Hagen. Der Besuch der Wagner-Festspiele in Bayreuth wird den Kindern der Overberg-Schule aus Hagen wohl noch lange im Gedächtnis bleiben.

Ein außergewöhnliches Erlebnis für die Kinder der Grundschule Overberg aus Hagen war der Besuch der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth. Die Jungen und Mädchen der in Boelerheide beheimateten Lehranstalt durften nicht nur eine kindgerechte Inszenierung der Oper „Parsifal“ besuchen, sie hatten selbst die Kostüme für die Aufführung entworfen. „Das war eine ganz tolle Erfahrung, die Kinder waren stolz wie Bolle“, so Schulleiterin Sandra Schnadhorst.

Dass die Reise nach Bayreuth mitten in den Sommerferien stattfand, tat der Freude keinen Abbruch. Deshalb handelte es sich auch offiziell nicht um eine Schulveranstaltung, sondern Eltern, Kinder und Lehrerinnen fuhren mit ihren Privatwagen in die fränkische Universitätsstadt. Insgesamt waren es rund 40 Personen, die sich auf den rund 450 Kilometer weiten Weg machten. „Viele sind anschließend weiter in den Urlaub nach Österreich oder zu anderen Zielen gefahren“, so die Rektorin.

Katharina Wagner höchstpersönlich in Hagen

Keine Geringere als Katharina Wagner (44), die Urenkelin des berühmten Komponisten, war im April leibhaftig an der Overberg-Schule erschienen, um mit den Kindern der dritten und vierten Klasse Kostüme für den „Parsifal“ zu entwerfen. Anlass für ihren Besuch in Hagen war ihr Projekt „Wagner für Kinder“, bei dem Wagner-Opern kindgerecht inszeniert werden.

Katharina Wagner (hinten mit Maske) besuchte im April die Overberg-Grundschule in Hagen.
Katharina Wagner (hinten mit Maske) besuchte im April die Overberg-Grundschule in Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

Denn sie sieht es als ihre Aufgabe an, jungen Menschen klassische Musik, speziell die Opern ihres Vorfahren, näher zu bringen: „Die Lehrpläne an den Schulen sind doch so vollgepackt, dass kaum Muße bleibt, sich mit Wagner auseinanderzusetzen.“

Besonders faszinierend sei es für Kinder zu erleben, wie ein Musikstück, an dem sie selbst mitgewirkt haben, zum Leben erweckt wurde. Und kindgerecht aufbereitet, würden Wagner-Opern die jungen Menschen auch nicht über Gebühr strapazieren: „Im Gegenteil, ich habe die Erfahrung gemacht, dass man Kinder nicht unterfordern darf. Parsifal ist natürlich auch ein bisschen brutal, aber Kinder wollen eine Geschichte verstehen und nicht, dass wir sie verniedlichen.“

Kinder aus Hagen im Zuschauerraum

Also kürzte sie den „Parsifal“, das letzte Werk ihres berühmten Urgroßvaters, auf eine rund einstündige Fassung und schickte der Overberg-Schule das Drehbuch. „Musik bildet einen Schwerpunkt an unserer Schule, deshalb passt das Projekt wunderbar zu unserem Profil“, freute sich Rektorin Schnadhorst.

Die neun schönsten der von den Schülern und Schülerinnen gemalten Kostüme wurden in einer Werkstatt in München angefertigt und bei der Uraufführung der Kinderoper in Bayreuth von den Darstellern getragen. Die Kinder aus Hagen saßen mit ihren Eltern und Lehrerinnen im Zuschauerraum der Probebühne 4 des berühmten Festspielhauses und hörten und sahen der 80-minütigen Vorstellung gebannt zu. „Wir hatten zuerst Bedenken, dass es den Kindern zu langweilig werden könnte, doch die Aufführung war wirklich sehr kindgerecht und hat alle begeistert“, bilanzierte Sandra Schnadhorst.

Bällchenbad und ferngesteuerte Ente

Damit die Schüler die Handlung nachvollziehen konnten, wurde zwischen die Musikpassagen immer wieder gesprochener Text eingestreut. Das lindernde Bad, in dem sich der König Amfortas erholt, entpuppte sich als Bällchenbad, zudem zog eine ferngesteuerte Ente die Blicke der Jungen und Mädchen aus Hagen auf sich.

Zwar kam das erhoffte Foto mit den Darstellern in den in Hagen entworfenen Kostümen nicht zustande, doch ist es nicht übertrieben, die Kinder als kleine Wagner-Experten zu bezeichnen. Und wer weiß, vielleicht kehrt so manches von ihnen als Erwachsener zurück zu einem Besuch der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth.