Hagen. Der erste „Chef“ des Märkischen Arbeitgeberverbandes war Hans Bilstein. Was seitdem geschehen ist, prägt die Region bis heute. Eine Betrachtung.

Der Märkische Arbeitgeberverband begeht in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum nach dem Zweiten Weltkrieg. Als am 14. August 1948 im Kammermusiksaal der Stadt Hagen 230 Firmen den Arbeitgeberverband Hagen-Ennepe-Ruhr e.V. aus der Taufe hoben, war dies für die Unternehmer der Region ein besonderer Moment. Noch vor Verabschiedung des Grundgesetzes erhielten die Organisationen der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer in der damaligen britischen Besatzungszone auf lokaler Ebene wieder das Recht, als Tarifvertragsparteien Vereinbarungen über Löhne und Arbeitsbedingungen zu treffen. Heute ist das Leistungsspektrum des Arbeitgeberverbandes längst viel breiter.

Erster Vorsitzender des Verbandes war 1948 der Unternehmer Hans Bilstein. Bevor dessen Betrieb in Ennepetal-Altenvoerde 1954 den ersten serienreifen Einrohr-Gasdruck-Stoßdämpfer entwickelte, produzierte er bereits Stoßstangen, Wagenheber und Kräne. Neben der Tarifpolitik ging es Bilstein als Verbandsvorsitzender zunächst in erster Linie darum, die schweren sozialen Probleme der Nachkriegszeit zu bewältigen: Demontagen, Wiederaufbau der Produktion, die Notlage der Bevölkerung, Flüchtlingsströme. Erster kommissarischer Geschäftsführer des neuen Arbeitgeberverbandes war Dr. Helmut Hopp, die ersten hauptamtlichen Geschäftsführer wurden 1949 Dr. Ernst Stedtfeld und 1951 Dr. Wolfgang Gercken.

Große Namen aus der Industrie

Auf Hans Bilstein folgten als Verbandsvorsitzende im Laufe der Jahrzehnte Dr. Paul Pleiger (Witten), Dr. Hans-Joachim Gottschol (Hagen), Georg Dessel (Witten) und Harald Korte (Hagen). Auch sie traten überregional in Erscheinung und unterstrichen so immer wieder die Bedeutung des Hagener Verbandes. Beispielsweise amtierte Dr. Gottschol von 1992 bis 1996 als Präsident von Gesamtmetall. Dr. Pleiger war Präsident der Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände und langjähriger Verhandlungsführer der nordrhein-westfälischen Metall- und Elektro-Industrie.

Geschäftsführer des Märkischen Arbeitgeberverbandes ist  aktuell Özgür Gökce.
Geschäftsführer des Märkischen Arbeitgeberverbandes ist aktuell Özgür Gökce. © WP | Michael Kleinrensing

2008 fusionierte der benachbarte Arbeitgeberverband Ruhr/Lenne mit dem Märkischen Arbeitgeberverband zum neuen großen Märkischen Arbeitgeberverband (MAV). So entstand einer der größten regionalen Arbeitgeberverbände in Nordrhein-Westfalen mit heute rund 460 Mitgliedsbetrieben und etwa 60.000 Beschäftigten vornehmlich aus der Metall- und Elektroindustrie. Die Geschäftsstelle in Hagen befindet sich seit 1960 im Haus der Märkischen Industrie, Körnerstraße 25 bis 27. Vorher war der Verband in der Hochstraße 74 ansässig, im gleichen Haus wie das Arbeitsgericht Hagen.

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Bereits 1962 begann im Arbeitgeberverband die lange Geschichte des Arbeitskreises Schule-Wirtschaft. Lehrkräfte lernen als Multiplikatoren durch Firmenbesuche den Alltag und die Bedürfnisse der Industrie kennen.

2015 baute der Verband als alleiniger Träger der Ausbildungsgesellschaft in Letmathe mit einem Investitionsvolumen von insgesamt vier Millionen Euro eine neue überbetriebliche Lehrwerkstatt, die für die gewerblich-technischen Berufe der Metall- und Elektroindustrie bis heute eine Ausbildung auf höchstem technischem Stand garantiert. Ganz grundsätzlich setzt sich der Märkische Arbeitgeberverband für eine stärkere gesellschaftliche Akzeptanz der dualen Berufsausbildung ein.

Krisen der letzten Jahre

Der Verband hat insbesondere zu Beginn des neuen Jahrtausends viele Krisen in kürzester Zeit erlebt: Basel II, die Wirtschaftskrise 2008/2009, die Flüchtlingskrise. Aber sicher hätte sich niemand vorstellen können, was sich zu Beginn der 2020er-Jahre noch komprimiert zusammenbrauen würde: Die historische Corona-Pandemie, die Hochwasserflut im Verbandsgebiet, weltweite Lieferprobleme für Rohstoffe und Computer-Chips, die Sperrung einer Autobahn-Lebensader der Region und schließlich ein Krieg in Europa.

Angesichts solcher Rahmenbedingungen profitieren Betriebe davon, wenn sie sich in einem funktionierenden Netzwerk mit überregionalen Verbindungen Rat und Unterstützung holen können. Dieses Angebot macht der Märkische Arbeitgeberverband – jetzt und in Zukunft.