Hohenlimburg. Von Elton John bis Klimakleber: Konzerte, Kabarett und Kindertheater lockten hunderte Gäste zu den Schloss Spielen Hohenlimburg. Ein Streifzug:
Von Evi Niessner, bekannt als die „Dame der 20er-Jahre“, bis zum Tribute-Konzert mit Hits von Elton John und Billy Joel: Die Schloss-Spiele in Hohenlimburg boten in ihrer 69. Spielzeit auch fern des Hauptstücks wieder ein vielfältiges Kulturprogramm.
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Theater für Kitas
Dabei standen erstmals seit der Pandemie wieder Veranstaltungen für Kinder auf dem Programm. Wegen Corona waren die Theaterstücke für das jüngste Publikum zuvor drei Jahre ausgefallen. In diesem Jahr feierten sie ein großes Comeback: Rund 300 Vorschulkinder aus 22 Kitas im Hagener Stadtgebiet und Letmathe verfolgten etwa gebannt das Abenteuer von Prinzessin Tilly.
Als Prinzessin hat sie es nicht leicht. Immer höflich sein, fein nach dem Protokoll – darauf hat Tilly irgendwann keine Lust mehr. Gemeinsam mit der Tochter eines Ritters ging sie auf Jagd nach einem Drachen und nahm die Schar von Kindern im Schlosshof gleich mit.
Kindermusical für Schulen
In einer Rauchwolke verschwindet am Ende seines Auftritts ein kleiner Astronaut von der Bühne im Schlosshof, begleitet von vielen winkenden Händen: Das Kindermusical „Der kleine Alexander von Humboldt“ begeisterte die Grundschüler aus Hohenlimburg.
Mehr als 700 Schülerinnen und Schüler von den Schulen in der Wesselbach, Auf der Heide, aus Reh und Im Kley und aus Berchum saßen verteilt auf zwei Vorstellungen an zwei Tagen im Schlosshof und ließen sich von der Geschichte um den Entdecker im Raumanzug mitreißen. Abschließend gab es für die Schulen noch das Lesebuch zum Musical als Geschenk.
Politisches Kabarett
Für das erwachsene Publikum gab es derweil reichlich Konzerte und Kabarett: Neben dem Musiktheater der Nessi Tausendschön und dem Auftritt von Evi Niessner, die auf der Bühne die Kultur der 1920er-Jahre aufleben ließ, gab es diesmal auch reichlich scharfzüngiges Kabarett.
Spott und Schimpfe gab es im Schloss Hohenlimburg mit Winfried Schmickler. Mit 270 Besuchern komplett ausverkauft war der sommerliche Abend mit dem bissigen Kabarett-Künstler („Ich hoffe Sie werden das alles verkraften, den ganzen Weltuntergang“). Mit seinem Programm „Es hört nicht auf“ begrüßte Wilfried Schmickler seine „aller liebsten Hohenlimburger“ und wurde mit kräftigem Applaus empfangen.
„Deutschland hinter allem“
In den gut zwei Stunden des abendfüllenden Programms ließ Schmickler niemanden unberührt und beleuchtet, was so alles schiefläuft in Deutschland und der Welt. „Deutschland, Deutschland hinter allen“ – kaum einen Politiker ließ er in seinen Parodien der politischen Lage ungeschoren davonkommen.
Von Klima bis AfD
Die Themen waren ernst. Corona, Klimakrise, AfD und der bedrohte Wohlstand in Deutschland. Doch Wilfried Schmickler schaffte es. auch diese Themen mit Witz zu versehen und gleichzeitig zum Nachdenken anzuregen. Das Publikum war begeistert. Gelächter zwang den erfahrenen Kabarettisten zu kurzen Pausen und der ein oder andere „Schenkelklopfer“ war auch dabei.
Mit seinem abwechslungsreichen Programm, nicht nur in der Themenauswahl, die vom Irrsinn der DDR bis zu den „Klimaklebern“ reichte, sondern auch in der Form der Präsentation, mit Spottgesängen, Schmäh-Tiraden und Gedichten, erheiterte Schmickler die versammelte Gesellschaft.
„Cooler Typ“, bezeichnete Besucher Markus Hennemann den 68-jährigen Kabarettisten. „Habe mich sehr auf den Abend und den trockenen Humor gefreut“. Enttäuscht wurden die Erwartungen nicht, denn auch als es dämmerte und der Hof plötzlich in blaues Licht getaucht war, da war das Publikum noch bester Laune.
Wortkünstlerin begeistert
Ein Volltreffer war derweil auch der Auftritt von Katie Freudenschuss. Mit überraschend verstellter, tiefer Raucherstimme begrüßte die Kabarettistin mit einem Lied, begleitet mit dem Klavier, ihr Publikum im Schloss Hohenlimburg. Der Schlosshof leuchtete in bunten Farben, als sie mit dem prophetischen Song „alle über 40“ beginnt.
Doch zuvor wurde bereits fleißig geschrieben an den Tischen vor der Bühne im Schlosshof. „Nichts ist, wie es wird“, lautete das Programm im Zuge der 69. Auflage der Schlossspiele an diesem Abend. Alles steht im Zeichen der Zeit. Katie Freudenschuss unterhält mit einer Mischung aus Kabarett, eigener Musik und Stand-Up etwa 160 Besucher, die aber auch selbst ihren Beitrag leisteten.
Was war früher besser? Was ist heute besser? Ihre Antworten notierten die Besucher auf Zetteln, die anonym abgegeben werden. Eine riesige Sanduhr auf dem Klavier zeigte die Zeit, die dem Publikum mit der Künstlerin noch bleibt.
„Anja die Haferflockenberaterin“
Mit parodierten Songs wie „Ich will Gas, ich will Gas“ nach dem Original „Ich will Spass“ von „Markus“, Irrsinn aus dem Alltagsleben, freiimprovisierten Gedichten nach Anregungen aus dem Publikum und dem ein oder anderen anstößigen Witz brachten Katie und ihr Alter Ego Katja die Hohenlimburger zum Schreien. Und immer der Bezug zum Publikum.
Mit der Interaktion stellt die Kabarettisten ihre Spontanität und Kreativität unter Beweis. Der beeindruckende Umgang mit Sprache und Musik begeisterte die Zuschauer, die mit lautem Gelächter und Applaus die Kunst quittieren. Aus einem kurzen, lustigen Interview während der Show mit Anja von Assel, Bankberaterin, entstand kurzerhand auf bemerkenswerte Art und Weise ein Musical über das Mädchen, das gerne Haferflocken aß und nun eine Kariere als Haferflockenberaterin anstrebte.
Helfer im Einsatz
Unterstützt wurde die von der Bühne ausstrahlende heitere Stimmung im Hintergrund durch die ehrenamtlich engagierten Helfer des Freundeskreis Schlossspiele e.V., die wie an jedem Abend der Spielzeit für das leibliche wohl der Besucher sorgten. Erfrischende Getränke und Bratwurst vom Grill unter bester Laune verliehen dem Abend trotz bewölktem Himmel eine lockere sommerliche Atmosphäre, in der bis in die voranschreitende Dämmerung hinein viel gelacht wurde.
Celtic Night und Elton John
Gerockt und getanzt wurde derweil an den Konzertabenden, wobei die Celtic Night und der Abend mit Bastian Korn und Band begeisterten: Letzterer servierte vor ausverkauften Reihen im Schlosshof zahlreiche Songs von Billy Joel und Elton John. Die Besucher sahen eine fulminante Show bis in die Nacht.
Goldener Anzug und Glitzer-Brille durften als Ehrerbietung vor der britischen Musik-Legende Elton John verstanden werden, dessen Lieder der Vollblut-Musiker Korn genüsslich über das Piano schepperte. Die Energie ging auf das Publikum über und bald hielt es viele Gäste nicht mehr auf ihren Stühlen. Dazu gab es am Ende ein Gruppenfoto mit der Helferschar der Schloss-Spiele auf der Bühne. Kurzum: Dieses Konzert gehörte zu den Highlights der Spielzeit auf Schloss Hohenlimburg.