle erhält von uns ein Starter-Kit mit Werbemitteln“.
Außerdem würde auf die Gutschein-Karte auf Werbe-Säulen in der City aufmerksam gemacht und demnächst starte auch die Werbekampagne in Hagener Bussen. Parallel dazu liefe natürlich auch digitale Werbung auf Social-Media-Kanälen für das Projekt Hagen-Karte.
Lokale Identität stärken
Die Stadtbäckerei-Kamp-Filiale in der Elberfelder Straße 22 beteiligt sich vom ersten Tag an dem Projekt, das die lokale Identität stärken und die Kaufkraft in Hagen halten will. Am Schaufenster an der „Elbe 22“ ist das grüne Plakat gut sichtbar angebracht, auf der Theke signalisieren kleine Aufsteller „Wir sind dabei“.
Modehaus H&M dabei
Auch das Modegeschäft H&M mache mit, betont Christopher Schmitt, „dort befindet sich ein Aufsteller im Kassenbereich“. Eine H&M-Kassiererin bestätigt, dass schon einige Kundinnen mit der Guthaben-App bezahlt hätten, „wir sind auch schon seit längerem technisch eingerichtet“. Eine Mutter steht mit ihrer fast erwachsenen Tochter vor der Kasse und schüttelt den Kopf: „Nein, von solch einem Gutschein-System hab’ ich noch nichts gehört. So was brauche ich auch nicht.“
+++ Lesen Sie auch: Hagen: Ex-Phoenix-Spieler eröffnet Café „Pottblümchen“ – Alle Infos +++
Zurück zu Christopher Schmitt: „Die Buchhandlung Thalia in der Fußgängerzone wird gerade eingerichtet. Schön, dass auch zentral geführte Läden mitmachen“, sagt der Wirtschaftsentwickler.
Schräg gegenüber von Thalia, im Modehaus Wolff 1782, findet man weder Plakat noch Aufsteller, „doch wir sind vorbereitet und im Thema“, versichert Geschäftsführerin Maya Schleuter. Allerdings habe sich seit Einführung der Aktion bislang noch keine Kundin und noch kein Kunde erkundigt, ob sich ihr Geschäft am Projekt ,lokale Währung’ beteilige und ob das Hagen-Karte-Guthaben bei ihnen akzeptiert würde.
+++ Hagen: Problemhäuser kontrolliert: Müll, Schädlinge und Baumängel +++
Im Gastrobetrieb „Hans im Glück“ ist die Hagen-Guthaben-App im Kassensystem hinterlegt. Die Resonanz bei den Gästen? Bisher mau. Beim Springefest gehörte „Hans im Glück“ zu jenen Restaurants, die auf dem großen Platz mit einem Stand vertreten und somit auch Akzeptanzstelle waren.
Apropos Springefest: Bei der Großveranstaltung vom 11. bis 13. August war jeder Gastrobetrieb auch gleichzeitig Akzeptanzstelle.
Unter Volllast
„Im Vorfeld waren wir bei der Einrichtung der Endgeräte, also Smartphones oder Tablets, behilflich“, so Schmitt. Das Springefest habe gezeigt, dass das System auch unter Volllast funktioniere, schließlich seien tausende Besucher auf der Springe gewesen und es sei laut und trubelig zugegangen.
+++ Lesen Sie auch: Hagen: Schädlingsbefall und Müll in Problem-Immobilien +++
„Der Umsatz, der allein durch Gratis- Gutscheinkarten und käuflich erworbene Gutscheine erzielt worden sei, läge bei über 4000 Euro, so Schmitt zufrieden. Außerdem seien bei einigen Leuten Schwellenängste abgebaut worden, „sie haben erkannt, dass das alles kein Hexenwerk ist und tatsächlich klappt“.
Weihnachtsgeschäft nutzen
Schmitts Resümee knapp einen Monat nach Einführung der lokalen Währung? „Der Start war gut, doch jetzt dürfen wir mit unserem Engagement nicht nachlassen. Das Weihnachtsgeschäft wollen wir zum ,Aufsatteln’ nutzen.“ Der Wirtschaftsentwickler räumt ein, dass verständliche Informationen zum Prozedere des Ganzen wichtig seien und Unternehmen sowie deren Mitarbeiter über das Prinzip noch besser aufgeklärt werden könnten.
Im nächsten Schritt will man verstärkt auf Arbeitgeber zugehen und sie über Geschenkekarten für Mitarbeiter näher informieren. „Unser Fahrplan sieht vor, dass wir im zweiten Schritt dann das ,Hagen-City-Self-Order-Projekt’ für die Gastronomie ans Laufen bekommen.“
Weitere Infos:
Das „Hagen City Guthaben“ ist digital unter hagen.city/guthaben oder als klassische Guthabenkarte in der Tourist-Information im M 12 erhältlich und kann bei allen teilnehmenden Akzeptanzstellen – auch in Teilbeträgen - mittels QR-Code eingelöst werden.
Das Guthaben lässt sich auch über die Chayns App verwalten.
Die Höhe des Guthabens, das aufgeladen wird, kann gewählt werden zwischen 5, 15, 20 und 50 Euro.
Zum Einlesen des QR-Codes, der sich auf dem Gutschein befindet, ist in der Akzeptanzstelle keine spezielle Hardware erforderlich, sprich, es kann ein Smartphone oder Kassen-Scanner verwendet werden.
Wenn ein Gutschein eingelöst wird, fällt eine Gebühr an. Die Hagen-Wirtschaftsentwicklung als Herausgeber zahlt eine Gebühr für das gesamte System.
Diese hängt von der Lizenzstufe ab, beträgt allerdings maximal 2,9 Prozent des Gutscheinumsatzes. Die Akzeptanzstellen tragen ebenfalls eine geringe Gebühr (für z.B. 100 Euro Guthaben 35 Cent).