Hohenlimburg. Schimmel-Shirts, alte Lebensmittel, Tücher mit Blutflecken: Immer wieder sorgen solche „Spenden“ bei der Kleiderkammer Hohenlimburg für Frust.
Schimmel-Shirts, Handtücher mit Blutflecken, abgelaufene Lebensmittel: Zuletzt kamen immer häufiger Spenden bei der Kleiderkammer Hohenlimburg an, die als solche nicht guten Gewissens an Bedürftige weitergegeben werden konnte. Das sorgt für Frust bei den Ehrenamtlichen vor Ort.
Keine Reste-Rampe
Es riecht muffig, als Birgit Darmstädter den Koffer vor ihr öffnet. Darin viele Oberteile, die teils mit Schimmel befleckt sind. Oberteile, die als Spende bei der Kleiderkammer abgegeben wurden. „Im Moment ist leider Vieles, was wir bekommen, grenzwertig“, sagt Darmstädter und rümpft die Nase. Sie gehört zu einem Team von Ehrenamtlichen, die sich jeden Dienstag um die Menschen kümmern, die zum Eingang des Petrus-Canisius-Haus im Weinhof kommen und um Spenden bitten. Angeboten werden neben Kleidung aus zweiter Hand auch Lebensmittel und Hygieneartikel. Eine kleine Auswahl an elektronischen Geräten gibt es auch.
Angewiesen auf Spenden
Ermöglicht wird das Angebot dank vieler Spenden, die regelmäßig von Bürgerinnen und Bürgern kommen. Darunter viele Sachen, die gut gepflegt sind und bedenkenlos weitergegeben werden können. Aber eben nicht nur. Schimmel auf abgegebenen Kleidungsstücken ist dabei nur ein Beispiel von vielen. Auch Handtücher mit Blut befleckt wurden mal als Spende abgegeben, Töpfe mit Essensresten, kaputte Schuhe, abgelaufene Lebensmittel von 2021 oder noch älter.
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„Wir bekamen mal Tee geschenkt, da war noch der D-Mark-Preis aufgeklebt“, erinnert sich Erika Hankeln vom Leitungsteam der Kleiderkammer. „Als Kommentar des Gebers kam dann, Tee laufe nicht ab, den könne man noch trinken.“ Auch defekte Elektronikgeräte wurden bereits abgegeben.
Sie wollen nicht undankbar gegenüber Spendern wirken, das unterstreichen die Ehrenamtlichen unisono. Sie wollen aber auch nicht, dass die Kleiderkammer in Hohenlimburg von manchen Leuten als eine kostenlose Reste-Rampe oder Entsorgungsstelle wahrgenommen wird. Die eigenen Kleiderspenden vor der Abgabe zu Waschen, zu bügeln und ordentlich zu falten dürfe doch nicht zu viel verlangt sein, meinen sie. „Ich würde doch Sachen so gepflegt abgeben, wie ich sie selbst anziehen würde“, sagt Hankeln.
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Seit vielen Jahren betreiben die Ehrenamtlichen die Kleiderkammer im Weinhof. Knapp dreihundert Personen sind registriert, um Kleidung und Lebensmittel zu bekommen, darunter seit vergangenem Jahr auch viele Geflüchtete aus der Ukraine, die Zuflucht in Hohenlimburg gefunden haben. Die Kapazitäten der Kleiderkammer sind aktuell am Limit. „Wir können es nicht leisten, alle abgegebenen Spenden selbst aufzubereiten, das wäre für unser Team zu aufwendig“, sagt Hankeln. Schließlich sind es nur rund 25 Ehrenamtliche, die sich in ihrer Freizeit um die Kleiderkammer kümmern.
Kontrollen eingeführt
Mittlerweile werden deshalb alle Spenden, die bei der Kleiderkammer eingereicht werden, vor der Annahme direkt kontrolliert. Das gefalle nicht jedem. Und sie ärgere sich über die Reaktionen, die manchmal kommen, wenn dann auf die schlechte Qualität der eigenen Spenden hingewiesen wird. „Da wird dann häufig gesagt, für Bedürftige ist das doch noch gut genug“, berichtet Hankeln. „Aber auch Bedürftige haben ein Recht auf saubere Kleidung.“