Hagen. Der Fall sorgte für Entsetzen. Ein Hildegardis-Schüler rammt einem Mitschüler ein Messer in den Kopf. Er ist wegen versuchten Mordes angeklagt.

Die Anklageschrift geht von einem zweifachen Mordversuch aus. Von einem heimtückischen Messerangriff eines Hildegardis-Oberstufenschülers auf zwei Mitschüler. Einem wurde die scharfe Klinge mit voller Wucht in den Kopf gerammt. Nur durch ein Wunder überlebte er. Der Vorfall wird derzeit vor der 2. Großen Jugendkammer des Landgerichts verhandelt: nicht öffentlich, weil der Angeklagte zur Tatzeit im Februar erst 17 Jahre alt war. Deshalb wurden Vorkehrungen getroffen, dass aus dem Prozess nichts nach außen dringt: alle Beteiligten schweigen. Aus Gründen des Jugendschutzes durfte auf dem Gerichtsflur auch nicht fotografiert werden.

Der mutmaßliche und jugendliche Täter wird dem Haftrichter vorgeführt.
Der mutmaßliche und jugendliche Täter wird dem Haftrichter vorgeführt. © © alex-talash.de | Alex Talash

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Dass eine Mordkommission in einem katholischen Gymnasium ermitteln muss, kommt nicht alle Tage vor. Und dass ein Jugendlicher seit mehr als sieben Monaten in Untersuchungshaft sitzt, auch nicht. Seinen 18. Geburtstag musste der junge Mann hinter Gittern verbringen. Dass er bald wieder seinen Platz im Klassenzimmer einnehmen kann, gilt als unwahrscheinlich. Der Fall hatte aufgrund der Brutalität und Rücksichtslosigkeit für großes Entsetzen gesorgt. Vielleicht gelingt es Verteidiger Dominik Weiß in dem Prozess hinter verschlossenen Türen, dass die blutige Attacke vom Vorwurf des versuchten Mordes zu einer gefährlichen Körperverletzung heruntergestuft wird.

Der Tatort war damals der Funckepark in der Hagener Innenstadt.
Der Tatort war damals der Funckepark in der Hagener Innenstadt. © Alex Talash

Tatort: Funckepark

Was genau am frühen Mittwochnachmittag des 8. Februar geschah, darüber muss die Kammer unter Vorsitz von Richterin Heike Hartmann-Garschagen nun Beweis erheben. Gegen 13.50 Uhr waren vier männliche Schüler im Funckepark, direkt neben dem Hildegardis-Gymnasium, zusammengekommen. Grund war nach Informationen dieser Zeitung ein vorausgegangener Streit mit Beleidigungen wie „Hurensohn“ oder „Bastard“. Als die Jugendlichen bereits Frieden geschlossen hatten, sei es auf der Treppe im Bereich Zehlendorferstraße/Ecke Märkischer Ring überraschend zu der lebensgefährlichen Attacke gekommen.

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Drei Stiche mit einer 7,2 Zentimeter langen Messerklinge drangen direkt in das Hirn des Mitschülers (18) ein. Er wurde im Allgemeinen Krankenhaus erstversorgt und sofort ins Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke verlegt. Dort setzten ihm die Ärzte in einer Notoperation eine Titanplatte in die Schädeldecke ein. Der Krankenhausaufenthalt dauerte vier Wochen. Ein weiteres Opfer der Messerattacke war ein 17-jähriger Mitschüler. Er erlitt Schnittwunden am Arm. Am Tattag umstellte ein Großaufgebot der Polizei das Hildegardis-Gymnasium. Zwei Tatverdächtige konnten zunächst in der Schultoilette, in der sie sich versteckt hatten, festgenommen werden. Nur der Beschuldigte blieb schließlich tatverdächtig und wurde in Untersuchungshaft genommen. Das Messer, bei dem es sich um die Tatwaffe handeln soll, wurde sichergestellt.

Es drohen zehn Jahre Haft

Auf die Frage von Richterin Hartmann-Garschagen, warum er dieses Messer mit sich führe, soll der Angeklagte geantwortet haben: „In der Schulkantine gibt es kein Besteck“. Zwar soll er sich noch im Gerichtssaal bei den beiden Opfern entschuldigt haben, doch diese bezweifeln, dass dies ernst gemeint war: Er wolle auf diese Weise nur ein milderes Urteil erreichen, so ihre Vermutung. Dem jungen Angeklagten drohen nach Jugendrecht maximal zehn Jahre Haft.